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Die Deutsche Bank bleibt in überschaubarem Terrain, auch die Commerzbank ohne Höhenflug, keine Euphorie bei JP Morgan und PayPal weiter mit Fragezeichen

In der vergangenen Woche frohlockten die Märkte noch über Bewegung um US-Schuldenstreit, doch zu einer Einigung kam es über das Wochenende nicht. Stattdessen beendet Präsident Joe Biden seine Reisepläne in Asien vorzeitig, um sich noch heute mit den Republikanern zu weiteren Verhandlungen zu treffen. Das Ganze dürfte die Börse weiter beherrschen und sich vor allem auf Bankenaktien auswirken.

Sollte es nicht sehr bald zu einer Einigung kommen, droht den USA schon Anfang Juni der Zahlungsausfall mit potenziell katastrophalen Folgen. Im schlimmsten Fall könnte dadurch eine globale Finanzkrise ausgelöst werden. Das lässt freilich auch die Anleger der Deutschen Bank DBK nicht kalt. Die Aktie des Geldhauses bewegte sich in der vergangenen Woche noch immer auf niedrigem Niveau. Zum Wochenende standen 9,78 Euro auf dem Ticker.

Rechnet man aus dem Kurs den Dividendenabschlag heraus, sieht die Sache schon etwas freundlicher aus. Doch selbst damit im Hinterkopf wurden die Verluste aus dem März noch immer nicht verdaut. Dass nun schon die nächste große Krise in der Branche droht, macht die Lage nicht besser. Solange es in den USA keine Einigung gibt, werden dem Titel Höhenflüge verwehrt bleiben, obschon er unter Experten als niedrig bewertet angesehen wird.

Keine Ausnahme für die Commerzbank

Dasselbe lässt sich von der Commerzbank CBK behaupten, welche sich mit einem Kurs von 9,79 Euro in das vergangene Wochenende verabschiedete. Auch hier bleibt die 10-Euro-Marke ein heftiger Widerstand. Zwar gilt die Commerzbank als einer der größten Profiteure der Zinswende. Das Institut selbst spricht aber bereits davon, dass diese ihren Gipfel bald erreicht haben könnte.

Darüber hinaus wird das Frankfurter Geldhaus von Problemen um die polnische Tochter mBank belastet, wofür gerade Rückstellungen in Millionenhöhe aufgebaut werden. Es fehlt auch hier an positiven Argumenten und nicht ganz zu Unrecht verhalten die Börsianer sich da eher vorsichtig. Nüchtern betrachtet ist das Papier unterbewertet, doch an der Börse entstehen Kurse nun einmal nicht immer nur anhand von rationalen Faktoren.

Keine Überraschungen bei JP Morgan?

Derweil haben sich die Börsenprofis bei der Commerzbank die Aktie der Kollegen von JP Morgan JPM wieder einmal etwas genauer angesehen, kamen dabei aber nicht unbedingt zu einem positiven Urteil. Das Kursziel wurde zwar von 12,60 Euro auf nun 13,40 Euro angehoben. Am neutralen Ausblick hat sich aber nichts geändert. Die Analysten sehen nur noch ein begrenztes Potenzial für Überraschungen beim Gewinn je Aktie, nachdem der Zinsüberschuss im vergangenen Quartal seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte.

Die JP Morgan-Aktie konnte sich in der vergangenen Woche um gute drei Prozent erholen. Allerdings dürften gerade US-Banken wieder schwer unter Druck geraten, sollte zwischen Republikanern und Demokraten nicht schleunigst eine Annäherung zu beobachten sein. US-Präsident Biden sprach während des G7-Gipfels in Hiroshima teils von inakzeptablen Positionen, was leider nicht auf einen schnellen Durchbruch hoffen lässt.

PayPal fällt bei Anlegern durch

Auswirkungen könnte das Ganze nicht nur auf die Aktien der großen Banken haben, sondern auf so ziemlich alles, was auch nur entfernt mit dem Finanzsektor in Verbindung steht. Auch bei PayPal PYPL tun sich da Fragezeichen auf, und von denen gibt es ohnehin schon mehr als genug. In den Augen der Analysten ist die Aktie schon seit Monaten vollkommen unterbewertet. Doch die Anleger lassen sich davon nicht trösten.

Nach einer sehr überschaubaren Erholung stürzte die PayPal-Aktie am Freitag schon wieder um 1,26 Prozent in die Tiefe und landete bei traurigen 56,44 Euro und damit nur sehr knapp über dem jüngsten 52-Wochen-Tief bei 56 Euro. Eine weitere Schlappe an den Märkten kann hier leicht für neue Tiefststände sorgen. Die Voraussetzungen für eine Erholung sind da in der neuen Woche eher dürftig. Überraschungen sind zwar immer eine Möglichkeit und langfristig ist PayPal bestens aufgestellt. Es fehlen aber immer noch klare Anzeichen dafür, wo der Titel seinen Boden finden könnte.

Die Spannung steigt

Noch bleibt etwas Zeit, damit sich die Politik in den USA irgendwie einig wird und die finanzielle Kernschmelze verhindert. Nach Ansicht von Finanzministerin Janet Yellen wird man sich ohne neue Schuldenobergrenze aber nur mit Mühe und Not noch bis Mitte Juni über Wasser halten können. Umso mehr werden die Märkte auf weitere Verhandlungsergebnisse achten. Ohne solche könnte auch an den Börsen der nächste Tiefschlag mit bisher noch nicht abschätzbaren Folgen drohen. Da sich darüber aber alle Beteiligten im Klaren sein dürften, ist die Motivation auf beiden Seiten hoch, auf den letzten Metern eine Einigung zu finden. Das Ganze wird aber mit Sicherheit politisch bis ins Letzte ausgeschlachtet werden, was uns in dieser Woche einiges an Unsicherheit bescheren dürfte.

22.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler