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PwC löst EY nach 14 Jahren als Bilanzprüfer von Siemens ab

Siemens SIE lässt seine Bilanzen vom kommenden Jahr an von den Wirtschaftsprüfern von PwC unter die Lupe nehmen. Die Prüfungsgesellschaft löst zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 (per Ende September) als Abschlussprüfer den Konkurrenten EY (ERNS.UL) ab, der sich seit 2009 mit der Bilanz von Siemens beschäftigt, die Aufgabe aber nach den im Zuge des Wirecard-Skandals eingeführten Regeln abgeben muss. PwC habe in der Ausschreibung das attraktivste Angebot vorgelegt, sagte Werner Brandt, der den Prüfungsausschuss des Siemens-Aufsichtsrats leitet. "Wir sind überzeugt, mit PwC einen Abschlussprüfer ausgewählt zu haben, der eine qualitativ hochwertige Prüfung gewährleisten und unsere strengen Unabhängigkeitsstandards einhalten wird." Formal muss noch die Hauptversammlung Anfang 2024 das Mandat bestätigen.

Siemens ist eines der größten Prüfungsmandate im Dax. Im abgelaufenen Geschäftsjahr berechnete EY 37,6 Millionen Euro. Die Tochter Siemens Healthineers SHL zahlte 9,8 Millionen Euro an EY. Sie hat ebenso wie die abgespaltene Siemens Energy ENR das Prüfmandat für 2023/24 neu ausgeschrieben.

Der Wechsel hat nur indirekt mit dem Wirecard WDI-Skandal zu tun, in dem dem jahrelangen Abschlussprüfer EY Versäumnisse bei der Bilanzprüfung vorgeworfen wurden. Siemens hatte sich ausdrücklich hinter EY gestellt. Als Konsequenz aus der milliardenschweren Wirecard-Pleite hatte der Gesetzgeber die Vorschriften aber im vergangenen Jahr verschärft. Seither müssen börsennotierte Unternehmen den Abschlussprüfer spätestens nach zehn Jahren wechseln - mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren. Vorher konnten sie bis zu 24 Jahre lang auf die gleiche Prüfungsgesellschaft bauen.

PwC gehört zu den "Big Four" der Wirtschaftsprüfer, die die Aufträge der größten Unternehmen in Deutschland fast vollständig unter sich aufteilen. Die Stutgarter EY ist derzeit bei zehn der 40 Dax DAX-Konzerne als Prüfer engagiert, KPMG und PwC bei jeweils 14. Großer Gewinner der Zwangsrotation ist die Nummer vier, Deloitte (DLTE.UL). Mit Bayer BAYN und seit diesem Jahr auch der Deutschen Telekom DTE prüft Deloitte zwei Dax-Firmen, mit Merck MRK und der Deutschen Post (DPWGn.DE) kommen 2023 zwei weitere hinzu. SAP SAP wechselt 2023 zur kleineren BDO (BDO.UL).

Dort hatte sich keiner der "großen Vier" für das Prüfmandat beworben. Denn für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sind Beratungsaufträge oft deutlich lukrativer. Die Möglichkeit des Bilanzprüfers, das Unternehmen gleichzeitig zu beraten, wurden aber von der EU wegen befürchteter Interessenkonflikte stark eingeschränkt.

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