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Aurelius will sich aus dem qualifizierten Freiverkehr verabschieden, was das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen nicht unbedingt wachsen lässt

Lange Zeit flog die Aurelius-Aktie unter dem Radar der meisten Anleger, jetzt sorgt das Unternehmen wieder für Schlagzeilen. Aufgrund der Unsicherheiten an den Märkten und der „makroökonomisch belastenden“ Situation plant das Management, sich aus dem qualifizierten Freiverkehr in München zu verabschieden. Die Aktien sollen dann nur noch im einfachen Freiverkehr gehandelt werden, was den Anteilseignern überhaupt nicht zu schmecken scheint.

Konkret bedeutet das Ganze, dass Aurelius AAR4 sich aus dem geregelten Handel mehr oder weniger verabschiedet und damit auch die letzten Transparenzregeln noch an den Nagel hängt. Quartalsberichte und Jahresabschlüsse an die Anleger zu übermitteln, würde mit dem geplanten Schritt zu einer vollkommen freiwilligen Angelegenheit werden und natürlich gibt es bereits Mutmaßungen darüber, dass eben dieser Umstand mit ein Faktor für die geplante Änderung sein könnte.

Darüber lässt sich aber selbstredend nur spekulieren und selbst wenn Aurelius derlei Angelegenheiten zu dem geplanten Wechsel veranlasst haben sollten, so wird das Unternehmen dies kaum offen eingestehen. Das Vertrauen der Anleger war schon vorher nicht unbedingt auf dem höchsten Stand, hat jetzt aber noch einen weiteren Rückschlag erhalten. Aurelius fiel in den vergangenen Jahren schon das eine oder andere Mal durch einige fragwürdige Entwicklungen auf und war auch schon Ziel der einen oder anderen Short-Attacke.

Noch im Herbst 2021 versprach Aurelius, die Kommunikation mit den Anteilseignern zu verbessern, wie „Der Aktionär“ zu berichten weiß. Keine zwei Jahre später werden nun Schritte für eine vollkommen gegensätzliche Entwicklung in die Wege geleitet. Natürlich muss der Wechsel in den einfachen Freihandel nicht zwingend bedeuten, dass der Konzern seine Mitteilungen an die Aktionäre verringern wird. Die Vermutung ist aber sehr naheliegend und mehr Transparenz ist vom Unternehmen in Zukunft wahrlich nicht zu erwarten.

Die Anleger haben ihr Urteil gefällt

Noch ist offen, wann der Wechsel stattfinden könnte. Laut Aurelius liegt das im Ermessen der Börse München. Es wird aber damit gerechnet, dass jene den Börsianern eine angemessene Vorlaufzeit einräumen wird, wenn der Wechsel offiziell verkündet wird. Darauf warten aktuell die Wenigsten und ein Blick auf den Kurs verrät, dass die Anlegerinnen und Anleger ihr Urteil schon längst gefällt haben.

Bei Handelsschluss am Mittwoch stand die Aurelius-Aktie bei nur noch 13,27 Euro, kurz zuvor wurde bei 13,13 Euro ein neues 52-Wochen-Tief erreicht. Innerhalb von zwei Tagen wurden rund 35 Prozent an Börsenwert vernichtet und mit einer schnellen Rückkehr ist eher nicht zu rechnen. Es findet eine wahre Flucht aus dem Titel stand, welche potenziell noch nicht an ihrem Ende angekommen sein muss. Charttechnisch ist momentan noch mindestens Luft bis zum 5-Jahres-Tief, welches knapp oberhalb von 12 Euro zu finden ist. Zumindest mich persönlich würde es nicht überraschen, wenn dieses in naher Zukunft noch unterboten wird.

Aurelius ist eine windige Angelegenheit

Schon bisher war die Aurelius-Aktie eine schwer spekulative Angelegenheit und oftmals konnten die Anleger kaum einschätzen, in welche Richtung es mit der Private Equity Gruppe in Zukunft gehen könnte. In Zukunft wird es mit Aussicht auf eher weniger denn mehr Informationen noch schwieriger werden, hier ein qualifiziertes Urteil abzugeben. Die ohnehin schon große Unsicherheit nimmt damit noch weiter zu.

Trotz der mittlerweile regelrecht billigen Kurse kann da eine Empfehlung nicht reinen Gewissens abgegeben werden. Der Kurssturz in der laufenden Woche verdeutlich ansehnlich, was die Börsianer von den Plänen des Konzerns halten. In mehr oder weniger freier Wildbahn dürften der Aurelius-Aktie noch turbulentere Zeiten als bisher anstehen. Es spricht nichts dagegen, sich das entspannt von der Seitenlinie aus anzusehen und die eigenen Risiken damit gering zu halten. In wirtschaftlich noch immer schwierigen und unsicheren Zeiten gilt das umso mehr.

19.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler