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Aroundtown mit befriedigendem Quartalsbericht

Die Quartalszahlen von Aroundtown waren nicht berühmt, aber auch keine negative Überraschung. Es stellt sich im Kern ein, was ich Ihnen bereits frühzeitig avisiert hatte: Die Papiergewinne aus den Neubewertungen des Portfolios lassen stark nach. Sie können auch durchaus im kommenden Jahr negativ werden, wenn die Inflationsrate weiter auf stark erhöhtem Niveau bleibt.

Der Cashflow von Aroundtown (LU1673108939) ist jedoch weniger problematisch. Das operative Geschäft erwirtschaftete in den ersten neun Monaten einen positiven Cashflow von 577,5 Mio. Euro nach 411,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Auch die FFO I verbesserten sich weiter von 266,9 Mio. Euro auf 274,5 Mio. Euro. Beim Umsatz ergab sich ein Plus von 28,3 % auf 1,2 Mrd. Euro, wobei der Löwenanteil des Wachstums aber im 1. Halbjahr erzielt wurde und mit Grand City Properties (LU0775917882) zu tun hat.

Schwieriger sieht es beim Ergebnis aus. Der Gewinn in den ersten neun Monaten sank um -11 % auf 577,5 Mio. Euro, was im Wesentlichen auf geringere Neubewertungsgewinne und höhere operative Kosten zurückzuführen ist.

Hybridanleihen werden nicht gekündigt

Wesentlich interessanter ist jedoch die jüngste Entscheidung bei Aroundtown und GCP bezüglich ausstehender Hybridanleihen. Aroundtown gehören inzwischen 60 % der Aktien von GCP, weswegen die Gesellschaft auch konsolidiert wird. Und beide Gesellschaften gaben heute bekannt, dass man das erste Kündigungsrecht für ausstehende Hybridanleihen am 20. Januar 2023 (Aroundtown) und 22. Januar 2023 (GCP) verstreichen lassen wird.

Das liess den Anleihemarkt (und Aktienmarkt) aufhorchen. Eine Emittentin, die das erste Kündigungsrecht bei einer Hybridanleihe verstreichen lässt, wird immer mit einer roten Flagge versehen. Warum? Weil in der Regel der Kupon bis zum ersten Kündigungstermin fest ist und danach variabel wird. Wäre der Marktzins seit Festlegung der fixen Kupons gesunken, wären die Ankündigungen kein Thema. Doch die Marktzinsen sind rapide gestiegen, weswegen im Januar die Kupons dann erheblich steigen werden. Im Fall von Aroundtown für diese Hybridanleihe von bisher 3,75 % auf mehr als 7 %, wenn der Kupon schon heute festgelegt würde. Bei GCP würde der Kupon heute mehr als 6 % p. a. betragen.

Die ausstehenden Beträge sind kein Drama. Bei Aroundtown sind es noch 369 Mio. Euro nominal und bei GCP 200 Mio. Euro. Nichts, was die Gesellschaften nicht stemmen können, aber sie wollen nicht. Das kann verschiedene Gründe haben. Entweder ist man in einen „Liquiditätssparmodus“ gegangen, weil man sich verschlechternde Verhältnisse am Kapitalmarkt fürchtet oder man spekuliert darauf, dass sich die Marktzinsen nach den Kündigungsterminen so weit verbessern, dass man die vorzeitigen Tilgungen der Hybridanleihen verschiebt und dafür kurzfristig höhere Kupons zahlt.

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

Offenlegung: Herr Fritz hält zum Zeitpunkt der Empfehlung eine Long-Position in Aroundtown-Aktien.

30.11.2022 - Mikey Fritz

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht