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OECD traut Deutschland 2023 kein Wachstum zu - Hohe Inflation dämpft Konsum

Die OECD traut der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr kein Wachstum zu, sondern erst wieder 2024. "Die hohe Inflation schmälert die Realeinkommen und Ersparnisse", hieß es am Mittwoch in einer neuen Analyse der Industriestaaten-Organisation. 2023 werde die Wirtschaft stagnieren, nächstes Jahr dann um 1,3 Prozent wachsen - im langfristigen Schnitt beides schwache Werte. Der private Konsum werde zunächst ein Bremsfaktor sein. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte zuletzt gesagt, mindestens 30 Prozent der Kunden von Banken könnten ihre normale Ausgaben nicht mehr aus ihrem Einkommen bestreiten, sondern müssten an die Ersparnisse ran. Der Export dürfte dagegen laut OECD Wachstumsimpulse liefern, weil sich die Lieferkettenprobleme allmählich auflösen und der Auftragsbestand hoch ist.

Die Inflation wird den Angaben nach in Deutschland mit 6,3 Prozent in diesem Jahr und 3,0 Prozent im nächsten Jahr viel zu hoch für den Geschmack der Notenbanken bleiben, aber zumindest zurückgehen. Die Reallöhne dürften 2024 dank deutlicher Zuwächse nach den jüngsten Tarifrunden wieder steigen und den Konsum stabilisieren. Hier prognostiziert die OECD für Deutschland 2023 ein Minus von 1,4 Prozent, 2024 dürfte der private Verbrauch aber um 1,6 Prozent zulegen. Die staatlichen Ausgaben dürften 2023 um 3,9 Prozent sinken, nächstes Jahr dann aber wieder um 1,4 Prozent steigen. Der Export von Waren und Dienstleistungen dürfte um 1,1 und 2,4 Prozent zunehmen.

"Ein erhebliches Abwärtsrisiko bergen die Gaspreise und eine potenzielle Gasrationierung im kommenden Winter", so die OECD. Ein Ende des Krieges in der Ukraine würde die Konjunkturaussichten dagegen stärken und die Energiepreise drücken. "Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollten die Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie älteren und geringqualifizierten Arbeitskräften erhöht und die Aus- und Weiterbildung verbessert werden."

Die Weltwirtschaft hat nach Einschätzung der OECD die Talsohle vermutlich durchschnitten. Der Weg zu einer kräftigen Konjunkturerholung sei jedoch weit. "Im Vergleich zur Vergangenheit wird sie jedoch schwach ausfallen. Für 2023 rechnen wir mit einem globalen Wachstum von 2,7 Prozent, das sich 2024 leicht auf 2,9 Prozent beleben dürfte. Damit wird es immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der zehn Jahre vor der Corona-Pandemie liegen." Die Kerninflation bleibe zu hoch, ebenso wie die Verschuldung. Weitere Zinserhöhungen seien im Kampf gegen die Inflation wohl nötig. Im Fall von Problemen auf dem Finanzmarkt sollten Notenbanken Liquidität zur Verfügung stellen, um Ansteckungseffekte zu verhindern.

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