SPX 500 Jahresausblick , die Gier ist wieder da !

Die Anleger kehren zurück und kaufen Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle, Bitcoins, etc.. Mit dieser schnöden Erkenntnis, die Gier ist wieder da, könnte diese Analyse enden. Ich möchte aber auf paar wichtige Trends eingehen, die meiner Meinung nach nicht nur in diesem Jahr eine Rolle an den Märkten spielen werden.
1. Die Fed hat im Juni 2022 damit begonnen Anleihen aus ihrem Bestand zu verkaufen. Die Bilanz soll von 8,4 Trillionen $ auf 7,4 Trillionen $ gesenkt werden. Dieses Verfahren nennt man Quantitative Tightening ( QT ) und ist das Gegenteil von Quantitative Easing ( QE) . Damit versucht sie den Märkten Kapital zu entziehen und inflationäre Tendenzen zu bekämpfen. Zur Erinnerung, um die Folgen der Pandemie zu bekämpfen hat die FED zuvor 4 Trillionen $ in die Märkte gepumpt (QE) und damit eine beispiellose Rallye an den Märkten erzeugt . Zugleich soll über die Zinserhöhungen auf 5 % das Wachstum gedämpft und die Inflation auf 2% gesenkt werden. Das sind zwei Maßnahmen, die spürbaren Einfluss auf die Unternehmensgewinne haben werden. Die Dauer dieser Maßnahmen kann ich nur schätzen, die Reduzierung der Anleihebestände auf 7,4 Trillionen $ könnte aber im August 2023 beendet werden. Den Pivotpunkt, der Punkt an dem die FED die Zinsen wieder senken wird dürfte ebenso in diesem Jahr erfolgen, weil die Schuldenberge der USA viel zu hoch sind und sich hohe Zinsen bei gleichzeitiger hoher Verschuldung sehr negativ auf den Staatshaushalt auswirken und damit dringend benötigte Investitionen nicht getätigt werden können. Zurück zu den Unternehmensgewinnen. Nach Analysten Schätzungen ist der SPX 500 derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,5 bewertet. Der Markt geht davon aus , das die Gewinnsteigerungen des Jahres 2022 gehalten werden können. Unter normalen Bedingungen, damit meine ich keine hohen Zinsen und kein QT, wäre der SPX 500 im langfristigen Durchschnitt damit immer noch hoch bewertet. Bleibt noch der Blick auf die Aktien-Rückkauf-Programme der Unternehmen. Anstatt überschüssiges Kapital dafür zu nutzen das eigene Unternehmen klimaneutral zu machen oder die Angestellten besser zu bezahlen und auszubilden, kaufen die Unternehmen eigene Aktien zurück. Das freut die Aktionäre, zeigt aber damit auch die Gleichgültigkeit des Kapitals gegenüber den Problemen dieser Welt. Diese Vorgehensweise verzerrt die Bewertungsgrundlage des SPX 500 natürlich erheblich. Analysten schätzen, das ohne die Buybacks der Unternehmen der Markt 20% tiefer stehen würde. Die Erfahrungen mit QT, z.B. 2018- 2019, haben aber auch gezeigt , das der Aktienrückkauf während dieser Zeit deutlich reduziert wurde. Und genau in dieser Phase befinden wir uns im Augenblick. Den Märkten wird Liquidität entzogen und das dürfte noch ein paar Monate so weitergehen. Ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie sich die Gewinnsituation der Unternehmen entwickeln wird. Aber 2018- 2019 hat gezeigt, was auf die Märkte noch zukommen könnte.
2. Der Krieg in der Ukraine hat die Europäer und die USA vereint. Das Problem ist nur das immer mehr Militärexperten davon ausgehen das die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann und es zu einer Lösung am Verhandlungstisch kommen wird. Was passiert dann ? Ich weiß es nicht. Aber sollte die Ukraine Teile ihres Landes abgeben müssen, hätte Putin gewonnen und sich ganz nebenbei wichtige Rohstoffvorkommen gesichert. Rohstoffe, die Europa auf dem Weg in die Klimaneutralität dringend braucht. Ich bin mir sicher das es in der Europabude unglaublich viel Zoff und Streiterei geben wird ,wenn es um Verträge mit Russland geht. Der Euro dürfte deutlich abwerten, vor allem gegenüber Rohstoffwährungen und damit leider langfristig die Inflation hoch bleiben. Warum sollten sich die Amerikaner dann noch um die Europäer kümmern , die Verteidigungslinie der Nato steht doch ? Und warum sollte man dann inEuropa investieren ? Dagegen ist die Situation in Amerika doch viel entspannter.
3. Die EZB ist , was die Bekämpfung der Inflation angeht bisher nicht tätig geworden. Man muß das so klar sagen. Und ich nehme an das sich das nicht mehr ändern wird . Marode Staaten wie Italien und Griechenland müssen finanziert werden, das ist der neue Auftrag. Und zu diesen Ländern kommen immer mehr dazu . Die Gefahr besteht , das sich die Inflation im Euroraum austoben wird und kann.
4. Der Klimawandel wird sich beschleunigen. Das ist der Tenor in der Wissenschaft. Die Frage ist nur , wie wird sich dieser Prozess auf die Wirtschaft auswirken ? Die Politik jedenfalls scheint es nicht eilig zu haben gegenzusteuern. Deutschland geht da mit schlechten Beispiel voran, selbst ein Tempolimit kommt nicht zustande. Die auf den Klimakonferenzen beschlossenen Vereinbarungen sind seid Jahren nur Lippenbekenntnisse, mehr nicht. Es wird also nur darum gehen den Menschen vor den Folgen zu schützten. ( z.B. Hochwasserschutz) Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren verstärken, Versicherungspolicen dürften deutlich teurer werden und Unternehmensbereiche, wie die Logistik, Güterverkehr etc. vor große Probleme stellen. Die Kosten die auf die Staaten zukommen werden immens sein, das bestreitet nicht einmal mehr die FDP. Zudem wird Europa zunehmend mit den Kosten des Alterungsprozesses der Gesellschaft konfrontiert werden. Das Renteneintrittsalter ist viel zu niedrig, nicht nur in Deutschland. Geld für Bildung wird dann noch weniger zu Verfügung stehen und der Fachkräftemangel zunehmen. Damit werden aber auch die Löhne steigen und das vermutlich nachhaltig und dauerhaft, es sei denn Europa beginnt damit eine andere Flüchtlings - und Einwanderungspolitik zu verfolgen.
5. Taiwan bereitet sich seid Monaten auf einen Konflikt mit China vor rund damit auch die USA. Die wöchentlichen Berichte des Pentagon werden ,denke ich, zunehmend in den Fokus der Großinvestoren geraten. Sollte es tatsächlich zu einer Eskalation kommen und China Taiwan militärisch angreifen dürfte der Dax das letzte Tief bei11800 Punkten locker unterschreiten .
6. Russland und China, der Beginn einer neuen , langen Freundschaft verschärft die Konkurrenz mit dem Westen ganz erheblich . Deswegen steigen die Ausgaben für Rüstungsgüter weltweit dramatisch an. Dieser Trend dürfte nachhaltig und dauerhaft sein. Es geht um Rohstoffe und damit um die Zukunft von Machtblöcken, die einfach keinen vernünftigen Zugang zueinander finden.
6. Zum Chart: Der Abwärtstrend ist noch intakt. Meiner Meinung nach befindet sich der Index in der B einer Y. Die Welle C steht noch aus und dürfte für neue Tiefs sorgen. Die 4150, für mich die wichtigste Hürde im Chart , dürfte der SPX 500 vor August nicht überschreiten.
7. Warum ich diese Analyse schreibe: Für mich ist das Geschehen an den Märkten ein Hinweis darauf wie sehr sich die Börse von den tatsächlichen Problemen dieser Welt abkoppelt und eine Form der Ignoranz entstanden ist, die langfristig nur für noch mehr Probleme sorgen wird. Was dieser Planet im Augenblick am wenigsten braucht , ist Gier .
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