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Langsam, aber sicher bewegt Steinhoff sich auf den Abgrund zu

Die Steinhoff-Aktie hat in den letzten Jahren eine wilde Zeit durchlebt. Bekanntlich ist das Papier nach einem Bilanzskandal ins Bodenlose abgerutscht. Dann entwickelte es sich zeitweise aber schon zu einer Art Geheimtipp, da nicht wenige Anleger auf das große Comeback setzen. Derzeit geraten die Optimisten aber immer mehr in Unterzahl.

Dabei läuft es bei den Töchtern des angeschlagenen Möbelkonzerns gar nicht mal schlecht. Vor allem Pepco (NL0015000AU7) beschert Steinhoff (NL0011375019) immer wieder ansehnliche Einnahmen und im laufenden Jahr konnte der Einzelhändler mit seinen unzähligen Geschäften in Osteuropa sogar den vielen Krisen unserer Zeit zum allergrößten Teil trotzen. Auch in Südafrika ist man derzeit mit Pepkor (ZAE000259479) schwer auf Expansionskurs und lässt sich selbst durch Vorfälle mit Plünderungen kaum aus der Ruhe bringen.

Grundsätzlich wäre Steinhoff also auf dem besten Wege, um wieder zu einem gesunden Konzern mit einem tragfähigen Geschäftsmodell zu werden. Wäre da nicht ein massiver Schuldenberg, der sich auf schätzungsweise zehn Milliarden Euro beläuft und bei dem noch immer vollkommen unklar ist, wie er in absehbarer Zeit reduziert, geschweige denn vollkommen abgebaut werden soll.

Seit rund einem Jahr warten die Anteilseigner hier vergeblich auf ein Update, während die Zinslast Steinhoff mehr oder weniger aufzufressen droht. Zugegeben, die Angelegenheit ist nicht ganz einfach und es müssen unzählige Gläubiger befriedet werden. Das allein sorgt aber auch nicht dafür, dass die Geduld bei den Anlegern unendlich ausfällt. Ganz im Gegenteil, aktuell scheint jene schwer zu bröckeln und Steinhoff droht an der Börse auch noch den letzten Halt zu verlieren.

Für Steinhoff sieht es nicht gut aus

Der ganz große Kurscrash ist in den letzten Tagen zwar ausgeblieben. Doch Steinhoff taumelt mehr oder weniger in Zeitlupe einer mittelschweren Katastrophe entgegen. Verpasst hat der Titel unlängst die Marke von 0,10 Euro, welcher schon allein aus psychologischen Gründen eine enorme Bedeutung zukommt. Aber auch charttechnisch könnte sie über Gedeih und Verderb bei Steinhoff entscheiden.

Am Dienstag musste Steinhoff wieder einmal rote Vorzeichen hinnehmen und es ging um weitere 1,41 Prozent auf nur noch 0,098 Euro in die Tiefe. Zugegeben, auf verlorenem Posten stehen die Anleger dadurch noch lange nicht und im Prinzip würde schon ein kleiner Vorstoß ausreichen, um die Aktie wieder in deutlich angenehmere Gefilde zu befördern. Es stellt sich aber die Frage, ob die Bullen dafür noch einmal Kräfte bündeln können. Solange es vom Management kein Update zu den wichtigsten Fragen der Anleger gibt, ist das aber nicht unbedingt vorstellbar.

Es wird nicht besser für Steinhoff

Versprechen, dass es „bald“ Neuigkeiten geben werde, liegen mittlerweile auch schon wieder eine Weile zurück und es ist Anlegern nicht zu verdenken, sollten sie sich etwas im Regen stehengelassen fühlen. So bleibt für den Moment kaum mehr, als das Beste zu hoffen. Aus eigenem Interesse sollte man bei Steinhoff aber auch das Schlimmste befürchten, denn von alleine werden die Probleme des Konzerns nicht besser.

Im Gegenteil, aufgrund der Zinswende droht die Lage sich nur noch weiter zu verschlimmern und bei Steinhoff kann weiterhin nichts ausgeschlossen werden. Nach zähem Ringen konnte das Unternehmen zwar zu Beginn des laufenden Jahres endlich eine Einigung mit seinen zahllosen Gläubigern erzielen, was zweifellos ein großer Erfolg war. Es ist aber eben noch nicht die Garantie dafür, dass man sich auf dem Weg zurück zu einem kerngesunden Unternehmen befindet. Stand heute bleibt bei Steinhoff alles möglich und selbst eine Insolvenz kann leider nicht ausgeschlossen werden, solange nicht endlich ein stichhaltiges Konzept zum Umgang mit dem gigantischen Schuldenberg besteht. Wer nicht spekulieren möchte, hält sich solange auch weiter fern von der Steinhoff-Aktie.

23.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht