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Bundesbank erwartet Rezession im Winterhalbjahr

Deutschland steht laut Bundesbank vor einer Rezession im Winterhalbjahr. "Deren Ausmaß ist allerdings äußerst unsicher", teilte die deutsche Notenbank in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht November mit. Eine Gasmangellage könne aber wahrscheinlich vermieden werden. Noch im Sommerquartal war die deutsche Wirtschaft angesichts der Aufhebung vieler Corona-Maßnahmen, was die Geschäfte von Dienstleistern anschob, überraschend gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September saisonbereinigt um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu.

Doch im Winterhalbjahr dürfte die Wirtschaftsleistung nach Einschätzung der Bundesbank zurückgehen. "Die Unsicherheit über die Energieversorgung und ihre Kosten belastet die Unternehmen stark", heißt es im Monatsbericht. Produktionspläne und Exporterwartungen seien im Verarbeitenden Gewerbe überwiegend pessimistisch. Zwar sei in der Industrie der Auftragsbestand hoch und die Lieferengpässe gingen etwas zurück. Dennoch werde die globale Konjunkturabschwächung voraussichtlich die Exporte dämpfen.

Die Bundesbank geht zudem davon aus, dass die positiven Impulse aus dem Wegfall der Corona-Beschränkungen "spürbar nachlassen." Pandemiebezogene staatliche Ausgaben würden nach und nach wegfallen. Überdies sei mit einer weiteren Abkühlung der Baukonjunktur zu rechnen.

HOHE INFLATION BELASTET

Auch der anhaltende Inflationsschub sorgt laut Bundesbank für Belastung. "Die hohe Inflation dämpft zudem den privaten Konsum und damit die Aktivität in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen", schreiben ihre Experten. Die Inflationsrate könne auch über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben. Die Übernahme der Gasabschlagszahlung durch den Staat im Dezember werde Verbraucher zwar entlasten. Noch sei aber unklar, inwieweit sie sich in der Inflationsrate niederschlage. Die zweite Stufe der Gaspreisbremse könnte die Inflationsrate möglicherweise um fast einen Prozentpunkt dämpfen. Die Teuerungsrate (HVPI) war zuletzt im Oktober angesichts eines massiven Preisschubs bei Energieprodukten auf 11,6 Prozent geklettert.

In ihrem Bericht wies die Bundesbank auch darauf hin, dass die Gewerkschaften angesichts des Inflationsschubs "außergewöhnlich hohe" Lohnzuwächse forderten. So verlangt beispielsweise Verdi für den öffentlichen Dienst eine Lohnerhöhung um 10,5 Prozent für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten - mindestens aber 500 Euro monatlich mehr. Die Bundesbank erwartet zwar nicht, dass hohe Lohnforderungen auf eine beschleunigte Inflationsentwicklung hindeuten. Doch das Risiko von Zweitrundeneffekten hat aus ihrer Sicht zugenommen. "Diese würden die Gefahr steigern, dass die Inflationsrate länger deutlich über dem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent im Euroraum bleibt", schreibt die Bundesbank.

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