Ölpreise rutschen ab - Biden pocht auf billigeren Treibstoff

Vor dem erwarteten Vorstoß von US-Präsident Joe Biden zur Aussetzung von Steuern auf Treibstoff sind die Ölpreise in die Knie gegangen. Ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent (LCoc1) verbilligte sich am Mittwoch um rund vier Prozent auf 109,81 Dollar, der Preis für ein Fass US-Leichtöl WTI CL1! sackte um knapp fünf Prozent auf 104,31 Dollar ab. In der Spitze brachen die Preise erneut um mehr als sechs Dollar pro Barrel ein, nachdem die Furcht vor einem Konjunktureinbruch ihnen bereits in der vergangenen Woche zugesetzt hatte.

Wegen rekordhoher Preise an den Zapfsäulen will Biden Regierungskreisen zufolge die Benzinsteuer für drei Monate aussetzen. Eine entsprechende Aufforderung soll noch im Tagesverlauf an den Kongress gehen, wie ein ranghoher Regierungsmitarbeiter sagte. Eine Aussetzung der Benzinsteuer von 18,4 Cent pro Gallone (knapp vier Liter) und der Dieselsteuer von 24,4 Cent würde die Zustimmung des Kongresses erfordern.

Biden drängt darauf, die Treibstoffkosten für Autofahrer zu senken. Steigende Rohöl- und Benzinpreise werden als wesentlicher Grund dafür gesehen, dass die Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch gestiegen ist. In dieser Woche steht ein Treffen von sieben Ölgesellschaften mit dem US-Präsidenten an. Angesichts der Rekordgewinne der Ölkonzerne soll dabei erörtert werden, wie die Produktionskapazitäten erhöht und die Kraftstoffpreise von rund fünf Dollar pro Gallone gesenkt werden können. Mitte 2020 hatte die Gallone noch weniger als zwei Dollar gekostet, Anfang 2022 etwa 3,40 Dollar.

"Der jüngste in einer langen Reihe von Versuchen, die steigenden Preise an den Zapfsäulen zu dämpfen, hat den gewünschten Effekt", sagte Stephen Brennock vom Ölmakler PVM. "Ob diese Kurzschlussreaktion jedoch Bestand haben wird, ist keineswegs garantiert." Hintergrund sei der erwartete Nachfrageschub durch den erhöhten Reiseverkehr im Sommer.

Der Vorstandsvorsitzende von Chevron CVX, Michael Wirth, forderte die US-Regierung unterdessen auf, ihren Ansatz zu ändern. Kritik an der Ölindustrie sei nicht der richtige Weg, um die Kraftstoffpreise zu senken.