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Ifo - Stornierungswelle im Wohnungsbau wegen steigender Kosten und Zinsen

Der Verzicht auf neue Projekte durch höhere Baukosten und steigende Zinsen lassen einer Umfrage zufolge die Wohnungsbauziele der Bundesregierung in weite Ferne rücken. Der Anteil der von gestrichenen Vorhaben betroffenen Unternehmen lag im Juli bei 11,5 Prozent, nach 12,3 Prozent im Vormonat. Im Mai hatte der Anteil sogar 15,8 Prozent betragen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. "Noch sind die Auftragsbücher prall gefüllt", sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. "Aber die explodierenden Baukosten, höheren Zinsen und schlechteren Fördermöglichkeiten stellen mehr und mehr Projekte in Frage. Wir beobachten seit April eine Stornierungswelle. Die ehrgeizigen Neubauziele der Bundesregierung rücken damit in weite Ferne." Diese hat sich den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zum Ziel gesetzt.

Die Materialengpässe – die sich mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drastisch verschärft hatten – entspannen sich den Angaben zufolge nur langsam. Im Juli klagten noch immer 45,6 Prozent der Betriebe im Wohnungsbau über Lieferprobleme. Im Vormonat hatte der Anteil sogar bei 47,6 Prozent gelegen. "Infolge der Knappheit und der hohen Energiekosten haben sich viele Baustoffe erheblich verteuert", sagte Leiss. "Die Bauunternehmen mussten daher selbst immer wieder an der Preisschraube drehen."

Die Entwicklung verliert aktuell zwar etwas an Schwung. Dennoch rechnen immer noch sehr viele Befragte mit neuerlichen Preisanpassungen in den kommenden Monaten: Das Barometer für die Preiserwartungen lag bei 54,0 Punkten, nach 61,5 Punkten im Vormonat. "Gleichzeitig belasten aber die höheren Zinsen und im Wohnungsbau auch die eingeschränkten Fördermöglichkeiten die Nachfrage nach Bauleistungen", sagte Leiss. "Am Bau kippt die Stimmung", sagte Leiss. Für das kommende halbe Jahr befürchteten sehr viele Unternehmen Geschäftsrückgänge.

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