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Urlaubsgeld vielfach erhöht - "Willkommener Puffer" gegen hohe Inflation

In Zeiten hoher Inflation hat sich das tarifliche Urlaubsgeld laut Zahlen des gewerkschaftsnahen WSI in vielen Branchen erhöht. Dies gilt insbesondere für diejenigen Wirtschaftszweige, in denen es als ein bestimmter Prozentsatz der Tarifentgelte festgelegt wird, wie das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag mitteilte. Hierzu gehören demnach im laufenden Jahr das Bauhauptgewerbe, die Eisen- und Stahlindustrie, der Einzelhandel, die Druckindustrie, das Gebäudereinigungshandwerk, die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie, die Papier verarbeitende Industrie und auch das Versicherungsgewerbe.

In Deutschland erhalten aber nur etwas weniger als die Hälfte (47 Prozent) aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft Urlaubsgeld, wie aus den WSI-Zahlen hervorgeht. Für die Analyse wurden die Angaben von fast 60.000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Anfang Mai 2022 bis Ende April 2023 ausgewertet.

Die Anstiege des Urlaubsgeldes folgten demnach den allgemeinen Tariferhöhungen und lagen überwiegend zwischen 1,6 und 2,5 Prozent. Den höchsten Zuwachs beim Urlaubsgeld gab es mit 6,5 Prozent in der Eisen- und Stahlindustrie sowie mit 8,7 Prozent im Gebäudereinigungshandwerk. Die Höhe des tarifvertraglich vereinbarten Urlaubsgeldes fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 180 und 2686 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe dieses Jahr. Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, bekommen die Sonderzahlung mehr Männer als Frauen, mehr Beschäftigte in Westdeutschland als im Osten und eher die Belegschaft in größeren als in kleineren Betrieben.

"Ursprünglich war das seit den 1960er Jahren in vielen Branchen eingeführte tarifvertragliche Urlaubsgeld dafür gedacht, um mehr Beschäftigten einen Jahresurlaub zu ermöglichen", erläuterte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Aktuell dürfte das Urlaubsgeld hingegen bei vielen Beschäftigten eher ein "willkommener Puffer" sein, um die Belastungen durch die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schultern. Umso schlimmer sei es, dass die Beschäftigten im Niedriglohnsektor hierbei zu den Verlierern gehörten. Denn sie arbeiteten deutlich seltener in Unternehmen mit Tarifvertrag und gingen deshalb auch zumeist beim Urlaubsgeld leer aus.

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