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“Bitcoin wird irrelevant”, so die EZB in ihrem Blog

In einem Blogbeitrag äußert die Europäische Zentralbank (EZB) unglaublich scharfe Kritik an der Kryptowährung Bitcoin. Laut Ulrich Bindseil und Jürgen Schaff, Abteilung für Marktinfrastruktur und Zahlungsverkehr der EZB, könne Bitcoin das Geldsystem weder ersetzen noch verbessern.

Wie die beiden EZB Mitarbeiter in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Blog “Bitcoin’s Last Stand”, schrieben, sei die Kryptowährung noch nie für nennenswerte Transaktionen in der realen Welt verwendet worden.

Dem Artikel zufolge hänge der Wert von Bitcoin von der kontinuierlichen Unterstützung durch neue Investoren ab. So schreiben sie weiter:

“Große Bitcoin-Investoren haben daher sehr starke Anreize, die Euphorie aufrechtzuerhalten.”

Bitcoin sei aufgrund seines Konzepts und seiner technologischen Unzulänglichkeiten für den Zahlungsverkehr nicht geeignet. Da die Kryptowährung weder Cashflows noch Dividenden generiere, sei es darüber hinaus auch eine schlechte Investition.

Weiter warnten die beiden davor, die zunehmende Regulierung als Zustimmung großer Institutionen zu interpretieren. Angeblich versuche die schnell wachsende Krypto-Lobby, den neuen Technologiesektor als eine lohnende Anlageklasse für die Portfolios der Anleger zu positionieren. Obwohl Bitcoin seit dem anfänglichen Absturz im November relativ stabil blieb, behaupten die Autoren, es handele sich um einen künstlich herbeigeführten letzten Atemzug, bevor der Vermögenswert in die Bedeutungslosigkeit stürzt.

Bindseil und Schaaf beendeten ihren Artikel, indem sie den energieintensiven Proof-of-Work-Mechanismus von Bitcoin als beispiellose Umweltverschmutzung kritisierten. Auch die angeblichen Berge von Hardware-Müll, welche beim Bitcoin-Mining entstehen, fielen in die Kritik. Darüber hinaus sollten Banken vor einem enormen Reputationsschaden durch die Förderung der digitalen Währung gewarnt sein.

Häufige Kritik der EZB an Bitcoin und Kryptowährungen

Die Parlamentarier der Europäischen Union formulierten kürzlich die Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCA). Allerdings bestehen weiterhin Zweifel an der Wirksamkeit der neuen Gesetzesgebung und daran, ob sie künftige Katastrophen verhindern kann. In diesem Zuge wiesen die Autoren von der EZB auch auf fehlende Regulierungen der Bundesbehörden in den USA hin.

Jedoch ist die EZB mit ihrer kritischen Einstellung gegenüber Kryptowährungen nicht allein. Da die Kryptobörse FTX bis zu ihrem Untergang in mehreren Ländern unter geringer Aufsicht operierte, überprüfen Regierung und Aufsichtsbehörden jetzt weltweit ihre Haltung gegenüber Kryptowährungen. Die Bemühungen, die Verwendung von Kryptowährungen zu regulieren, nahm bereits seit dem Bullenmarkt 2021 erheblich zu. Seither wurden Rekordanstiege hinsichtlich der Kryptoadoption verzeichnet.

Im Jahr 2018 meinte Agustín Carstens, Leiter der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, Bitcoin sei eine Kombination aus Blase, Schneeballsystem und Umweltkatastrophe. Diese Aussage fand auch bei Yves Mersch, Mitglied des EZB-Direktoriums bis 2020, Unterstützung. Auf einer späteren Veranstaltung in London behauptete er, eine globale Antwort sei nötig, um den Finanzsektor zu schützen und fügte hinzu:

“Entschlossene Maßnahmen zur Abschottung könnten notwendig sein.”

Mersch griff diese Aussage später auf und meinte, die EZB stimme voll und ganz mit seinen Ansichten überein, habe sogar ähnliche Sorgen. Diese Ansicht machte er bereits zuvor deutlich, als er behauptete, Bitcoin sei den bestehenden Zahlungsoptionen weit unterlegen.

Im März 2018 erklärte Benoît Cœuré, bis 2019 Mitglied des EZB-Direktoriums, als Co-Autor in einem Artikel, Bitcoin sei nicht die Zukunft einer bargeldlosen Gesellschaft. So schrieben die beiden Autoren weiter:

“Fast niemand bepreist Waren in Bitcoin, nur wenige nutzen ihn für Zahlungen und als Wertaufbewahrungsmittel ist er nicht besser als Glücksspiel in einem Casino. Die politischen Entscheidungsträger sind zu Recht besorgt über den Missbrauch unwissender Verbraucher und Anleger sowie über die illegale Nutzung.”

Was ist die EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist der Währungshüter der EU und für die Geldpolitik der 19 EU-Mitgliedstaaten zuständig. Ferner ist sie eine der einflussreichsten Finanzinstitutionen der Welt. Christine Lagarde, derzeitige Präsidentin der EZB, ist eine renommierte Rechtswissenschaftlerin, die dieses Amt seit 2019 innehat. Hauptaufgabe der EZB ist die Verwaltung der Geldpolitik innerhalb der EU.

Dazu gehört die Versorgung der Mitgliedstaaten mit Finanzdienstleistungen und die Organisation von EU-weiten Zahlungen und Überweisungen. Außerdem sorgt sie durch die Regulierung der Finanzinstitute in den Mitgliedsländern für Finanzstabilität.

Lagarde riet ihrem Sohn bereits vom Handel mit Bitcoin sowie anderen Kryptowährungen ab und meinte, sie werde diese nicht anfassen. So kommentierte sie vor einem Publikum der niederländischen Sendung College Tour:

“Ich bevorzuge auch das zu tun, was ich predige.”

Darüber hinaus behauptete die Präsidentin der Zentralbank, dass Kryptowährungen kein Fundament aufweisen:

“Es gibt keinen zugrundeliegenden Vermögenswert, der als Sicherheit fungieren könnte … Ich habe schon immer gesagt, dass Kryptowährungen hochspekulative, hochriskante Vermögenswerte sind.”

Eine vorhersehbare Reaktion?

Für Bitcoin-Anhänger ist die jüngste Kritik der EZB nur ein weiterer Vorstoß in einer langen Reihe vorhersehbare Angriffe. Wenige widersprechen der Behauptung, dass Bitcoin riskanter sei als die größten Fiat-Währungen der Welt. Laut den Krypto-Befürwortern verstehen die meisten eher nicht worum es genau geht:

“Selbstverwaltete digitale Vermögenswerte, wie Bitcoin und dezentralisierte Finanzen, mögen für zentralisierte Vermittler, wie Banken, Börsenmakler und Zahlungsabwickler, irrelevant sein, da sie das herkömmliche Finanzsystem im Würgegriff haben. Für viele Menschen sind Bitcoin und DeFi jedoch höchst relevant, weil sie eine Lösung für die vielen Probleme des traditionellen Finanzwesens bieten.”

So Dennis Jarvis, CEO von Bitcoin.com.

Andere werteten den Angriff der EZB als positives Zeichen:

“Diese Art von Reaktion seitens traditioneller Wirtschaftsinstitutionen ist im Laufe der Jahre ziemlich üblich geworden und signalisiert in der Regel den Beginn einer Wachstumsphase für die Kryptoindustrie.”

Przemysław Kral, CEO von Zonda Global

Twitter Nutzer Joel John wandte sich gegen die Behauptung, dass Bitcoin nur für illegale Transaktionen Verwendung findet. Wie er in einem Thread anhand eines Chainalysis-Berichts darlegte, wurden nur 0,15 % der Krypto-Transaktionen mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Im Vergleich dazu sind es bei Fiat-Währungen 5 %. Selbst Glücksspiel und Betrug miteinbezogen, steigt die Zahl krimineller Kryptotransaktionen auf lediglich 3 %.

“Genau genommen tut die EZB ihr Bestes, um Bitcoin als irrelevant darzustellen – bisher mit wenig Erfolg. Bitcoin ist ein Türöffner und eine Fallstudie für die dezentralisierte Wirtschaft. Die neue Technologie mag ihr volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben, aber sie gibt uns sicherlich ein Hinweis darauf, was auf uns zukommt.”