Relative Strength Index (RSI)

Definition

Der Relative Strength Index (RSI) ist ein Momentum-Oszillator, der für die Messung der Geschwindigkeit und Veränderung (Magnitude) von richtungsweisenden Preisbewegungen verwendet wird. Wenn er auf einem Chart eingezeichnet wird, dann bietet der RSI ein visuelles Mittel für die Überwachung der aktuellen sowie vergangenen Stärke und Schwäche eines bestimmten Markts. Diese Stärke oder Schwäche basieren auf den Schließungspreisen innerhalb eines bestimmten Handelszeitraums und erstellen eine zuverlässige Messung der Preis- und Momentumveränderungen. Aufgrund der Popularität von Barausgleichinstrumenten (Aktien, Indizes) und von Finanzprodukten mit Leverage (alle Derivatprodukte) hat sich der RSI als ein sehr sinnvoller Indikator für Preisbewegungen erwiesen.

 

Geschichte

Der „Relative Strength Index“ wurde von J. Welles Wilder Jr. entwickelt. Als ehemaliger Mechaniker in der US-Navy verfolgte er nach seiner Zeit im Militär eine Karriere als Maschinenbauingenieur. Darauffolgend hat er auch ein paar Jahre mit dem Rohstoffhandel verbracht, und fokussierte sich hierbei insbesondere auf eine Studie der technischen Analyse. 1978 veröffentlichte er dann das Buch New Concepts in Technical Trading Systems. Und hier hat er dann auch zum ersten Mal der Öffentlichkeit seinen neuen Momentum-Oszillator vorgestellt, den „Relative Strength Index“, vielleicht besser bekannt als RSI.

Der RSI erfreut sich auch nach all diesen Jahren einer starken Beliebtheit und wird nun als Kernstück und wesentliches Tool der technischen Analyse angesehen. Manche RSI-Anwender haben dann auch weiter auf dem Werk von Wilder aufgebaut. Besonders erwähnenswert ist hier Andrew Cardwell – Er verwendet den RSI für die Trendbestätigung.

Berechnung

RSI = 100 – 100/ (1 + RS)

RS = Durchschnittlicher Gewinn von n Tagen nach OBEN / durchschnittlicher Verlust von n Tagen nach UNTEN

Als praktisches Beispiel kann auch die eingebaute Pine Script Funktion rsi() für die längere Form verwendet werden:

change = change(close)

gain = change >= 0 ? change : 0.0

loss = change < 0 ? (-1) * change : 0.0

avgGain = rma(gain, 14)

avgLoss = rma(loss, 14)

rs = avgGain / avgLoss

rsi = 100 - (100 / (1 + rs))

"rsi" oben ist exakt gleichwertig zu rsi (Schließungspreis, 14).

Die Grundlagen

Der RSI ist ein Momentum-Oszillator. Ein Oszillator-Indikator läuft innerhalb eines Bands oder einer festgesetzten Reichweite von Zahlen oder Parametern. Der RSI läuft auf einer Skala von 0 bis 100. Je näher der RSI an 0 liegt, umso schwächer ist das Momentum der Preisbewegungen. Je näher der RSI an 100 liegt, umso stärker ist das Momentum.

- 14 Tage ist der wahrscheinlich beliebteste Zeitraum, aber Trader verwenden für ihre Berechnungen auch viele andere Zeiträume.

Was Sie beachten sollten

Überkauft/überverkauft

Wilder war der Auffassung, dass wenn ein Preis schnell gestiegen ist, und demzufolge das Momentum hoch genug war, dass das grundlegende Finanzinstrument letztendlich als „überkauft“ angesehen werden sollte, und dass möglicherweise dann eine Verkaufsgelegenheit entstehen könnte. Und wenn ein Preis rapide gefallen ist, und demzufolge das Momentum niedrig genug war, dass das Finanzinstrument letztendlich als „überverkauft“ angesehen werden sollte, was dann zu einer Kaufgelegenheit führen könnte.

Es gibt bestimmte festgesetzte Zahlenreichweiten innerhalb des RSI, die Wilder als besonders nützlich und bemerkenswert angesehen hat. Seiner Meinung nach zeigte jede Zahl über 70 „überkauft“ an und jede Zahl unter 30 sollte als „überverkauft“ angesehen werden.

Ein RSI zwischen 30 und 70 sollte hierbei als „neutral“ angesehen werden, und ein RSI von ca. 50 zeigt „keinen Trend“ an.

Manche Finanzexperten glaubten jedoch, dass diese Reichweiten für überkauft/überverkauft etwas zu weit ausgelegt sind und haben sie gemäß ihren eigenen Überzeugungen angepasst. Zum Beispiel: Jemand könnte der Meinung sein, dass alle Zahlen über 80 „überkauft“ sind, und alles unter 20 „überverkauft“. Dies unterliegt jedoch der Entscheidung jedes einzelnen Traders, der den RSI verwendet.

 

Divergenz

Eine RSI-Divergenz tritt auf, wenn es einen Unterschied zwischen der Preisentwicklung und dem gibt, was der RSI anzeigt. Diese Divergenz kann als eine anstehende Umkehr angesehen werden. Es gibt zwei Divergenztypen, „bearish“ und „bullish“.

Bullish RSI-Divergenz – Wenn ein Preis ein neues Tief erreicht, der RSI aber ein höheres Tief anzeigt.

Bearish RSI-Divergenz – Wenn ein Preis ein neues Hoch erreicht, der RSI aber ein niedrigeres Hoch anzeigt.

Wilder glaubte, dass eine Bearish-Divergenz Verkaufsgelegenheiten und eine Bullish-Divergenz Kaufgelegenheiten erstellt.

 

Fehlgeschlagene Swings

Fehlgeschlagene Swings stellen ein weiteres Ereignis dar, von dem Wilder glaubte, dass sie eine wahrscheinliche Preisumkehr anzeigen. Die fehlgeschlagenen Swings verlaufen komplett unabhängig von dem Preis und stützen sich vollständig auf das RSI. Die fehlgeschlagenen Swings bestehen aus vier „Schritten“, die als „bullish“ (Kaufgelegenheit) oder „bearish“ (Verkaufsgelegenheit) angesehen werden sollten.

Bullish fehlgeschlagene Swings

  1. Der RSI fällt unter 30 (als „überverkauft“ angesehen).
  2. Der RSI erholt sich auf über 30.
  3. Der RSI fällt erneut, verbleibt jedoch über 30 (verbleibt über „überverkauft“)
  4. Der RSI durchbricht sein vorheriges Hoch.

Bearish fehlgeschlagene Swings

  1. Der RSI steigt auf über 70 (als „überkauft“ angesehen)
  2. Der RSI fällt zurück unter 70
  3. Der RSI steigt leicht, verbleibt jedoch unter 70 (verbleibt unter „überkauft“)
  4. Der RSI stürzt tiefer als sein vorheriges Tief.

 

Cardwell-Trendbestätigung

Natürlich ist kein Indikator eine Wunderwaffe, und nichts sollte einfach so und ohne weitere Berücksichtigungen als Wahrheit akzeptiert werden. Andrew Cardwell war jemand, der sich der Wilder Interpretation des RSI bedient hat, um darauf weiter aufzubauen. Seine Arbeit mit dem RSI hat ihn zu einem großartigen Tool für die Trendbestätigung gemacht, und nicht nur für die Antizipation von Preisumkehrungen.

Aufwärtstrend/Abwärtstrend

Cardwell hat die Wilder-Divergenz analysiert und dabei mehrere Beobachtungen gemacht. Seiner Meinung nach:

  • Erscheint eine Bullish-Divergenz nur in einem Bearish-Trend.
  • Eine Bearish-Divergenz nur in einem Bullish-Trend.
  • Und sowohl Bullish- und Bearish-Divergenzen verursachen eine kurze Preiskorrektur und nicht eine Trendumkehr.

 

Was diese Beobachtungen im Grunde zu bedeuten haben, ist, dass die Divergenz nicht unbedingt für das Antizipieren von Preisumkehrungen, sondern für die Bestätigung von Trends verwendet werden sollte.

Umkehrungen

Cardwell hat auch etwas entdeckt, das nun als positive und negative Umkehrungen bezeichnet werden. Die Positiven und negativen Umkehrungen sind im Grund das Gegenteil der Divergenz.

  • Eine positive Umkehr tritt auf, wenn ein Preis ein höheres Tief erreicht, während der RSI ein niedrigeres Tief anzeigt. Der Preis steigt dann weiter. Eine positive Umkehr kommt nur in Bullish-Trends vor.
  • Eine negative Umkehr tritt auf, wenn ein Preis ein niedrigeres Hoch erreicht, der RSI jedoch ein höheres Hoch anzeigt. Der Preis fällt dann weiter. Eine negative Umkehr kommt nur in Bearish-Trends vor.

Die positiven und negativen Umkehrungen können als Ereignisse beschrieben werden, bei welchen der Preis das Momentum übertrifft. Basierend auf der Tatsache, dass die negativen und positiven Umkehrungen nur in ihren vorgegebenen Trends vorkommen können, können sie demzufolge als ein weiteres nützliches Tool für die Trendbestätigung verwendet werden.

 

Fazit

Seit bereits mehr als 40 Jahren findet der „Relative Strength Index“ (RSI) Verwendung als ein extrem nützliches Tool der technischen Analyse. Die Arbeit von Wilder mit dem Momentum und den Preisbewegungen war die Grundlage, auf der zukünftige Analysten und Chart-Entwickler aufgebaut haben und weitere Einsichten über das RSI-Modell und seine Korrelation zu den grundlegenden Preisbewegungen gewonnen haben. Aus diesem Grund ist nun der RSI eins der besten Tools, die ein Trader verwenden kann, um eine konsistente Handelsmethodologie zu entwickeln. Nur ein Marktneuling wird sich hierbei nur eine Zahl des RSI ansehen, und daraus schließen, in welche Richtung sich der Markt als Nächstes entwickeln wird. Wilder war der Auffassung, dass eine Bullish-Divergenz zeigte, dass der Markt bald steigen würde; während Cardwell daraus schlussfolgerte, dass eine diesbezügliche Divergenz nur eine leichte Preiskorrektur für einen fortwährenden Abwärtstrend darstellt. Wie bei allen Indikatoren gilt auch hier, dass Sie sich die notwendige Zeit nehmen sollten, um den Indikator zu untersuchen, und mit ihm zu experimentieren, bevor Sie sich auf ihn als eine Quelle für Marktentscheidungen verlassen. Wenn er richtig verwendet wird, dann handelt es sich bei dem RSI um einen starken Kernindikator mit zuverlässigen Messungen für Preis, Geschwindigkeit und Markttiefe.

Eingaben

 

RSI-Länge

Der verwendete Zeitraum für die RSI-Berechnung. Die Standardeinstellung ist 14 Tage.

Quelle

Hier können Sie bestimmen, welche Balkendaten für die Berechnung verwendet werden. Die Standardeinstellung ist: „Schließungspreis“.

MA-Typ

Hier können Sie einstellen, welche Art von gleitendem Durchschnitt auf die RSI-Berechnung angewendet werden soll. Wenn Sie „Bollinger-Bänder“ auswählen, dann werden dem Chart zwei Kanäle hinzugefügt, die den MA umschließen.

MA-Länge

Der verwendete Zeitraum für die MA-Berechnung (eingestellt in MA-Typ).

BB StdDev

Nur anwendbar, wenn im MA-Typ die „Bollinger-Bänder“ ausgewählt wurden. Hier können Sie die Anzahl der Standardabweichungen einstellen, die für die Entfernung des oberen und unteren Bands von dem SMA verwendet werden sollen. Die Standardeinstellung ist 2.

Stil

 

RSI

Hier können Sie die Sichtbarkeit des RSI und einer Preislinie einstellen, die den tatsächlichen aktuellen Preis des RSI darstellt. Sie können hier auch die RSI-Farbe, Linienbreite und den Linienstil einstellen.

RSI-basierter MA

Hier können Sie die Sichtbarkeit des RSI-basierten MA und einer Preislinie einstellen, die den tatsächlichen aktuellen MA-Wert anzeigt. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und Stil einstellen.

Oberes Bollinger-Band

Nur anwendbar, wenn in MA-Typ die „Bollinger-Bänder“ ausgewählt wurden, ansonsten werden die Bänder nicht auf dem Chart erscheinen (selbst wenn sie hier ausgewählt wurden). Hier können Sie die Sichtbarkeit des oberen Bollinger-Bands und einer Preislinie einstellen, die den Wert anzeigt. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und den Stil bestimmen.

Unteres Bollinger-Band

Nur anwendbar, wenn in MA-Typ die „Bollinger-Bänder“ ausgewählt wurden, ansonsten werden die Bänder nicht auf dem Chart erscheinen (selbst wenn sie hier ausgewählt wurden). Hier können Sie die Sichtbarkeit des unteren Bollinger-Bands und einer Preislinie einstellen, die den Wert anzeigt. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und den Stil bestimmen.

RSI oberes Band

Hier können Sie die Sichtbarkeit des oberen Bands einstellen und den Grenzwert bestimmen (auf einer Skala von 1-100). Die Standardeinstellung ist 70. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und den Stil bestimmen.

RSI mittleres Band

Hier können Sie die Sichtbarkeit des mittleren Bands einstellen und den Grenzwert bestimmen (auf einer Skala von 1-100). Die Standardeinstellung ist 50. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und den Stil bestimmen.

RSI unteres Band

Hier können Sie die Sichtbarkeit des unteren Bands einstellen und den Grenzwert bestimmen (auf einer Skala von 1-100). Die Standardeinstellung ist 30. Sie können hier auch die Linienfarbe, Breite und den Stil bestimmen.

RSI-Hintergrund ausfüllen

Hier können Sie die Sichtbarkeit der Hintergrundfarbe innerhalb der RSI-Grenzwerte einstellen. Sie können auch die Farbe und Opazität verändern.

Bollinger-Bänder Hintergrund ausfüllen

Nur anwendbar, wenn in MA-Typ die „Bollinger-Bänder“ ausgewählt wurden, ansonsten wird der Hintergrund nicht ausgefüllt werden (selbst wenn es hier ausgewählt wurde). Hier können Sie die Sichtbarkeit einer Hintergrundfarbe innerhalb der Grenzwerte der Bollinger-Bänder einstellen. Sie können auch die Farbe und Opazität verändern.

Präzision

Hier können Sie die Anzahl der Dezimalstellen einstellen, die in dem Indikatorwert von einer Auf-/Abrundung dargestellt werden. Je höher diese Zahl, umso mehr Dezimalstellen werden angezeigt.