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Die desaströse Entwicklung bei Intel hat Folgen und sorgt allerorten für Einsparungen

Erst vor wenigen Tagen schockte Intel die Anleger mit miesen Quartalszahlen und einem nicht weniger erfreulichen Ausblick für die nächsten Monate. Die enttäuschenden Ergebnisse hatten nicht nur einen Kursrutsch an der Börse als Folge. Auch im Unternehmen selbst stehen nun einige Veränderungen an, damit der Chip-Riese wieder zurück zu alter Stärke finden kann. Es soll vor allem kräftig gespart werden.

CEO Pat Gelsinger will dabei offenbar gleich mit gutem Beispiel vorangehen. Das Grundgehalt des Chefs von Intel INTC soll um 25 Prozent gekürzt werden. Andere Führungsmitglieder müssen wohl mit 15 Prozent Lohnkürzung leben, bei den Vice Presidents sollen die Gehälter um zehn Prozent sinken. Ob auch an den Boni angesetzt wird, mit denen im Management mit Abstand das meiste Geld verdient wird, wurde nicht weiter ausgeführt.

Im mittleren Management sind noch Gehaltskürzungen um fünf Prozent vorgesehen, während bei den kleineren Angestellten keine Änderungen angedacht sind. Dennoch stimmt der Konzern alle Mitarbeiter auf schwere Zeiten ein. Medienberichten zufolge spricht Intel in einer internen Mail davon, dass man sich in der schwersten Krise seit den 1980er Jahren befinde. Sollte sich an dieser misslichen Lage nichts ändern, wäre es grundsätzlich vorstellbar, dass noch weitere Maßnahmen folgen werden.

Zu kämpfen hat Intel derzeit vor allem mit einer sehr schwachen Nachfrage im PC-Bereich. Der Sektor ist regelrecht gecrasht, wofür Beobachter die hohe Inflation verantwortlich machen. Zu spüren bekommen das alle Player im Markt. Speziell Intel hat aber noch das Problem, technologisch in mancher Hinsicht hinterherzuhinken. Die CPUs von Intel sind zwar nicht langsam, aber sie haben in den hohen Leistungsklassen einen enormen Strombedarf und können mit der Effizienz von AMD-Chips aktuell kaum mithalten.

Dreht Intel an der Preisschraube?

Um die Verkaufszahlen wieder etwas anzukurbeln, könnten bei Intel jetzt signifikante Preissenkungen durchgesetzt werden. Dazu finden sich entsprechende Berichte in asiatischen Medien. Die Rede ist davon, dass die Preise für CPUs um bis zu 20 Prozent fallen könnten. Es wurde allerdings nicht weiter ausgeführt, in welchen Regionen die Preissenkungen stattfinden könnten und ob jene für Großabnehmer, Privatkunden oder beide gelten sollen.

In erster Linie soll aber wohl die 12. Generation von Core-Prozessoren betroffen sein, bei der sich an den tatsächlichen Straßenpreisen nicht allzu viel ändern würde. Schon jetzt sind diese Prozessoren häufig 20 Prozent unter UVP zu haben, manches Mal sogar noch günstiger. Es ist daher davon auszugehen, dass Intel die Preise für Großabnehmer senken will. Alles andere hätte wenig Einfluss in der Realität. Offiziell bestätigt ist das Ganze aber ohnehin noch nicht.

Das wird nicht einfach

Für den Moment hat Intel kaum eine andere Wahl, als Kosten einzusparen. Die schwindende Nachfrage bei Computern wird das Unternehmen nicht über Nacht wieder korrigieren können und auch die anderen Probleme im Konzern lassen sich nicht per Fingerschnipp beheben. Mittelfristig muss man sich aber endlich neu aufstellen und gegenüber der Konkurrenz auch technologisch aufholen.

Als mittelschwerer Flop stellten sich im vergangenen Jahr die Grafikchips von Intel heraus, mit denen eigentlich der große Angriff auf Nvidia NVDA und AMD AMD gestartet werden sollte. Treiberprobleme und mangelnde Leistung hielten das Vorhaben aber schwer zurück und angesichts fehlender Gewinne wird schon darüber gemunkelt, dass Intel das Ganze schnell wieder fallen lassen könnte. Als die GPU-Preise aufgrund des Mining-Booms noch in astronomischen Bereichen lagen, machte man sich an der Börse in jedem Fall deutlich größere Hoffnungen. Traurigerweise scheint es bei Intel derzeit an so ziemlich allen Enden zu kriseln und unter diesen Voraussetzungen ist es wohl nur nachvollziehbar, wenn Anleger sich vornehm zurückhalten und zunächst auf der Seitenlinie auf bessere Zeiten warten.

02.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler