DAXUmfrage: Anhaltende Skepsis der Anleger verhindert AusverkaufIn den letzten beiden Wochen lag Sentiment Analyst und Chefredakteur Stephan Heibel richtig in der Erwartung, dass der DAX eher seitwärts laufen würde. Anleger hatten sich massiv abgesichert. Weiteres Aufwärtspotential für den DAX hatte er einerseits nicht erwartet, andererseits aber trotz aller Krisen keine Gefahr eines deutlichen Kurseinbruchs:
Was können Anleger vom DAX in der kommenden Woche erwarten? Dazu befragt Stephan Heibel, Inhaber des Sentiment Analyse Hauses AnimusX zusammen mit dem Handelsblatt jede Woche mehr als 2.000 private und institutionelle Anleger. An der Umfrage können sich Anleger jederzeit beteiligen und erhalten im Gegenzug die Auswertung kostenfrei per email. Der Link dazu folgt morgen zusammen mit dem update aus dem Handelsblatt.
Stephan Heibels aktuelle Analyse:
"Dem vorläufigen Ergebnis laufenden Sentimentumfrage zufolge hat jeder dritte Anleger seine gute Laune über Bord geworfen, denn nur noch 17% (-25%) betrachten die aktuelle Bewegung im DAX als Aufwärtsimpuls, weitere 17% (-7%) als Topbildung. 19% (+15%) davon sind nun der Ansicht, wir befinden uns in einem Abwärtsimpuls. Mit 43% (+14%) gehen die meisten jedoch von einer Seitwärtsbewegung aus. Die gute Laune der Vorwoche, die schon an Euphorie grenzte, ist damit vollständig verflogen. Doch überraschend kommt das nicht, wie wir schon anhand der Sentimentauswertung der vergangenen Woche sehen konnten: Viele Anleger hatten sich gegen fallende Kurse abgesichert. So fühlen sich weiterhin 51% (-7%) der Umfrageteilnehmer in Ihrer Erwartung von vor einer Woche zum größten Teil bestätigt, weitere 6% (-9%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Kaum erfüllt sehen hingegen 29% (+7%) der Anleger ihre Erwartungen, weitere 15% (+10%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt.
Für den DAX in drei Monaten erwarten 19% (+3%) steigende Kurse, mit 34% (+1%) gehen die meisten jedoch von fallenden Kursen aus. Eine Seitwärtsbewegung erwarten nur noch 31% (-5%). Stattdessen versprechen sich 8% (+6%) eine Bodenbildung.Zum Verkaufen ist es zu spät, sagen sich 5% der Anleger und verlassen das Lager derer, die in den kommenden zwei Wochen Positionen verkleinern wollen. Somit wollen nur noch 18% Aktien verkaufen, hingegen wollen 20% Aktien zukaufen. Mit 62% (+5%) wollen die meisten jedoch erst einmal abwarten."
Wie sind die Sentiment Indikationen für Private und institutionelle Anleger?
Dazu Heibel: "Das Euwax-Sentiment zeigt eine weiterhin überwiegend defensive Positionierung der Privatanleger an. Mit einem Wert von -5,6 sind Privatanleger also in den vergangenen Tagen überwiegend als Verkäufer aufgetreten oder haben Absicherungspositionen für Ihre Long-Engagements gekauft. Auch bei den institutionellen Anlegern, die sich über die Eurex absichern, dominieren weiterhin die Absicherungsgeschäfte. Das Put/Call-Verhältnis ist zwar nicht mehr so hoch wie in der Vorwoche, liegt aber mit 1,7 noch immer deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Monate (1,5).
Wie ist die Stimmung unter Anlegern in den USA?
Heibel hat die Daten: "In den USA sind die institutionellen Anleger ähnlich vorsichtig, das Put/Call-Verhältnis ist von den extrem pessimistischen Werten der vergangenen Wochen zurückgekommen, notiert aber weiterhin auf einem im Mehrjahresvergleich verhältnismäßig hohen Niveau. Dazu passt auch die weiterhin verhältnismäßig niedrige Investitionsquote der institutionellen Anleger mit 84%, die zwar nicht mehr die Tiefs der vergangenen Wochen anzeigt, aber noch immer unter dem langfristigen Durchschnitt notiert. Die US-Privatanleger sind mit einer Bulle/Bär-Quote von 13,4% moderat optimistisch gestimmt.
Der technische Angst und Gier Index des S&P 500 zeigt mit 48% eine neutrale Verfassung an. Hingegen zeigt die kurzfristigere Trendlinie des Short Range Oszillators des S&P 500 einen kurzfristig überkauften Markt an."
Was ist in der nächsten Woche zu erwarten?
Heibel-ticker
DAX Sentiment Analyse: In Deutschland sichert man Gewinne abDer DAX ist seit Dieum fast 300 Punkte gefallen. Der Blick auf das Chartbild zeigt, wie der DAX um die Marke von 13.000 oszilliert. Nun wird es richtig spannend: Wie hat Sentiment Analyst Stephan Heibel die laufende Woche und die Vorwoche vorausgesagt? Goldrichtig - wiedereinmal.
Heibel beschrieb mit einiger Skepsis den Kursanstieg des DAX - und bekam heute Recht:
Einschätzung der Vorwoche: "Vor dem Hintergrund der negativen Meldungen dieser Woche sind die +0,9% im DAX (14.05 - 18.05) kaum nachvollziehbar. Verantwortlich dafür sind jedoch eine ganze Reihe positiver Analystenkommentare in Folge der guten Quartalszahlen der Vorwochen. Nun registrieren Analysten also endlich, wie gut es der Wirtschaft geht."
Prognose für die laufende Woche: "Auf der anderen Seite haben sich eine Reihe der positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen in den letzten Tagen ins negative verdreht: Nordkorea spricht nicht mehr mit dem Westen, im Handelsstreit gibt es nun doch bislang noch keine Annäherungen, über das Iran-Abkommen könnte sich Europa mit den USA zerstreiten und die Zinsentwicklung in den USA könnte schon bald zur Belastung für die Konjunktur werden."
Und genau dies ist gestern eingetroffen. Die US Aktienmärkte haben auf negative Nachrichten zu Nordkorea und zu Trumps "Trade War" reagiert. Erst am Mittwoch abend hat sich die Stimmung etwas aufgehellt - und sofort stiegen die US Aktienmärkte wieder.
Wie ist das aktuelle Sentiment in den USA und in Deutschland? Dazu die Einschätzung von Chefredakteur Stephan Heibel von letztem Freitag - als verspätetes update:
"Selten ist die Stimmungslage in Deutschland so unterschiedlich zu den USA, doch derzeit gibt es eine wichtige Diskrepanz. Während in Deutschland erzielte Gewinne abgesichert werden und Anleger ihre Positionen eher verkleinern möchten, steht man in den USA in den Startlöchern für den nächsten Schub der Rallye."
Und genau das ist aktuell zu beobachten: Der DAX konnte relativ zügig fallen, da die Gewinne abgesichert sind. In den USA wurde heute der kurzzeitige downtrend wieder reversed. DieUS- Aktienmärkte stehen also in den Startlöchern, am Donnerstag auf neue Verlaufshochs zusteigen.
Wie ist das aktuelle Sentiment? Dazu Heibel:
Die Skepsis gegenüber der künftigen Entwicklung am Aktienmarkt bleibt groß: Nur 19% (+2%) gehen für den DAX in drei Monaten von weiter steigenden Kursen aus, hingegen fürchten weiterhin 32% fallende Kurse. Mit 36% (+3%) gehen jedoch die meisten von einer Seitwärtsbewegung aus. Bären dominieren die Erwartungshaltung, seit dem vergangenen Herbst war die Stimmung nicht mehr so bärisch. Nur noch 19% (-5%) der Anleger wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, hingegen beabsichtigen nun 22% (+3%) ihre Positionen zu verkleinern. Mit 59% (+1%) bleiben die meisten weiterhin erst einmal unentschlossen. Es ist das erste Mal seit ziemlich genau einem Jahr, dass das Verkaufsinteresse das Kaufinteresse übersteigt. Damals folgten einige schwache Börsenmonate. Das Euwax-Sentiment bleibt mit einem Wert von -6,8 im stark negativen Bereich. Das heißt, dass Privatanleger derzeit überwiegend Absicherungspositionen eingehen, sie schützen sich vor fallenden Kursen. Ganz ähnlich sieht es bei den Profis aus: Institutionelle Anleger sichern sich über die Eurex mit Hilfe von Optionen ab. Das Put/Call-Verhältnis ist diese Woche auf 2,6 in die Höhe geschnellt und zeigt ein extrem aktives Absicherungsverhalten der Profis an.
In den USA sieht es anders aus, dort war das Put/Call-Verhältnis an der CBOE in den vergangenen Wochen extrem hoch und kommt derzeit langsam zurück. Das passt zur unterschiedlichen Börsenentwicklung: Während der DAX seit April seine im Februar erlittenen Kursverluste inzwischen wieder ausgleichen konnte, hinkt der Dow Jones noch hinterher. In Deutschland sichert man also die durch die Erholung erzielten Gewinne ab, während man in den USA Wunden erst jetzt langsam zuversichtlich wird."