ReutersReuters

Chemiebranche erwartet Produktionsrückgang - Hohe Energiepreise belasten

Die deutsche Chemiebranche stellt sich in diesem Jahr auf einen deutlichen Produktionsrückgang ein. Für 2022 geht der Branchenverband VCI von einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent aus. Ohne das Pharmageschäft dürfte sogar ein Minus von vier Prozent zu Buche stehen, teilte der VCI am Mittwoch mit. Bisher hatte sich der Verband keine Prognose zugetraut - die ursprüngliche war im März wegen der unabsehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine gekippt worden. Für das zweite Halbjahr rechnet der VCI mit hohem Ertragsdruck für die Branche. "Eine spürbare Entspannung bei den Energie- und Rohstoffkosten sehen wir derzeit nicht. Erdgas dürfte auch weiter deutlich teurer sein als in anderen Regionen der Welt. Vor diesem Hintergrund bekommt der Standort Deutschland zunehmend ein Wettbewerbsproblem", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann.

Die Chemiebranche ist der größte industrielle Energieverbraucher in Deutschland. Sie ist von den deutlich steigenden Energiepreisen und einem möglichen Stopp der Gaslieferungen aus Russland besonders betroffen. Laut einer Mitgliederumfrage des VCI betrug bei über einem Fünftel der Unternehmen der Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten im ersten Halbjahr mehr als 50 Prozent.

Die Produktion stieg in der ersten Jahreshälfte noch um 0,5 Prozent, ohne Pharma sank sie aber bereits um drei Prozent. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen ging auf 80 Prozent zurück. Die Erzeugerpreise stiegen unterdessen um 21,5 Prozent, der Umsatz der Branche um 22 Prozent auf 130 Milliarden Euro. Das Umsatzplus überdeckt nach Einschätzung des VCI aber die wirkliche wirtschaftliche Lage in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau. Denn die Unternehmen haben mit langen Lieferzeiten, hohen Rohstoff- und Energiekosten sowie Engpässen bei Materialien zu kämpfen. Rund 70 Prozent der Unternehmen berichteten laut der VCI-Umfrage über einen Gewinnrückgang, einige sind bereits in die Verlustzone geraten.

Loggen Sie sich ein oder erstellen Sie ein fortwährend kostenloses Konto, um diese News lesen zu können