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Bundesbankvorstand Wuermeling - Europa hat bei Digitalgeld-Projekt Nase vorn

Europa ist nach Ansicht von Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling bei den Vorbereitungen für ein digitales Zentralbankgeld im internationalen Vergleich bereits weit vorangekommen. In China gebe es zwar den digitalen Renminbi schon, sagte er am Mittwoch auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt: "Aber er kommt nicht richtig ins Laufen und hat nicht diese Funktionalität." In den USA verfolge die Notenbank Federal Reserve zwar eigene Pläne, doch seien ihr auch wegen des Widerstands aus dem Lager der Republikaner weitgehend die Hände gebunden. Das Eurosystem aus EZB und nationalen Notenbanken sei bereits wesentlich weiter. Man habe alle möglichen "Spielarten der Issuance" eines solchen Zentralbankgelds bereits unter die Lupe genommen und auch Risiken für das Bankensystem und die Finanzstabilität analysiert.

Mit dem digitalen Euro setze sich Europa erstmals bei einer digitalen Basisentwicklung an die Spitze, auch was die zeitlichen Abläufe angehe. Im Oktober soll im EZB-Rat der Beschluss gefasst werden, ob digitales Zentralbank eingeführt wird oder nicht. Laut Wuermeling wurden in den vergangenen Monaten in dem Gremium bereits "dutzende Design-Entscheidungen" für den digitalen Euro getroffen. Die Idee sei, ihn dann in drei bis vier Jahren zur Verfügung zu haben. "Deswegen fängt jetzt die Zeit an, in der man sich darauf vorbereiten sollte", sagte der Bundesbankvorstand.

Die EU-Kommission wird voraussichtlich Ende des Monats - am 28. Juni - ihre Vorschläge für einen digitalen Euro präsentieren. Mit dieser Initiative sollen "zentrale Aspekte" festgelegt und geregelt werden, wie die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland jüngst mitteilte. Nach Annahme der Verordnung könne die Europäische Zentralbank (EZB) dieses Digitalgeld im Einklang mit ihren Zielen und ihrem Mandat ausgeben. Laut Wuermeling soll ein digitaler Euro Bargeld ergänzen, nicht ersetzen. EZB-Chefin Christine Lagarde machte jüngst deutlich, dass die Zentralbank bei einer Einführung des digitalen Euro den Banken mit ihrem traditionellen Geschäftsmodell nicht in die Quere kommen werde.

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