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Wo liegt der Boden bei den Rohstoffen? UBS Bloomberg Commodity Index ETF im Blick

Die Rohstoffpreise haben in den vergangenen Wochen deutlich eingebüßt. Ein Blick auf die charttechnische Situation des Bloomberg Commodity Index zeigt jedoch, dass dies auch Teil einer normalen, wenn auch scharfen Konsolidierung vorangegangener Gewinne sein kann. Die zugrundeliegenden Marktverhältnisse der physischen Rohstoffe haben sich nicht ansatzweise so verbessert, wie die deutlich gefallenen Preise suggerieren. Der geopolitische Kontext spricht zudem nicht für eine kurzfristige Beendigung von Sanktionen. Die durch die hohen Energiepreise ausgelösten konjunkturellen Bremsspuren sollten dabei nicht die Bedeutung von Angebotsdefiziten abwerten, die bei geringer Preiselastizität der Nachfrage schwächere Konjunktureffekte deutlich überkompensieren können. Vor diesem Hintergrund ist mittelfristig mit einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise zu rechnen, was den UBS Bloomberg Commodity Index SF - A EUR ACC H ETF interessant macht.

Der 18.06.2022 könnte für 2022 bei den Rohstoffen, gemessen an seinem wichtigsten Index, das Jahreshoch markiert. Dies legt zumindest der sich anschließende Preiseinbruch nahe. Seit seinem Jahreshoch bei 138,20 Punkten am 18.06.2022 ist der Future auf den Bloomberg Commodity Index (BCOM) bis auf 110,10 Punkte und damit um bislang mehr als 20 % eingebrochen.

Die Preise für alle Produkte, von Benzin bis Weizen, sinken wegen der Befürchtung, dass eine stagnierende Wirtschaft die Nachfrage beeinträchtigen wird. Zwar besteht bei den meisten Rohstoffen weiterhin ein Angebotsdefizit. Jedoch könnte die steigende Inflation zu einem Rückgang der Nachfrage führen, die bislang offensichtlich nicht vollständig eingepreist ist.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 und den sich anschließenden und immer noch bestehenden Lieferkettenstörungen ist die weltweite Produktion ins Stottern geraten. Daran ändern auch explodierende Staatsausgaben nur wenig. Und seit Ende Februar hat die Invasion Russlands in die Ukraine die Versorgungsstörungen insbesondere im Agrarsektor weiter verstärkt. Zusätzlich drücken die westlichen Sanktionen, die zu einer Verknappung von sanktionierten russischen Gütern und Rohstoffen im Westen führen, die jeweiligen Preise nach oben.

Die Divergenz des Reaktionstempos der großen Notenbanken auf die explodierende Inflation hat inzwischen zu einer starken Aufwertung des US-Dollars geführt, der die Preise für die Rohstoffe, die in US-Dollar gehandelt werden und die eine Aufwertung des Dollars zusätzlich verteuert, senkt.

Im Zuge dessen sind die Preiserwartungen in Bezug auf steigende Rohstoffpreise nunmehr auf den tiefsten Stand seit 2 Jahren gefallen.

Darin liegt aber bereits eine wichtige Information der Märkte, die bei dem starken Preisrückgang bei den Rohstoffen sehr wahrscheinlich überreagiert haben. Ein Blick auf die militärische und geopolitische Lage zeigt schnell, dass ein Rückfall auf das Preisniveau von vor der russischen Invasion in der Ukraine aus dieser Perspektive nicht gerechtfertigt ist. Die Risiken bestehen weiter, eine weitere Eskalation ist jederzeit möglich, und Alternativen sind nicht in Sicht.

Von weiteren Faktoren wie einer wieder stärker wachsenden Volkswirtschaft Chinas einmal ganz abgesehen.

Eine Möglichkeit, an der Entwicklung der Rohstoffpreise zu partizipieren, ist der UBS Bloomberg Commodity Index SF - A EUR ACC H ETF (IE00B58ZM503). Er zeichnet die taggenaue Wertentwicklung des Rohstoffindex ,,Bloomberg Commodity Index Total Return‘‘ abzüglich Gebühren und Kosten genau nach und wird passiv verwaltet. Die laufenden Kosten des Fonds betragen 0,19 % p.a.

Der Bloomberg Commodity Index (BCOM) selbst ist ein diversifizierter Rohstoffindex und umfasst Komponenten aus den Bereichen Getreide, Energie, Industriemetalle, Edelmetalle, Nutzvieh und Agrarrohstoffe. Er wird auf Grundlage einer Überschussrendite gebildet. Der BCOM reflektiert damit die Preisentwicklung von Rohstoff-Futures. Er wird jährlich neu gewichtet, wobei die Gewichtung zu 2/3 nach dem Handelsvolumen und zu 1/3 nach der Weltproduktion erfolgt. Die aktuelle Gewichtung für das Jahr 2022 sieht dabei folgende Gewichtung der einzelnen Komponenten vor: 29,83 % Energierohstoff (Öl, Gas etc.), 22,58 % Körnersaaten (Mais, Soja, Weizen, Sojaöl), 15,48 % Industriemetalle (Kupfer, Aluminium, Zink, Nickel), 19,75 % Edelmetalle (Gold, Silber), weiche Rohstoffe (Seide, Kaffee, Zucker) und 5,34 % Nutzvieh (Rinder, Schweine).

Ein Blick auf die Entwicklung des Blommberg Commodity Index Futures zeigt nun, dass sich die aktuelle scharfe Korrektur durchaus im Bereich des Erwartbaren befindet.

Denn dieser hatte im Juni 2022 sein aus dem April 2014 stammendes Hoch fast erreicht, nachdem er zuvor alle wichtigen Zwischenwiderstände überwunden hatte. Angesichts eines Preisanstieges zwischen dem Corona-Crashtief bei 57,70 Punkten im März 2020 und dem Jahreshoch von 2022 bei 138,20 Punkten und damit von knapp 140 % in gut 2 Jahren ist die aktuelle Korrektur aus technischer Sicht keine Überraschung und könnte sehr wohl das Schwungholen vor Beginn einer neuen Aufwärtsbewegung sein. Dabei wäre sogar ein weiterer Rückgang bis in den Bereich von 105,50 Punkten charttechnisch ohne Bedenken.

Blommberg Commodity Index Future auf TradingView

Und was ist das Fazit?

Kurzfristige Gewinnmitnahmen im Rahmen einer charttechnisch erwartbaren Konsolidierung der vorangegangenen starken Gewinne drücken derzeit auf die Rohstoffpreise. Dabei bleibt einstweilen offen, inwieweit der aktuelle Rückgang die reale physische Marktlage bei den einzelnen Rohstoffen widerspiegelt oder er mehr finanzmarkttechnisch getrieben ist.

Ein Blick auf die weiter bestehenden Lieferkettenstörungen und die geostrategische Verhärtung des Verhältnisses des Westens zu Russland und zunehmend auch zu China zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Überreaktion der Rohstoffpreise nach unten nicht zu vernachlässigen ist.

Der Charakter vieler Rohstoffe als Nahrungsmittel oder essenzielle Faktoren für ihre Nutzung (Energie) verweist dabei auf eine niedrige Preiselastizität, insbesondere bei Agrarrohstoffen. Dies bildet zudem bedeutendes Potenzial sozialer und politischer Instabilität, die ihrerseits zu einer Verschärfung der aktuellen Marktverwerfungen führen kann (Eigendynamik).

Vor dem Hintergrund der anhaltenden realen Angebotsdefizite, dem konfrontativen Konstellation zwischen Russland und zunehmend auch China mit dem Westen bleibt die Wahrscheinlichkeit auch jenseits der charttechnischen Bewertung des Bloomberg Commodity Index hoch, dass die aktuelle scharfe Korrektur bei den Rohstoffpreisen eine Korrektur in einem noch länger andauernden Aufwärtstrend ist!

07.07.2022 - Arndt Kümpel

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht