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Warum Fundamentaldaten keine Marktbewegungen verursachen

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An den Finanzmärkten ist es gängige Praxis, dass sogenannte Fundamentaldaten wie z.B. die Wirtschaftslage, Zinssätze, Krieg oder Frieden, Infaltion oder Deflation usw. zur Vorhersage von Kursbewegungen herangezogen werden. Die Vorstellung dahinter ist die, dass ein solches fundamentales Ereignis die Anleger in eine bestimmte Stimmung versetzt und somit zu einer bestimmten Handlung motiviert. Eine schlechte Wirtschaftslage soll zum Beispiel dazu führen, dass weniger Aktien gekauft werden, da erwartet wird, dass die wirtschaftliche Lage anhält oder noch schlechter wird. Umgekehrt soll beispielsweise eine politisch friedliche Atmosphäre die Aktienkurse weiter steigen lassen. Gerade die Anhebungen oder Senkungen der Zinssätze durch die FED werden von vielen Anlegern und Tradern mit Spannung beobachtet. Wer sich mal die Mühe gemacht und alle Zinsveränderungen eines Jahres auf dem Chart eines Assets markiert hat, wird festgestellt haben, dass keine stets gleichartigen Bewegungen zu gleichartigen Zinsschritten zu beobachten sind. Was bewegt also dann die Märkte? Folgendes Experiment liefert eine sehr aufschlussreiche Antwort.

1987 führten Smith, Suchanek und Williams von der University of Arizona und der Indiana University sechzig Laborsimulationen mit nur einem Dutzend Freiwilligen durch, bei denen es sich in der Regel um Wirtschaftsstudenten, in einigen Experimenten aber auch um professionelle Geschäftsleute handelte. Obwohl alle Teilnehmer das gleiche perfekte Wissen über die bevorstehenden Dividendenaussichten hatten und am Ende des simulierten Handelstages eine tatsächliche Dividende verkündet wurde, die mehr oder weniger zufällig variieren konnte, aber im Durchschnitt einen bestimmten Betrag ausmachte, erzeugten die Probanden in diesen Experimenten wiederholt ein Boom-and-Bust-Marktprofil. Die extreme Ausprägung dieses Profils hing mit der mangelnden Erfahrung der Teilnehmer auf dem Gebiet der Spekulation zusammen. Der leitende Forschungsökonom Vernon L. Smith kam zu dem Schluss: "Erfahrene Teilnehmer erzeugen häufig eine Marktblase, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer als bei unerfahrenen Teilnehmern. Wenn dieselbe Gruppe zu einem dritten Markt zurückkehrt, verschwindet die Blase". (1)
In der realen Welt wären "diese Blasen und Zusammenbrüche sehr viel unwahrscheinlicher, wenn immer dieselben Händler auf dem Markt wären" (2) , aber es treten immer wieder Neulinge auf den Markt.
Während diese Experimente so durchgeführt wurden, als ob die Teilnehmer tatsächlich über echtes Wissen über kommende Ereignisse und den so genannten fundamentalen Wert verfügen könnten, ist ein solches Wissen in der realen Welt nicht vorhanden. Die Tatsache, dass die Teilnehmer trotzdem ein Boom-Bust-Muster erzeugen, ist ein überwältigender Beweis für die Macht des Herdentriebes.

Verweise:

(1) Smith, V.L., Suchanek, G.L. und Williams, A. W. (1988, September). "Bubbles, crashes, and endogenous expectations in experimental spot asset markets." ("Blasen, Crashs und endogene Erwartungen in experimentellen Spotmärkten für Vermögenswerte".) Econometrica, Vol. 56, No. 5, S. 1149.

(2) Bishop, J.E. (1987, November 17). "Stock market experiment suggests inevitability of booms and busts." ("Börsenexperiment deutet auf Unvermeidbarkeit von Booms und Busts hin.") The Wall Street Journal, S. 31.
Smith weist in diesem Artikel auch darauf hin, dass künstliche Handelsbeschränkungen, die die Abwärtsbewegung während einer Sitzung begrenzen, die Menschen dazu ermutigen, einen überdurchschnittlich starken Boom zu erzeugen, was wiederum den darauf folgenden Crash verschlimmert. Solche verordneten Handelsstopps, die heute in Kraft sind, verschlimmern den Absturz noch aus einer anderen Perspektive. Wenn Menschen investiert sind und wissen, dass sie bei einem weiteren Rückgang ihre Ausstiegsoption verlieren und auf ihren Aktien sitzen bleiben, geraten sie noch mehr in Panik als sie es sonst getan hätten. Potenzielle neue Käufer werden zögern, in den Markt einzusteigen, weil auch sie festsitzen könnten.

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