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Uniper stürzt in die Tiefe, Nel ASA traut sich nicht weiter in die Höhe, die Commerzbank befriedet Mitarbeiter für den Moment und Nio gewährt einen Blick auf die Absatzzahlen

Wie schon die Inflationsdaten aus der Eurozone sorgte auch eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell gestern nicht für die erwarteten heftigen Reaktionen an den Märkten. Sinngemäß stellte Powell zwar eine ruhigere Gangart bei den Zinsschritten schon ab dem Dezember in Aussicht. Vielen dämmerte aber auch, dass der Leitzins seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.

In der Folge gab es allenfalls leichte Erholungen zu sehen, doch bei vielen Titeln standen auch negative Faktoren im Vordergrund. Im Falle von Uniper (DE000UNSE018) wurde hingegen einmal mehr hemmungslos spekuliert, wobei die Leerverkäufer wieder das Zepter in die Hand genommen haben. Um satte 21,6 Prozent purzelten die Kurse hier in die Tiefe, womit es bis auf 3,42 Euro in die Tiefe ging. Die teils schwindelerregenden Zugewinne der vergangenen Woche haben sich damit endgültig in Luft aufgelöst.

Es gibt so einige Punkte, welche einen solchen Kursverfall begünstigt haben könnten, darunter strenge EU-Anforderungen rund um die bevorstehende Rettung des Konzerns oder eine Niederlage vor Gericht bezüglich der Abschaltung der Kohlekraftwerke bzw. damit zusammenhängenden Kompensation. Doch ehrlicherweise spielt all das für den Kurs von Uniper kaum noch eine Rolle. Fundamentale Angelegenheiten haben sich von dem Papier längst entkoppelt.

Bei Nel ASA fehlt es den Käufern an Mut

Besser sah es da schon bei Nel ASA (NO0010081235) aus, wo gerade im frühen Handel die Kurse deutlich in Richtung Norden ausschlugen. Am Vormittag erreichte der Titel bereits die nicht unwichtige Marke bei 1,50 Euro und war damit drauf und dran, einen kleinen Ausbruch auf die Beine zu stellen. Letztlich sollte es dazu aber nicht kommen. Stattdessen ging es im späten Handel wieder auf 1,47 Euro zurück, womit die Zugewinne über den gesamten Tag bei überschaubaren 0,3 Prozent blieben.

Immerhin ging es damit weiter in die richtige Richtung und die derzeitige Stimmungslage an den Börsen würde eine Fortsetzung des Aufwärtstrend grundsätzlich zulassen. Freilich können die Anteilseigner sich aber nicht darauf verlassen, dass die Börsen in der neunten Woche in Folge oder darüber hinaus in Richtung Norden marschieren werden, denn eine derartige Serie ist schon jetzt außergewöhnlich. Eigene Impulse würden Nel ASA da schwer weiterhelfen, doch an der Nachrichtenfront war es zuletzt eher ruhig.

Die Commerzbank verschafft sich Zeit

Überhaupt nicht erfreut über die sanften Worte der Fed waren die Anleger der großen Banken. Beispielsweise reagierte die Commerzbank (DE000CBK1001) gestern mit Kursverlusten von 3,22 Prozent und fiel auf 7,76 Euro zurück. Das ist zwar noch keine Katastrophe, aber doch ein spürbarer Rückschlag in einer Phase, die ohnehin schon nicht unbedingt einfach für das Papier ist.

Immerhin gab es bei den Reibereien mit der Belegschaft der Tochter ComTS gute Nachrichten zu vernehmen. Der Arbeitskampf dort ist zwar noch nicht endgültig beendet. Die Commerzbank erklärte sich aber zu weiteren Verhandlungen bereits, die im Februar starten sollen. Bis dahin sagten die Gewerkschaften zu, auf weitere Arbeitsniederlegungen zu verzichten. Zuvor kam es innerhalb von wenigen Monaten bereits fünf Mal zu Streiks. Jetzt hat der Konzern sich zumindest etwas Zeit verschafft.

Nio kann nicht überzeugen

Der chinesische Autobauer Nio (US62914V1061) informierte gestern über Absatzzahlen aus dem gerade erst beendeten November, und die sahen auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht aus. 14.178 E-Autos konnte das Unternehmen an die Frau oder den Mann bringen, was nicht nur im direkten Vergleich mit dem Oktober einen Zuwachs bedeutet. Auch im Jahresvergleich konnte ein Plus von 30,3 Prozent präsentiert werden.

Das relativiert sich aber recht schnell, wenn der Blick zu vorherigen Wachstumsraten wandert. Denn im Oktober steigerten die Absätze sich laut „IT-Times“ noch um 174,3 Prozent, wogegen die jüngsten Zahlen schon fast wie ein laues Lüftchen wirken. Auch die Anleger scheinen nicht zufrieden zu sein und so ging es mit der Nio-Aktie am Donnerstag um schmerzhafte 5,2 Prozent auf 12,12 USD abwärts.

Licht und Schatten

Insgesamt scheint die Stimmung an den Märkten derzeit etwas zwiegespalten zu sein. Optimisten verweisen auf die zahlreichen positiven Signale, welche es in jüngster Zeit zu sehen gab. Dem gegenüber stehen Skeptiker, die sich Sorgen um charttechnische Bewegungen machen und vor der Rezession im kommenden Jahr warnen. Ausgemachte Sache ist es da noch nicht, dass die Erholung der letzten Wochen sich unentwegt fortsetzen wird. Ebenso ist die ganz große Korrektur aber nicht in Stein gemeißelt. Etwas Zuversicht mit der stets nötigen Portion Vorsicht ist momentan sicher nicht unangebracht.

02.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht