"Hated assets"

Aktualisiert
Namaste, liebe Freunde der gepflegten Chartanalyse. Das heutige Thema hat wenig mit der kontextlosen Aufzählung von Supportlinien usw. zu tun. Ich hoffe das wirkt auf einige nicht zu spirituell oder gar esoterisch. Es geht diesmal um ein Konzept, das ich mit "hated assets" überschrieben habe, ein Begriff der aus einem aktuellen Interview mit Jim Rogers stammt.

Der Grundgedanke ist simpel: "Hated assets" sind assets, die keiner haben will. Ein geradezu klassisches Beispiel dafür war lange Zeit Uran. In den 80er und 90 ern und insbesondere nach Fukushima (s. rote Linie im Chart) wollte es einfach keiner besitzen. Wer sich damals ein Kilo unters Kopfkissen gelegt hätte, wäre zumindest in finanzieller Hinsicht damit gut gefahren.

Hated assets ist als Konzept verwandt mit antizyklischem Investieren, wobei hated assets nicht notwendigerweise zyklisch sein müssen. Wichtig ist, dass ein Katalysator absehbar ist, der eine Preisveränderung bewirken sollte. Natürlich können hated assets auch zyklisch sein, aber in solchen Fällen wird bei ihnen die zyklische Natur besonders gerne vergessen (bis dann der Katalysator auftritt und für die breite Masse sichtbar wird, so wie es gerade mit Uran und der Energienachfrage geschieht).

Bei hated assets ist es wichtig, auf ein Zusammenspiel von Katalysator, Angebot und Nachfrage (hängt oft eng mit dem Katalysator zusammen, insbesondere bei Rohstoffen) und Psychologie (s. übertriebener Einbruch bei Uran nach Fukushima) zu achten.

Warum sind hated assets für langfristig denkende Investoren relevant? Nun ja, Aktien und Anleihen sind derzeit, pauschal betrachtet, eher auf Blasen-Niveau, Rohstoffe sind nicht länger ein hated asset und beim Aufspringen auf fahrende Zügig besteht gewissermaßen mehr Fallhöhe. Dem Trend mit Charttechnik hinterherzulaufen, führt selten zu Multibaggern. Trends zu bemerken, bevor die breite Masse dies getan hat, kann sich wirklich bezahlt machen.

Aktuell gibt es einige hated assets, zb Russland, auch wenn das schon fast zu offensichtlich ist. Achtung, ich will keineswegs sagen, dass man jetzt blind unbeliebte Assets kaufen sollte! Es gilt vielmehr, Gelegenheiten zu sichten, Risiken einzuschätzen, nach möglichen Katalysatoren Ausschau zu halten und dann ggfs. eine Entscheidung zu treffen. Es gilt also zunächst hated assets zu sichten, sie ggfs. auf die Watchlist zu setzen und dann auf das Eintreten möglicher Katalysatoren zu warten.

Wenn dieser Artikel hier auf genug Resonanz in Form von Likes oder Kommentaren stößt, werde ich darum eine kleine Artikelserie (eher in Analysen statt Ausbildung) zu aktuellen hated assets starten, ggfs. könnt ihr mir also gerne folgen.

Worauf genau hat sich eigentlich Jim Rogers in anfangs erwähnten Interview hinsichtlich hated assets bezogen? Nun, er "would love to Invest in North Korea". Das ist ja mal wirklich ein "hated Asset" im besten Sinne.
Anmerkung
Teil 2:
Hated assets 2: Türkische Lira
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