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Zinkpreis verharrt an der LME weiter in Backwardation

Der Zinkpreis hat sich seit dem letzten Kursrutsch Ende Juni 2022 deutlich stabilisiert und könnte nun zu einer Kurserholung ansetzen. Denn die niedrigen Lagerbestände in Verbindung mit anhaltenden Lieferkettenstörungen stützen den Zinkpreis und gleichen einen Teil der erwarteten sinkenden Nachfrage aus. Es dürfte sich deshalb lohnen, den Wisdom Tree Zink weiter im Blick zu behalten.

In der anhaltenden scharfen Korrektur der Rohstoffpreise, welche insbesondere durch Rezessionssorgen ausgelöst wird, hat sich der Zinkpreis als einer der Rohstoffe mit dem besten ,,Gleitschirm‘‘ erwiesen.

Die Bremswirkung bei Zink resultiert zum einen aus der Marktstruktur am physischen Zinkmarkt. Ein Blick auf die aktuelle Lage bei Zink an der Londoner Metallbörse (LME) zeigt, dass der Cash-Zinkkontrakt bei 3.116 Dollar steht, der Dreimonats-Kontrakt bei 3.030 Dollar, der mit Fälligkeit im Dezember 2023 bei 2.678 Dollar, jener mit Fälligkeit im Dezember 2024 bei 2.458 Dollar und schließlich jener mit Fälligkeit im Dezember 2025 bei 2.253 Dollar.

Damit zeigt die Strukturkurve des Zinkfutures eine starke Backwardation. Die hohe Lieferprämie für Cash-Kontrakte passt nun aber so gar nicht zu dem fallenden Marktpreis. Allerdings passt sie gut zu den sehr niedrigen Lagerbeständen an der LME.

Dabei ringen sozusagen zwei fundamentale Marktkräfte miteinander. Zum einen stützt die Knappheit bei physisch lieferbaren Metallen den Zinkpreis, zum anderen erwarten die Marktteilnehmer in Zukunft ein Überangebot.

Dabei ist zu beachten, dass die energieintensiven Zinkhütten überproportional unter den hohen Energiepreisen leiden.

Zur Nachverfolgung des Zinkpreises eignet sich etwa der Wisdom Tree Zink ETC (DE000A0KRKA0). Der WisdomTree Zinc ermöglicht Anlegern eine Total-Return-Anlage in Zink durch Nachbildung des Bloomberg Zinc Subindex zuzüglich eines ,,Collateral Return‘‘. Die laufenden Kosten liegen bei 0,54 % p.a.

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Wisdom Tree Zink zeigt, dass sich die aktuelle Korrektur charttechnisch einfach mit dem extrem starken vorangegangenen Anstieg erklären läßt. Die aktuelle Korrektur könnte durchaus bis auf die Nackenlinie der vorangegangenen Bodenbildung führen (s. rote Horizontale im Chart).

Wisdom Tree Zink ETC auf TradingView

Und was ist das Fazit?

Neben wachsenden Konjunktursorgen vor allem in Europa sind auch die anhaltenden Lieferkettenprobleme auf dem Zinkmarkt spürbar, allerdings mit entgegengesetztem Vorzeichen.

Welcher Einflussfaktor überwiegt, läßt sich ex ante nicht wirklich feststellen. Schaut man aber auf die bisherige Dauer der Lieferkettenstörungen, so ist kurzfristig nicht mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen. Sollte sich jedoch die Konjunktur und damit auch die Zinknachfrage schnell weiter abschwächen, dürfte das Ausbruchsniveau des Wisdom Tree Zink nochmals getestet werden. Investoren in Euro sollten aber dabei auch bedenken, dass der immer schwächere Euro den in US-Dollar notierten Zinkpreis abfedert. Denn hier fallen positiver Währungseffekt und negativer Preiseffekt des Basiswertes zusammen und heben sich teilweise auf.

Im Ergebnis bleibt der Prognosenebel weiterhin auch über dem Zinkpreis dick. Jedoch dürften die knappen Lagerbestände in Verbindung mit anhaltenden Lieferkettenproblemen zu einer spürbaren Abfederung konjunkturell ausgelösten Preisdruckes auf Zink sein.

28.07.2022 - Arndt Kümpel

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht