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Insider - China nimmt nach Vorfällen alte Öltanker unter die Lupe

Nach mehreren Zwischenfällen mit alten Öltankern verschärfen die chinesischen Behörden in zwei wichtigen Häfen Insidern zufolge ihre Kontrollen. Die Hafenbehörden in der östlichen Provinz Shandong verlangten seit vergangener Woche zum Anlaufen der Terminals detailliertere Informationen über Tanker, die älter als 15 Jahre seien, sagten ein Schifffahrtsagent und zwei Öl-Händler, die mit den Abläufen vertraut sind. Die Behörden der Häfen Qingdao und Lanshan hätten die Schiffsagenturen aufgefordert, Angaben zum Alter ihrer Schiffe, zum Flaggenstaat und zum Versicherungsschutz zu machen.

Fast alle Tanker, die Rohöl an die Raffinerien nach Qingdao transportierten, seien älter als zehn Jahre, sagte Emma Li, Expertin beim Branchendienst Vortexa. "Die chinesischen Hafenbehörden haben nach den jüngsten Vorfällen erkannt, dass die alten Tanker schwerwiegende Mängel haben und nicht ausreichend versichert sind." Das könne im Fall der Fälle für die Umwelt und den Hafenbetrieb zu großen Problemen führen.

Einer der Insider verwies bei den neuen Vorgaben darauf, dass China damit auch eine neue Ölpest wie bei einer Schiffskollision nahe Qingdao im Jahr 2021 verhindern wolle. Die Maßnahmen folgen zudem auf Enthüllungen bei der Inspektion des Riesen-Tankers "Titan" durch die Seesicherheitsbehörde von Qingdao im April. Damals waren mehr als ein Dutzend Mängel an Bord festgestellt worden, wie aus Daten des staatlichen Hafenkontrolleurs und der öffentlichen Schiffsdatenbank Equasis hervorgeht. Die rund 20 Jahre alte Titan fährt unter der Flagge Kameruns. Sie kann bis zu zwei Millionen Barrel Öl aufnehmen und wird von einer auf den Seychellen ansässigen Firma betrieben.

Die Behörden verlangten von den Schiffsagenturen jetzt zudem Informationen zu allen Fällen, in denen ein Schiff in den vorangegangenen 36 Monaten den Namen oder den Eigentümer gewechselt habe, sagten die Insider, Auch Daten zu früheren Inspektionen müssten übermittelt werden.

Der Schiffsmakler sagte, es handele sich um neue Vorgaben, die die Sicherheitsbehörden bisher nicht verlangt hätten. Die Unterlagen müssten fünf Tage vor der Ankunft des Schiffes eingereicht werden. Die Behörden für die Hafensicherheit in Shandong erklärten auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, sie hätten keine Anforderungen eingeführt, die über geltende Vorschriften und internationale Übereinkommen hinaus gingen.

China ist der größte Ölimporteur der Welt. Sollte es bei den neuen Vorgaben Probleme geben, könnte sich die Entladung von Tankern verzögern. Die Hafenbehörden könnten Schiffe tagelang festhalten, um etwaige Fragen zu klären, sagten die Insider. Das könnte die Schiffsbetreiber dazu veranlassen, ihre Ladungen in anderen chinesische Häfen löschen zu lassen, in denen die neuen Vorgaben nicht gelten. Tanker, für die die erforderlichen Dokumente nicht vorgelegt werden, könnten auf Häfen in nahe gelegene Provinzen wie Jiangsu, Hebei oder Liaoning ausweichen, sagte der Schifffahrtsagent.

Qingdao und Lanshan gehören zu den fünf größten chinesischen Häfen für den Ölimport. Verzögerungen dort könnten sich auf die Ölverarbeitung im Land auswirken. In Shandong gibt es zahlreiche frei betriebene Raffinerien, sogenannte "Teapots", die bis zu einem Fünftel der chinesischen Verarbeitungskapazität ausmachen. Die durchschnittliche Wartezeit für einen Tanker in Qingdao stieg am Wochenende auf mehr als zwei Tage an. Vor einer Woche war es nach Daten des Anbieters Refinitiv noch weniger als ein Tag.

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