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1,6 Prozent der Unternehmen haben Aktivitäten ins Ausland verlagert

Etwa jedes 60. deutsche Unternehmen hat in den vergangenen Jahren wirtschaftliche Aktivitäten ins Ausland verlagert. 1,6 Prozent der Firmen haben dies von 2018 bis 2020 getan – "vor allem wegen Kostenvorteilen", wie das Statistische Bundesamt am Dienstag zu seiner Studie mitteilte. Dabei verlagerten 64 Prozent Funktionen wie Produktion von Waren, Marketing, Vertrieb und Kundendienst oder Forschung und Entwicklung vollständig oder teilweise aus Deutschland heraus an andere Teile innerhalb oder außerhalb ihrer Unternehmensgruppe ins Ausland. 60 Prozent gingen in das restliche Ausland.

"Bei den Motiven für eine internationale Verlagerung spielten insbesondere Kostenvorteile eine Rolle", erklärten die Statistiker die Entwicklung. So war für 89 Prozent der Unternehmen die Verringerung von Lohnkosten ein wichtiges Motiv für den Schritt ins Ausland. 75 Prozent nannten andere Kostenvorteile. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften in Deutschland war für 62 Prozent ein Grund, Unternehmensfunktionen ins Ausland zu verlagern oder dies zumindest in Erwägung zu ziehen. Gegen einen Weggang sprachen vor allem administrative oder rechtliche Faktoren: 79 Prozent der Unternehmen gaben dies an. Es folgten steuerliche Probleme (59 Prozent) sowie Zölle und andere Handelshemmnisse (54 Prozent).

Wegen der hohen Energiekosten warnen Wirtschaftsverbände vor einer drohenden Deindustrialisierung in Deutschland. Ifo-Präsident Clemens Fuest erwartet dies zumindest kurzfristig nicht. So schnell könnten Industrien nicht verlagert werden, sagte der Ökonom der Nachrichtenagentur Reuters. Die Frage sei aber, ob Deutschland auch langfristig ein attraktiver Standort bleibe. "Bei den energieintensiven Industrien steht das sicher infrage. Da verlieren wir an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Standorten." Weitere Belastungen wie Fachkräftemangel und zunehmender Protektionismus kämen noch hinzu. "Daher würde ich das Thema ernst nehmen", sagte Fuest.

Die Mehrheit der deutschen Unternehmen ist in die globale Wertschöpfungskette eingebunden. 61 Prozent der knapp 64.000 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten bezogen 2020 Waren oder Dienstleistungen aus dem Ausland oder lieferten selber welche dorthin, wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte.

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