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SPX: Übertreibung ja, aber wo ist die Topbildung?

Long
Man kann sich diverse technische Indikatoren anschauen, die allesamt eine deutlich Marktübertreibung anzeigen. Um ein nachhaltiges Top zu erkennen, helfen technische Indikatoren aber nur bedingt. Ich greife mal wieder auf einige Makro-Indikatoren zurück und nehme zwei Zinsstrukturkurven (US10Y-US02Y und US10Y-US03MY) sowie den Leitzins aus dem Werkzeugkasten und gucke wie sich deren Entwicklung auf den S&P500 auswirkt. Nebenbei hab ich mir die Frage gestellt welche der beiden Zinskurven die bessere Prognosekraft hat. Ich nehme einfach beide, denn beide haben ihren Vor- und Nachteile.

Guckt man die sich vergangene Zinszyklen an, dann kann man sehen, dass der Zeitpunkt der Zinswende, das Ende der inversen Zinskurve und das Top am Aktienmarkt in der Regel sehr nah beeinander liegt. Das Ende der inversen Zinskurve mit Übergang zu einer positiven Zinskurve wird als Bull-Steepener bezeichnet und ist besonders schlecht für Aktienmärkte. Zinsdifferenz beider Zinsstrukturkurven ist aktuell weiterhin sehr deutlich in negativen Bereich und spricht eher gegen ein sofortiges Ende der Aktien-Hausse. Die Zinsdifferenz der US10Y-US02Y liegt bei -0,45% und die der US10Y-US03MY sogar deutlich unter -1%. Der Markt schätzt das wirtschaftliche Umfeld also weiterhin gut genug ein. Ein Alarmzeichen wäre erst eine positive Zinsdifferenz, in der Regel einhergehend mit mehreren schnellen und abrupten Zinssenkungen, die momentan aber auch nicht in Sicht sind.

Mein Fazit: Übertreibung ja, keine Frage, aber das Makro-Umfeld wird vom Markt noch als zu gut eingeschätzt als das uns jetzt unmittelbar eine größere Korrektur bevorsteht. Übertreibungen am Aktienmarkt sterben nicht an Altersschwäche, sondern Faktoren, die sich nachhaltig ändern. Die Korrektur wird auch irgendwann kommen, aber das kann sich nach meiner Einschätzung noch einige Monate und eventuell sogar bis 2025 hinziehen. Die erste ansivierte Zinssenkung wird gerade immer weiter nach hinten verschoben. Ein kompletter Ausstieg aus dem Markt käme aus meiner Sicht daher zu früh. Wo nun genau das Top ist, weiß ich natürlich auch nicht, aber zeitlich gesehen, lässt das Umfeld weitere Tops zu bzw. eine Topbildung auf aktuellem Niveau mit Seitwärtsbewegung, während ein große Korrektur unwahrscheinlich ist, solange die Zinsstrukturkurven so klar negativ bleiben.

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