Die Finanzberichte verstehen lernen
Mit den Finanzberichten können wir die Performance und wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens analysieren. Bei TradingView haben Sie Zugang zu den 3 wichtigsten Berichten – der Erfolgsrechnung, Bilanz und Kapitalflussrechnung. Diese sind auf der Marktseite des Unternehmens zu finden, alternativ können Sie auch mehrere Unternehmen in unserem Aktien-Screener vergleichen lassen.
INHALT:
- Der Zugang zu den Finanzberichten
- Was sind die Finanzberichte?
- Was sind GAAP und IFRS?
- Die Rechnungslegungsstandards
- Analyseansätze für Finanzberichte
Der Zugang zu den Finanzberichten
Es gibt zwei Zugangsmöglichkeiten für die Finanzberichte. Sie können sich diese direkt im Aktien-Screener ansehen (verwenden Sie hier einfach die entsprechenden Tabs für die gewünschten Daten).

Die zweite Zugangsmöglichkeit befindet sich auf der Marktseite des Unternehmens, welches Sie sich einmal genauer ansehen möchten.

Was sind die Finanzberichte?
Alle börsengehandelten Unternehmen müssen ihre finanzielle Performance in den folgenden 3 Berichten anführen.
Erfolgsrechnung
Hier sind die Daten über die Gewinne und Verluste, den Umsatz und die Kostenpunkte für einen bestimmten Zeitraum angeführt, üblicherweise pro Quartal oder Jahr – also: Q1, Q2, Q3 und Q4.
Eine Erfolgsrechnung sagt uns, was für einen Nettoumsatz ein Unternehmen erzielt hat und wie sich dieser in Nettoeinnahmen übersetzen lässt. Dies gibt uns ein Bild von der Profitabilität des Unternehmens und wie es seinen weiterführenden Betrieb finanzieren kann.
Gemäß den Regulierungsbestimmungen, dem Geschäftsumfang und Aktivitäten kann sich das Format einer Erfolgsrechnung stark unter verschiedenen Unternehmen unterscheiden. Jede Erfolgsrechnung muss jedoch das Folgende enthalten:
- Gesamtumsatz: Dies ist der Geldbetrag, den ein Unternehmen von seinem Hauptbetrieb erhält.
- Wareneinsatz (COGS): Dies ist der Geldbetrag, den ein Unternehmen für die Herstellung seiner Produkte ausgibt.
- Betriebskosten: Diese umfassen die Vertriebsgemeinkosten insgesamt (SG&A), Forschung und Entwicklung (R&D) und Abschreibungen.
- Betriebliche Erträge: Diese werden berechnet, indem man COGS und die Betriebskosten von dem Gesamtumsatz abzieht.
- Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT): Dies entspricht dem Gesamtumsatz abzüglich des Wareneinsatzes, SG&A und sonstiger Betriebskosten.
- Reinertrag: Dies entspricht EBIT abzüglich der Steuerkosten.
- Gewinn je Aktie (EPS): Dies zeigt den Unternehmensgewinn je ausstehende Aktie an.
Bilanz
Hier wird angezeigt, was ein Unternehmen besitzt und schuldet. Wir können hier einen schnellen Überblick des Gesamtvermögens eines Unternehmens erhalten, sowie die Gesamtverbindlichkeiten und das Eigenkapital erfassen (zu einem bestimmten Zeitpunkt und nicht für eine Ermittlung von langfristigen Trends).
Bei einer fundamentalen Analyse findet die Bilanz für eine Berechnung von verschiedenen finanziellen Verhältnissen Verwendung, wie die Dividendenverbindlichkeiten, Nettoverschuldung und langfristige Investitionen.
Die Formel für die Bilanzberechnung ist:
Assets = Gesamtverbindlichkeiten + Eigenkapital
Kapitalflussrechnung
Hier werden die Mittelzuflüsse und Abflüsse eines Unternehmens angezeigt. Es finden hierbei zwei Rechnungslegungsmethoden Verwendung.
Eine Periodenrechnung umfasst die Einnahmen und Ausgaben in dem Zeitraum, in welchem eine Transaktion stattfindet – nicht, wenn die Zahlungen erhalten werden.
Dies ist die Standardmethode gemäß IFRS.
Die Periodenrechnung ist für große Unternehmen mit einem Umsatz von über $ 25 Millionen in den vergangenen 3 Jahren vorgeschrieben.
Zum Beispiel: Sie bezahlen am 30. April für einen neuen Laptop mit Ihrer Bankkarte. Üblicherweise wird eine Bankzahlung innerhalb der nachfolgenden 1-3 Tage verarbeitet und der Verkäufer wird die Geldmittel nicht erhalten, bevor die Bank die Transaktion überprüft und genehmigt hat. Obwohl jedoch das Geld im Mai erhalten wurde, wird der Verkäufer die Zahlung für den April verbuchen.
Im Gegensatz hierzu wird bei einer Kassenbuchführung der Verkäufer die Zahlung für den Mai verbuchen – wenn der tatsächliche Mittelzufluss stattgefunden hat.
Diese Methode bietet ein klareres Bild von dem verfügbaren Bargeld und den tatsächlichen Assets eines Unternehmens, welches es für die Finanzierung seines aktuellen Betriebs verwenden kann.
Diese Methode wird hauptsächlich von kleineren Unternehmen verwendet, da sie viel leichter zu implementieren ist.
Was sind GAAP und IFRS?
Jeder Bericht wird entweder gemäß der „Generally Accepted Accounting Principles“ (GAAP) oder der „International Financial Reporting Standards“ (IFRS) erstellt.
GAAP stellt einen Regelsatz und übliche Verfahren dar, welche ein Unternehmen für Konsistenz- und Klarheitszwecke in seinen Finanzberichten verwenden muss. Diese Regeln sind in den USA für sowohl Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sowie Regierungsbehörden vorgeschrieben.
IFRS findet global Verwendung. Es ist für börsengehandelte Unternehmen in vielen Ländern vorgeschrieben (mehr als 160 Staaten). Dieser Rechnungslegungsstandard verfolgt das Ziel einer transparenten und global leicht zu vergleichenden Buchführung.
Beide Regelsätze teilen zwar viele Grundprinzipien, aber ihr Ansatz weist gewisse Unterschiede auf.
GAAP ist ein Regelsystem mit einer geringeren Flexibilität, aber einer ausführlicheren Anleitung.
IFRS ist prinzipien-basiert mit breiteren Richtlinien.
Unabhängig davon, ob ein Unternehmen GAAP oder IFRS verwendet, muss es gewisse Grundprinzipien für die Buchführung befolgen.
Die Rechnungslegungsstandards
Rechnungsabgrenzungsposten-Basis: Einnahmen werden zum Zeitpunkt der Transaktion erfasst. Ein Unternehmen muss die Einnahmen erfassen, wenn sie verdient wurden, unabhängig davon, wann die eigentlichen Geldmittel erhalten werden.
Fortbestand: Es wird allgemein angenommen, dass das Unternehmen seinen Betrieb für die absehbare Zukunft fortsetzen wird.
Konsistenz: Dies bezieht sich auf die Nutzung derselben Buchführungsmethoden für einen Zeitraum.
Materialität: Nur Informationen, welche für die Aktionäre wichtig und die Entscheidungsfindung beeinflussen könnten, werden in den Finanzberichten angeführt.
Wahrheitsgetreue Darstellung: Die Informationen müssen präzise, vollständig und unvoreingenommen sein.
Vergleichbarkeit: Diese wird erzielt, wenn unterschiedliche Unternehmen dieselben Buchführungsmethoden verwenden, was in der Folge einen aussagekräftigen Vergleich ermöglicht.
Eine wirtschaftliche Betrachtungsweise: Die Transaktionen sollten basierend auf ihrer wirtschaftlichen Realität aufgezeichnet werden, nicht nur aufgrund ihres legalen Formats.
Zum Beispiel: Wenn eine Muttergesellschaft die Verbindlichkeiten seiner Tochtergesellschaften garantiert, dann müssen diese Verbindlichkeiten in den Finanzberichten der Muttergesellschaft angeführt werden – selbst wenn es sich bei der Tochtergesellschaft um eine separate juristische Entität handelt.
Beschaffungskosten: Die Assets und Verbindlichkeiten sollten gemäß ihrem ursprünglichen Kostenpunkt angeführt werden (ohne inflationsbedingte Anpassungen).
Vollständige Offenlegung: Hierbei wird von einem Unternehmen benötigt, dass es alle relevanten Finanzinformationen transparent für eine Übersicht der Finanzlage offenlegt.
Analyseansätze für Finanzberichte
Die Analyse eines Finanzberichts kann vertikal, horizontal oder verhältnisbedingt ausgeführt werden. Dies gilt für alle 3 Typen von Finanzberichten.
Ein vertikaler oder horizontaler Ansatz ermöglicht uns, die Struktur und die Trends in den Finanzberichten zu erkennen.
Eine Verhältnisanalyse umfasst den Vergleich verschiedener finanzieller Kennzahlen für eine Bewertung der Performance des Unternehmens und einen Vergleich mit der Konkurrenz.
Vertikale Analyse
Eine vertikale Analyse ermittelt den Prozentsatz jedes angeführten Elements in einem Finanzbericht relativ zu einer Ausgangsbasis. Zum Beispiel: Jedes Element in einer Erfolgsrechnung wird als Prozentsatz des Gesamtumsatzes angeführt.
Dies führt zu einem gängigen Format für die Berichte und hilft bei der Beurteilung der internen Struktur der finanziellen Performance für einen Zeitraum.
Horizontale Analyse
Es handelt sich hierbei um eine Trendanalyse mit einem Vergleich der Finanzdaten über mehrere Zeiträume, um auf diese Weise Muster erkennen zu können (Wachstums- oder Schwächungsmuster).
Zum Beispiel: Mit einer horizontalen Analyse der Kapitalflussrechnung können wir uns verdeutlichen, wie sich die Geldschöpfung eines Unternehmens im Laufe der Zeit verändert hat.
Verhältnisanalyse
Diese Verhältnisse stellen uns den Zusammenhang zwischen finanziellen Kennzahlen dar. Hiermit können wir dann den allgemeinen Zustand und die Performance eines Unternehmens beurteilen. Hierzu gehören:
- Profitabilitätsverhältnisse: Sie messen die Effizienz eines Unternehmens bei der Gewinnschöpfung. Zum Beispiel: Return on Assets (ROA) und die Bruttomarge.
- Liquiditätsverhältnisse: Sie zeigen die Fähigkeit eines Unternehmens an, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Zum Beispiel: Umsatzbedingte Liquidität und die Barliquidität.
- Leverage-Verhältnisse: Sie zeigen uns, wie abhängig ein Unternehmen von einer Fremdfinanzierung ist. Zum Beispiel: Verschuldungsgrad und Zinsdeckung.
- Aktivitätsverhältnisse: Sie zeigen an, wie effektiv ein Unternehmen seine Ressourcen verwaltet. Zum Beispiel: Kapitalumschlag und Forderungslaufzeit.
Im Fazit
Die 3 wichtigsten Finanzberichte – die Erfolgsrechnung, Bilanz und Kapitalflussrechnung – enthalten wichtige finanzielle Kennzahlen über die Stabilität eines Unternehmens und bieten Investoren, Gläubigern, Behörden und dem Management wichtige Informationen für eine Beurteilung der finanziellen Gesundheit und der Zukunftsaussichten eines Unternehmens.
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