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Amazon bleibt auf niedrigem Niveau, Apple erholt sich wieder etwas, Alphabet bereitet Konkurrenz für ChatGPT vor und Tesla-Chef Elon Musk freut sich über einen Freispruch

An den letzten beiden Handelstagen drehte sich an den Märkten nicht nur viel um Zinserhöhungen, sondern auch um den Tech-Bereich. Gleich mehrere der größten Player legten frische Quartalszahlen vor, die leider so gar nicht überzeugen konnten. Nachdem das anfänglich zu massiven Kursverlusten führte, scheint die Lage sich aber schnell wieder beruhigt zu haben.

Unter Druck geraten war unter anderem Amazon AMZN und mit Verlusten von 2,4 Prozent am Freitag verpasste die Aktie des Unternehmens an den hiesigen Märkten knapp die kurz zuvor eroberte 100-Euro-Linie zum Wochenende. Per Handelsschluss standen lediglich 99,74 Euro auf dem Ticker, was schon eine kleine Enttäuschung ist. Gleichwohl bleibt es auf Wochensicht aber bei einem Plus von 7,5 Prozent.

Die kurzfristigen Aussichten fallen zwar etwas mau aus. Es macht sich aber die Einschätzung breit, dass die größten Risiken bei dem Titel längst eingepreist sind. So könnte es am Ende bei einem kleinen Durchhänger inmitten eines übergeordneten Erholungstrends bleiben. Die Hoffnung darauf konnten die Bullen zumindest wahren.

Apple wieder in Grün

Bei Apple AAPL fielen die Zahlen im direkten Vergleich mit anderen Tech-Titeln noch vergleichweise glimpflich aus und der Konzern fährt noch immer in einem Quartal mehr Gewinne ein, als manch andere Unternehmen während ihrer gesamten Lebenszeit. Dennoch ging es im vierten Quartal abwärts, und das vor allem mit den iPhone-Verkäufen, was an den Börsen sehr besorgt aufgenommen wurde. Am Donnerstag kam es dadurch zu unschönen Kursverlusten.

Die konnten gestern aber schon wieder vollständig aufgeholt werden und bei der Gelegenheit setzten die Bullen nochmal einen obendrauf. Mit einem Plus von 4,11 Prozent verabschiedete die Apple-Aktie sich bei 143,54 Euro ins Wochenende und freut sich auf Wochensicht über Zugewinne von 9,5 Prozent. Viele Marktakteure scheinen den kleinen Durchhänger schlicht als Einstiegschance verstanden zu haben und es gibt tatsächlich gute Gründe, um mittelfristig mit einer Verbesserung der Ausgangslage zu rechnen.

Alphabet geht auf Angriffskurs

Ähnlich viel Glück hatten die Anteilseigner von Alphabet GOOG, wo es gestern um 1,12 Prozent auf 99,23 Euro in die Höhe ging. Auch hier reichte es zwar nicht für das Überwinden der 100-Euro-Linie, aber ebenfalls für einen satten Wochengewinn. Über die geringeren Werbeeinnahmen im vergangenen Quartal scheinen die Börsianer sich nicht lange zu ärgern. Stattdessen wandert der Blick in Richtung Zukunftschancen.

Davon sind so einige vorhanden, und das auch mit Blick auf den sektor Künstliche Intelligenz (KI). Jener wurde kürzlich von Open AI und ChatGPT ordentlich aufgemischt, wo Microsoft MSFT schon fleißig am Investieren ist. Die Alphabet-Tochter Google kündigte nun an, dass eine eigene Lösung zur Kommunikation und Texterstellung schon bald verfügbar sein solle. Gewerkelt wird daran schon seit Jahren. Nachdem die Konkurrenz vorgelegt hat, scheint man sich nun zu einem Release gezwungen zu sehen. Sollte Google mit den beeindruckenden Fähigkeiten von ChatGPT schritthalten können, dürfte das die Laune an den Märkten weiter steigern.

Elon Musk kommt ungeschoren davon, Tesla bleibt im Aufwind

Rund um Tesla TSLA ist es nach den vielen Reibereien im vergangenen Jahr erstaunlich ruhig geworden, und das tut der Aktie des Elektroautobauers richtig gut. Trotz noch bestehender Zweifel an der Nachfrage sowie gesunkene Verkaufspreise und einige andere ungeklärte Fragen befindet sich die Tesla-Aktie seit einiger Zeit im Aufwind, und das in einem beeindruckenden Tempo. Seit den Tiefstständen Anfang Januar bei nur knapp über 100 Euro ging es schon wieder um über 80 Prozent auf aktuell 182,74 Euro in die Höhe.

Die Aussicht auf ein anhaltendes Comeback ist weiterhin sehr verlocken, und für CEO Elon Musk gibt es auch wieder des Häufigeren erfreuliche Nachrichten. Kürzlich wurde jener von einer Jury in einem Streit um Tweets vor einigen Jahren freigesprochen. US-Gerichte konnten demnach keine Belege dafür finden, dass Verluste von Anlegern auf Bemerkungen zurückzuführen wären, dass Musk eine Privatisierung mit gesicherter Finanzierung anstrebe. Für die Tesla-Aktie ist das nicht allzu bedeutsam, der für Musk glimpfliche Ausgang ist aber sicherlich auch nichts Schlechtes aus Anlegersicht.

Die Unsicherheit bleibt

Die auslaufende Woche war an den Märkten mal wieder von Licht und Schatten begleitet und mit erstaunlich soliden Arbeitsmarktdaten aus den USA kündigt sich schon wieder die nächste faustdicke Überraschung an. Die Volatiltiät dürfte da weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben und an Langeweile ist kaum zu denken. Dass Tech-Aktien auf Wochensicht trotz mittelschwerer Enttäuschungen im Aufwind blieben, lässt aber darauf hoffen, dass die Bullen weiterhin am längeren Hebel sitzen werden.

94.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler