17 Jahre lang gab der Bund inflationsindexierte Bonds heraus. Doch damit soll jetzt Schluss sein - wohl, weil der Schutz allmählich zu teuer wird.
Der Bund zieht sich aus dem Markt für inflationsindexierte Anleihen zurück. Ab dem Jahr 2024 werden keine inflationsindexierten Bundeswertpapiere mehr neu emittiert oder bestehende Papiere aufgestockt, wie die Finanzagentur des Bundes am Mittwochabend mitteilte. Die derzeit im Umlauf befindlichen inflationsindexierten Bundeswertpapiere werden weiterhin am Markt handelbar sein. Das verbleibende Programm umfasst vier Papiere mit einem Gesamtvolumen von derzeit 66,25 Milliarden Euro und Restlaufzeiten zwischen rund 2,5 und 22,5 Jahren.
"Auch in Phasen mit sehr hohem Finanzierungsbedarf kann der Bund die erforderlichen Mittel problemlos über die konventionellen Finanzinstrumente und die grünen Bundeswertpapiere decken. Da wir bei diesen Produkten der Benchmark-Emittent im Euroraum sind, bedeutet das für uns auch vergleichsweise günstige Refinanzierungskonditionen", erklärte Tammo Diemer, Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Langfristig, so Diemer weiter, würden aus Sicht des Bundes die ökonomischen Vorteile inflationsindexierter Bundeswertpapiere als zusätzliches Finanzierungsinstrument durch die damit verbundenen Risiken konterkariert. Dies gelte sowohl für die Planungssicherheit als auch für das Risiko hoher Finanzierungskosten des Bundes in einzelnen Jahren. Angesichts der Inflationsentwicklung und der voraussichtlich steigenden Nachfrage nach inflationsgeschützten Schuldtiteln hätte der Bund das Programm deutlich ausweiten müssen, um auch hier die Liquiditätsziele zu erreichen. Man habe sich aber entschieden, sich auf die nominalen Instrumente zu konzentrieren.
Diemer weist auf die geringe Bedeutung der "Linker" hin. Lediglich 3,5 Prozent der ausstehenden Bundeswertpapiere seien an die Inflation gekoppelt. Damit habe sich das Segment in den vergangenen 18 Jahren nicht zu einem hochliquiden Marktsegment entwickelt. "Es ist ein Nischenprodukt geblieben", so Diemer. Fazit: Ein spannendes Signal des Bundes, das mir so vorkommt, als würde man selbst nicht mehr daran glauben, dass die Inflation dauerhaft um und unter 2 Prozent liegen wird.
Einem Dokument des Haushaltsausschusses des Bundestages aus dem Jahr 2022 zufolge, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag, waren wegen der hohen Inflation 2,2 Milliarden Euro zusätzlich für einen Fonds zurückgelegt, aus dem inflationsgeschützte Bundesanleihen zurückgezahlt wurden.
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