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Volkswagen will in den USA endlich aufholen und setzt dafür auf den neuen US-Chef Pablo Di Si

Erst seit wenigen Monaten ist Pablo Di Si im Amt als US-Chef von Volkswagen, nachdem er sich zuvor um das Lateinamerika-Geschäft kümmerte. In seiner neuen Position hat er aber schon bereits einige Pläne geschmiedet und berichtete darüber jüngst in einem ausführlichen Gespräch mit der „FAZ“. Das ist auch für die Anleger hochinteressant.

Schließlich sind die USA direkt nach China der zweitgrößte Automarkt auf dem Planeten, womit hier potenziell viel Geld zu verdienen ist. Umso enttäuschender ist es, dass Volkswagen VOW jenseits des Atlantiks nur eine geringfügige Bedeutung spielt und allgemein eher als Nischenmarke wahrgenommen wird. Genau dass soll sich nun aber in Zukunft ändern. Dieses Ziel hat sich Pablo Di Si zumindest explizit auf die Fahne geschrieben.

Ermöglicht werden soll das mit „Blut und Schweiß“, den Di Si sowohl aus seinem Team als auch sich selbst herauskitzeln möchte. Etwas weniger blumig formuliert soll auch ein überarbeitetes Portfolio den gewünschten Erfolg bringen. Zumindest nach Ansicht des neuen US-Chefs befindet sich Volkswagen derzeit auf einem guten Weg, um das beste Produktangebot seiner Geschichte präsentieren zu können. Über eine solche Aussage lässt sich aber gewiss auch stets streiten.

Große Hoffnungen setzt Volkswagen in den USA aus die Elektromobilität. Vom Elektroflitzer ID.4 will das Unternehmen in diesem Jahr zwischen 75.000 und 85.000 Stück in den Vereinigten Staaten ausliefern. Das würde einem Zuwachs von über 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen. Der Marktanteil insgesamt soll von derzeit noch 2,5 Prozent noch vor Jahresende auf 3,5 Prozent ansteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste Volkswagen in den Staaten etwa 150.000 Autos mehr als bisher verkaufen.

Volkswagen ist an Preiskriegen nicht interessiert

In Aussicht stellte Di Si für dieses Jahr auch noch ein neues elektrisches Modell, wollte dazu aber noch keine Details verraten. In Wolfsburg wurde das Ganze aber kürzlich wohl schon abgenickt. Als besonders lohnenswert könnten sich Autos erweisen, die direkt in den USA hergestellt werden. Solche dürften durch den Inflation Reduction Act großzügige Subventionen erfahren und da VW dort durchaus über ein beachtliches Produktionsvolumen verfügt, gibt es hier auch gute Vorzeichen aus Sicht der Börsianer.

Trotz der eher geringen Marktanteile will man sich aber explizit nicht auf einen Preiskrieg mit Branchenprimus Tesla einlassen, der die Preise für Model Y und Co. erst kürzlich deutlich reduzierte. Volkswagen hingegen setzt weiterhin auf gute Margen. Das hat für Anleger Licht- und Schattenseiten. Hohe Erträge sind grundsätzlich sehr zu befürworten, andererseits stellt sich die berechtigte Frage, ob Volkswagen damit die recht ambitionierten Ziele bei den Auslieferungen für 2023 erreichen können wird.

Zeit für eine Aufholjagd?

Zu wünschen wäre es den Anlegern, dass Volkswagen in den USA endlich wieder Gas (oder Strom) gibt. Viel zu lange schon wurde das Potenzial auf dem dortigen Markt nicht ausgenutzt. Sollte sich dies nun ändern, könnte das auch der Volkswagen-Aktie frischen Wind verleiden. Jene hat Tiefststände knapp oberhalb von 110 Euro mittlerweile zwar hinter sich gelassen. Mit einem Schlusskurs von 124 Euro am Mittwoch kommt sie aber auch nicht so recht aus dem Quark und die Aktionäre warten nur darauf, dass es endlich zu einer Aufholjagd kommt.

Es bleiben aber noch viele Zweifel für das laufende Jahr, nicht nur mit Blick auf die USA. Auch in China scheint sich die Stimmung mehr und mehr einzutrüben und da hilft es für den Moment auch nicht weiter, dass sich die Zeichen für eine Rezession abschwächen. Mit etwas Glück fällte eine solche sogar komplett aus. Die hohe Inflation aber ist schon da, und jene dürfte viele Verbraucher noch einmal genau nachrechnen lassen, ob sie sich einen Neuwagen leisten können oder wollen.

26.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler