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OECD - Deutsche Wirtschaft schrumpft 2023 um 0,5 Prozent

Die Industriestaaten-Organisation OECD sagt Deutschland eine stärkere Rezession voraus als die Wirtschaftsweisen. Das Bruttoinlandsprodukt werde im kommenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Konjunkturausblick. Die fünf Wirtschaftsweisen gehen in ihrem Jahresgutachten für die Bundesregierung von minus 0,2 Prozent aus. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte es noch zu einem Wachstum von 1,7 Prozent reichen, das 2024 mit 1,5 Prozent annähernd wieder erreicht werden soll, erklärte die OECD.

"Die starke Volatilität der Energiepreise und die schwierige Energieversorgung verunsichern Unternehmen und Haushalte", sagte Nicola Brandt, die das OECD Berlin Centre leitet, der Nachrichtenagentur Reuters. "Hohe Inflation sorgt für einen Rückgang der Realeinkommen, die den Konsum beeinträchtigt." Aufgrund der ausgeprägten Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland und gestörter Lieferketten sei Deutschland mit seiner starken Ausrichtung auf Industrieexporte besonderen Risiken ausgesetzt.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) macht aber auch Hoffnungszeichen aus. Stabilisierend wirkten der hohe Investitionsbedarf im Zusammenhang mit der Verlagerung von Lieferketten und dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch dürften sich die Exporte angesichts eines beträchtlichen Auftragsbestandes und nachlassender Engpässe in den Lieferketten erholen. Keine rasche Entspannung wird bei der Teuerung erwartet. "Die Inflation wird aufgrund der Weitergabe der Energie- und Erzeugerpreise an die Verbraucher, der Abwertung des Euro und des steigenden Lohndrucks hoch bleiben", hieß es dazu. Sie werde sich erst allmählich abschwächen.

Die OECD warnt zugleich vor enormen Gefahren für die Konjunktur. "Ein erhebliches Abwärtsrisiko ergibt sich aus möglichen Gasrationierungen in den nächsten beiden Wintern, wenn die geplanten fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen die Preisanreize für Gaseinsparungen nicht ausreichend erhalten", hieß es. "Neue Wellen der Pandemie könnten den privaten Verbrauch weiter dämpfen oder Engpässe in der Versorgungskette verschärfen." Steigende Zinsen wiederum könnten zu starken Korrekturen auf den Immobilienmärkten führen und die Finanzmärkte beeinträchtigen. "Auf der anderen Seite könnte ein schnelleres Ende des Krieges das Vertrauen der Investoren und Verbraucher wiederherstellen und die Energiepreise senken."

Schwere Zeiten sagt die OECD auch der Weltwirtschaft voraus. "Das Wachstum hat an Dynamik verloren, während sich die hohe Inflation hartnäckig hält." Der russische Krieg gegen die Ukraine habe die Preise besonders für Energie in die Höhe getrieben. Das globale Bruttoinlandsprodukt werde daher in diesem Jahr mit 3,1 Prozent nur etwa halb so stark wachsen wie im vergangenen Jahr. 2023 soll es sogar nur zu 2,2 Prozent reichen. Für 2024 wird ein Plus von 2,7 Prozent vorausgesagt. "Die globalen Aussichten werden auch immer unausgewogener", erklärte die OECD. Im kommenden Jahr dürften fast drei Viertel des globalen Wachstums auf die großen asiatischen Schwellenländer entfallen, während der Aufschwung in den USA und in Europa an Tempo verlieren werde.

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