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SPD-Chef zum Umgang mit China - Es gibt immer eine Alternative

SPD-Chef Lars Klingbeil lehnt eine Entkoppelung der deutschen Wirtschaft von China ab, fordert aber eine Reduzierung der Abhängigkeit. "Wir müssen die Risiken minimieren, etwa bei der Rohstoff-Beschaffung mit einem Prinzip 'China plus eins' – also immer auch Lieferanten neben China haben", sagte Klingbeil in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Hintergrund ist die dominierende Stellung Chinas etwa als Lieferant kritischer Rohstoffe. Man müsse in dem Bewusstsein handeln, "dass es sein kann, dass wir von einem Tag auf den nächsten ohne China auskommen müssen. Es gibt immer eine Alternative."

Mit Blick auf den auch in der Bundesregierung diskutierten Umgang Deutschlands und der EU mit Peking fordert Klingbeil eine "sehr selbstbewusste" Haltung der Europäer. "Ich halte eine Entkopplung, das völlige Loslösen von China, für falsch. Das ist nicht realisierbar", warnte er aber. Nötig sei eine Diversifizierung, wie sie auch die Regierung von den Firmen fordert.

Man wisse nicht, wie sich China die nächsten Jahre entwickele. "Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es Taiwan angreift, ist eher gestiegen als gesunken. Deswegen müssen wir uns auf dieses Szenario vorbereiten." Die transatlantische Abstimmung in der China-Politik sei wichtig. Kanzler Olaf Scholz habe mit Chinas Präsident gesprochen, US-Präsident Joe Biden etwas später auch. Peking sei danach ein Stück weit auf den Kurs eingeschwenkt, vor einem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine zu warnen. "Deshalb war es richtig, dass der Kanzler an seinem China-Besuch trotz der Kritik auch in Deutschland festgehalten hat", sagte Klingbeil. "Außenpolitik ist mehr ist als Empörung. Gute Außenpolitik bedeutet auch, sehr harte, konfliktreiche, aber an einigen Stellen dann eben doch konstruktive Gespräche zu führen."

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