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Volkswagen will chinesische Fahrzeuge nicht in Europa sehen

Die Lieferketten haben sich in den vergangenen Monaten immer mehr entspannt und auch die Chipkrise darf wohl weitgehend als beendet angesehen werden. Dennoch blicken Kunden bei Volkswagen noch auf sehr lange Lieferzeiten, vor allem bei elektrischen Fahrzeugen. Teilweise muss auf ein bestelltes Auto über ein Jahr lang gewartet werden.

Um hier Abhilfe zu schaffen, haben Graumarkthändler wohl einen Umweg entdeckt, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Demnach sollen verstärkt für den chinesischen Markt produzierte Fahrzeuge von Volkswagen VOW ihren Weg nach Europa gefunden haben. Der Konzern warnt seine Handelspartner nun aber eindringlich davor, solche der Kundschaft anzubieten.

Die entsprechenden Fahrzeuge dürfen demnach in vertraglich autorisierten Geschäften weder eingekauft noch vertrieben werden und auch eine Anpassung an hiesige Marktgegebenheiten ist tunlichst zu unterlassen. Eine Zuwiderhandlung käme einem vertragswidrigen Verhalten gleich und es wird mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. Bei offiziellen Vertragshändlern dürften entsprechende Fahrzeuge also in Zukunft eher nicht vorzufinden sein.

Nun lässt sich munter darüber spekulieren, warum Volkswagen das Thema derart auf die Palme bringt. Möglich ist, aber das ist an dieser Stelle pure Spekulation, dass Verkäufe lieber in China selbst gesehen würden, dem noch immer wichtigsten Markt für die Wolfsburger, wo jene zuletzt immer mehr zu kämpfen hatten. Denkbar ist auch, dass man sich Sorgen über geringere Margen im eigentlich finanzstarken europäischen Markt macht.

Dürfen die das?

Volkswagen steht es frei, seinen Vertragshändlern alle möglichen Auflagen zu erteilen. Ob es grundsätzlich illegal ist, chinesische Fahrzeuge zu importieren und diese bei Erfüllung sämtlicher Zulassungsvoraussetzungen in Europa anzubieten, darüber lässt sich aber wahrscheinlich streiten. Wer unbedingt möchte, wird wohl auch weiterhin Händler finden, die entsprechende Autos anbieten werden. Ob jenen besonders viel Vertrauen entgegenzubringen ist, sei dabei dahingestellt. Die Volkswagen-Aktie wird von der Thematik derweil nur geringfügig tangiert.

20.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler