Ausblick restriktive FED und Folgen / BTC kurz vor neuem Tief ?Beim letzten Zinsentscheid der FED gab es einige wichtige Änderungen in der Geldpolitik. Neben der Zinserhöhung um 75 Basispunkte gab die FED einige düstere Aussichten. Die Prognose für das Real GDP im Jahr 2022 wurde von 1,7% auf 0,2% gesenkt. Gleichzeitig wurde der Federal Funds Rate für das Jahr 2022 um 1% erhöht, die Range liegt bei 3,9-4,6%.
Der Markt preist nun bis zum Ende 2022 zu 70% weitere Zinserhöhungen um 125 Basispunkte ein:
Als Analyst muss ich mir also die Frage stellen, was das Ergebnis dieser aggressiven Zinserhöhungen sein wird. Im letzten Artikel habe ich bereits über die Probleme im Immoblienmarkt, sowie über die Probleme des starken Dollars gesprochen. Wer diesen noch nicht gelesen hat, kann das jetzt kurz nachholen (einmal auf den nächsten Chart klicken):
Als nächstes beschäftigen wir uns mit dem Chart des S+P 500:
Die technischen Indikatoren zeigen ein klar bullishes Bild. RSI, sowie MacD haben starke Divergenzen und der Stochastic ist im überverkauften Bereich. Trotzdem darf man die steigenden Rezessionssorgen nicht vernachlässigen, Zinserhöhungen wirken mit einer gewissen vorlaufzeit. Ebenso sind Kriege, Energiekrisen oder das erneute Aufflackern von Covid 19 immer noch mögliche Ereignisse mit schwerwiegenden Folgen für die US-Wirtschaft. Ziele bis in den Bereich von 3100-3200 Punkten sind realistisch, dass wären vom heutigem Stand noch knapp 15% weiter runter. Spätestens dann muss aber auch die FED ihren Kurs ändern. Betrachtet man die historische, durchschnittliche Dauer von dem Beginn der ersten Zinserhöhung bis zur ersten Zinssenkung, kommt man auf 7 Monate. Nur als Randbemerkung: der momentane Zinserhöhungszyklus läuft bereits seit knapp 7 Monaten! Mit den erwarteten Zinserhöhungen im November/Dezember sind wir sogar schon bei 8-9 Monaten!
In diesem Zusammenhang möchte ich, wie in meinem letzten Artikel, nochmal den TLT-ETF aufgreifen. Dieser ist kurz vor einem starken Unterstützungsbereich. Gleichzeitig sind technische Indikatoren auf extrem überverkauften Levels und zeigen bullishe Divergenzen. Meiner Meinung nach stehen wir kurz vor einer Anleihen Ralley.
Warum ich gerade den TLT-ETF zeige, liegt vor allem daran, dass ein Ende des Zinserhöhungszyklus immer mit einem Tief im TLT-ETF hervorging. Bringt man diese Information zusammen mit den Mittel der FED (Zinsen/Bilanz) und dem volatilsten Asset Bitcoin, in einen Chart, kommt man zu einem beeindruckenden Ergebnis.
Aus diesem Chart lässt sich ableiten, dass wir kurz vor einem langfristigen Boden in Bitcoin stehen. Betrachten wir den Chart des Bitcoin etwas genauer, so ist dieser von einem sehr bärishen Sentiment geprägt. Niemand möchte den Bitcoin mehr besitzen, Google Suchanfragen für "buy bitcoin" sind auf ein 2-year-low gefallen.
Chartanalyse Bitcoin:
Die technischen Indikatoren zeigen auch hier ein klares Bild. In der Summe sehe ich bei Bitcoin nichtmehr die große Downside wie beispielsweise im SPX. Klar können wir nochmal in einen Bereich von 15600$-16300$ fallen, jedoch ist dies im Vergleich zur gesamten Abwärtsbewegung nichtmehr viel. Sobald der Markt das Ende des Zinserhöhungszyklus einpreist und die Renditen für Anleihen wieder fallen (TLT-ETF steigt), gibt das Bitcoin die Chance auf einen langfristigen Boden. Ob wir gleichzeitig bei den traditionellen Märkten ein langfristiges Tief sehen, bleibt zu bezweifeln. Diese könnten je nach fundamentaler Ereignisse nochmal tiefer fallen. Ähnliches haben wir auch nach dem letzten Zinserhöhungszyklus gesehen während BTC im Corona crash ein Higher Low und der SPX ein lower Low formte:
Zusammengefasst sind jetzt weitere Konjunktur-, Arbeitsmarkt oder PMI-Daten wichtig und werden die Pläne der FED beeinflussen. Denn diese wird ihre restriktive Haltung nur in 2 Fällen ändern: Entweder fällt die Inflation in den erwarteten Bereich der FED (siehe erster Chart) oder die Wirtschaft schlittert in eine tiefe Rezession, geprägt von hoher Arbeitslosigkeit (SPX bei 3100-3200 Punkten). Achtet also vor allem auf die nächsten Finanzdaten, hier eine kleine Liste der wichtigsten:
- 29.09.2022, 14:30: US GDP (Q2), Prognose: -0,6% | USA Erstanträge Arbeitslosenhilfe, Prognose: 215k
- 30.09.2022, 3:30: China Einkaufsmanagerindex (EMI) Verarbeitendes Gewerbe, Prognose: 49,6 / 11:00: VPI Europa, Prognose: 9,7% / 14:30: USA PCE-Kernrate Preisindex, Prognose: 0,5%
- 03.10.2022, 16:00: USA EMI (Verarbeitendes Gewerbe), Prognose: 52,8
- 04.10.2022, !6:00: Jop Openings, Prognose: 10,45M
- 05.10.2022, 16:00: ISM EMI (Dienstleistungen), Prognose: 56,5
So weit es mir möglich ist, werde ich diese Idee updaten und euch auf dem Laufenden halten. Wenn euch mein Artikel gefallen hat, würde ich mich über einen Like freuen. Fragen, Feedback oder Anregungen für weitere Ideen bitte in die Kommentare. Außerdem würde es mich interessieren, ob ihr in Zukunft mehr Chartanalysen aus technischer oder fundamentaler Sicht sehen wollt.
glückliches investieren und viel Erfolg
Euer CryptoRaphael
Macro
Wann beendet die FED ihren restriktiven Kurs? Die folgende Grafik zeigt den US-Interest-Rate (USINTR)
Der nächste Zinsentscheid ist bereits in 11 Tagen am 21. September. Nach der letzten Rede von J. Powell ist die Wahrscheinlichkeit für eine 0,75%-Erhöhung auf 88% angestiegen. Unter Investoren sollte dies eher eine negative Nachricht sein, da ein zu straffer Kurs seitens der FED die Wirtschaft in eine Rezession schicken könnte. Die Märkte sind jedoch nicht gefallen, was man hätte erwarten können, sondern sind gestiegen! Der SPX kletterte hoch bis zu einem starken Widerstand bei 4075 Punkten und beendete die Woche mit einem Plus von 3,65%.
Wie es aussieht nimmt der Markt die Aussagen von J. Powell nicht mehr ernst und erwartet eine überraschende 0,5% Zinsanhebung. Hierfür werden die Verbraucherpreisdaten für die nächste Woche entscheidend sein. Betrachtet man die Preise im verarbeitenden Gewerbe, so haben diese im August sogar die Breakeven Line von 52,6% durchbrochen und gehen in die Schrumpfung über.
Ebenso kann man einen Blick auf die Rohstoffpreise werfen, betrachten wir hierzu den Thomson Reuters/Corecommodity CRB Index (TRJEFFCRB). Dieser formt bereits die 2. Rote Quartalskerze hintereinander und ist vom letzten Hoch gute 15% entfernt.
Man kann also erwarten, dass die Inflation zurückgehen wird. Sollte sie sogar unter der Prognose liegen wovon ich ausgehe, ist das ein gutes Zeichen für die überraschende 0,5% Zinsanhebung. Des weiteren stellt sich auch die Frage ob wir beim nächsten Zinsentscheid vorerst eine letzte Zinserhöhung sehen werden? Die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt sind extrem gravierend, die Nachfrage nach Häusern ist aufgrund der hohen Bauzinsen stark gesunden.
Auch Baugenehmigungen werden langsam weniger, was in der Vergangenheit oft als Vorlaufbote für eine Rezession galt.
Betrachten wir auch Anleihen mit einer Laufzeit von 20+ Jahren (den TLT-ETF), so ist dieser extremst überverkauft und bildet bereits bullishe Divergenzen (siehe ROC). Zu erwarten ist eine baldige Ralley nach oben. Die Zinsen dieser Anleihen sollten somit fallen.
In der nächsten Grafik seht ihr die 3 monatigen Staatsanleihen (blau) gegenüber dem Leitzins (weiß)
Aufällig ist die immer weiter sinkende jährliche Änderungsrate der 3-monatigen Staatsanleihen was historisch gesehen ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus bedeutete.
Beispiel Zinserhöhungszyklus 2015-2019:
Abschließend bin ich der Meinung, dass beim nächsten Zinsentscheid die zwölfprozentige Wahrscheinlichkeit eintritt und die Zinsen um lediglich 0,5% angehoben werden. Dies wird für eine Überraschung am Markt sorgen, da der Markt immer noch zu viele Zinserhöhungen einpreist was in der nächsten Grafik zu erkennen ist:
Wichtig für die 0,5% Zinserhöhung sind die Verbraucherpreisdaten der nächsten Woche. Des weiteren könnte die nächste Zinserhöhung vorerst die letzte sein, da sich der Immobilienmarkt immer mehr abkühlt und der starke Dollar viele Probleme mit sich bringt. Einerseits werden für die USA Importe billiger, da die Inflation ins Ausland exportiert wird. Andererseits sinkt der Export, da Waren aus der USA zu teuer werden. Gleichzeitig müssen andere Zentralbanken ihre Zinssätze ebenfalls anheben, damit die Währung gegenüber dem Dollar nicht zu stark abwertet, wodurch auch hier wieder ein Teil der Inflation zurück in die USA exportiert wird. Dies führt zu einer gravierenden Zinsspirale, die großen Schaden am Welt-BIP anrichten kann. Ergänzend haben wir meiner Meinung nach auch keine so starke Wirtschaft mehr wie viele behaupten. Betrachten wir hierzu abschließend einen gewichteten Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes sowie Dienstleistungssektors, welcher ein Vorlaufindikator für das BIP darstellt.
Staatsschuldenquote im int. Vgl.Staatsschulden gemessen am jeweiligen GDP im intern. Vergleich.
Die Extreme sind Japan am oberen Ende und Russland am unteren.
Interessant auch: Die etablierten Mächte sind stärker verschuldet als die Herausforderer.
Wer ist besser auf steigende Zinsen vorbereitet im Bezug auf die Staatsverschuldungsquote?
Dies ist keine Anlageempfehlung.
Gold Long, fundamental und makroDer Chart veranschaulicht, dass der Goldpreis seit den 80ern mit steigender US-Geldmenge und -Verschuldung ansteigt. Außerdem veranschaulicht er, dass eine zur Geldmengenverringerung notwendige starke Zinserhöhung aufgrund der hohen Schuldenlast nicht ohne weiteres möglich ist.
Daher glaube ich, dass wir noch weiter mit einem negativen Realzins rechnen können. Soweit die sehr grobe Makro-Perspektive.
Konkreter erwarte ich, dass der Goldpreis nach Ende des Ukraine-Kriegs nach unten korrigieren wird. Wenn die Inflation wegen der Geldmengenausweitung weiter ansteigt, wovon ich ausgehe, sollte Gold aber anschließend wieder steigen. Irgendwann wird die FED wegen der Inflation zu sehr drastischen Zinsschritte gezwungen sein, vermute ich. Das sollte wohl die Aktienmärkte auf Talfahrt schicken und Gold im Zuge dessen auch, bevor es als Reaktion auf eine Flucht der Anleger in safe havens nocheinmal steigen könnte.
Dies stellt eine persönliche Meinung bzw. ein mögliches Szenario dar und ist keine Anlageempfehlung.
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Das "Alter" des Marktes und ChartmusterAnhand dieser Skizze des SPX möchte ich ein Konzept vorstellen, das meines Erachtens auf Tradingview zu selten Berücksichtigung findet: Das "Alter" eines Marktes. Dieses Konzept ist wichtig für das Interpretieren von Chartmustern.
Bei einem Menschen von 25 Jahren bedeuten die Symptome einer Lungenentzündung weniger Gefahr als bei einem 80-Jaehrigen. Analog dazu, deuten Chartmuster auf andere Risiken oder Chancen hin, je nachdem, ob sie in einem Bullen- oder Bärenmarkt zb nach zwei oder nach 14 Jahren auftreten.
Im Chart habe ich skizzenhaft zwei Einbrüche des SPX markiert. Einen zu Beginn einer Marktphase und einen im bereits reiferen Stadium einer Marktphase (aktuell sehe ich uns noch im nach-2008er-Bullenmarkt) (Marktphase dauern ca. 8-20 Jahre).
Würde das gleiche Chartmuster das gleiche bedeuten an beiden Stellen? Ja und nein. Beidesmal könnte es den Symptomen einer Lungenentzündung entsprechen. Aber das eine Mal treten diese Symptome bei einem 25-Jaehrigen auf, das andere Mal bei einem ca. 67-Jaehrigen. Daher leiten sich aus potentiell gleichen Chartmustern völlig andere Risiko-Einschaetzungen ab.
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Dieser Artikel ist keine Anlageempfehlung.