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Schlechte Stimmung bei Tesla, Amazon holt DAZN ins Boot, Nel ASA weiter ohne Durchbruch und gemischte Gefühle bei BASF

Auch in schweren Zeiten gibt es immer wieder Phasen, in denen es an der Börse ansehnlich in die Höhe geht. So war es auhc zu Beginn des neuen Jahres der Fall, doch zuletzt zeigte sich auch wieder eine gewisse Nervosität. Davon sind einige Einzeltitel mehr betroffen als andere.

Immer mehr Zweifel scheint es rund um Tesla TSLA zu geben. Die Aktie des Unternehmens konnte sich dank allgemein guter Stimmung im Tech-Sektor am Freitag zwar um 4,77 Prozent auf 120,84 Euro verbessern. Hört man sich an den Märkten und im Netz ein wenig um, entsteht aber so gar kein guter Eindruck. Es sind immer mehr negative Stimmen rund um den einstigen Shooting Star an der Börse zu vernehmen.

Dazu gehören enttäuschte Tesla-Fahrer, die öffentlichkeitswirksam ihren Abschied von der Marke verkünden und ehemalige Mitarbeiter, welche über angeblichen Lug und Betrug bei der einen oder anderen Marketingkampagne aus der Vergangenheit sprechen. Dazu gesellen sich Analysten, bei denen selbst einige optimistische Naturen mittlerweile nur noch von einer „fairen Bewertung“ sprechen. All das muss nicht unbedingt viel heißen. Zumindest kurzfristig ist ein derartige Sentiment dem Kurs aber kaum zuträglich.

Vermeintliche Sensation bei Amazon

Bei Amazon AMZN wurde in den letzten Tagen derweil von einer angeblichen Sensation berichtet. Gleich mehrere Portale berichteten aufgeregt darüber, dass der Online-Gigant sich den Streaming-Anbieter DAZN in sein Prime-Video-Angebot geholt hat. Der ganz große Kracher ist das aber nicht. Denn es ist nicht so, dass Prime-Nutzer nun plötzlich kostenfrei Zugriff auf das DAZN-Angebot hätten.

Stattdessen besteht lediglich die Möglichkeit, direkt über Amazon für rund 30 Euro monatlich ein entsprechendes zusätzliches Abo abzuschließen. Das ist nicht günstiger als die Buchung direkt bei DAZN. Die beiden Unternehmen profitieren von dem Ganzen untereinander. Amazon erhält vermutlich eine großzüggie Gewinnbeteiligung bei Buchungen über die eigenen Plattform, während DAZN seine Sichtbarkeit erhöht. Dass das Ganze hier und dort als Sensation verkauft wird, dürfte vor allem daran liegen, dass in entsprechenden Artikeln gleich ein Affiliate Linke zum Angebot zu finden ist. Nüchtern betrachtet ist es aber wenig aufregend und wird auch kaum Auswirkung auf den Aktienkurs nehmen.

Nel ASA: chancenlos?

Einen großen Dämpfer erhielt zuletzt die Aktie von Nel ASA NEL, welche vor dem Wochenende noch unter die Marke von 1,50 Euro stürzte und bei 1,47 Euro aufschlug. Träumereien über einen charttechnischen Durchbruch, an dem die Bullen sich schon seit Wochen versuchen, sind damit erst einmal geplatzt. Das Unternehmen selbst kann wenig für diesen enttäuschenden Umstand.

Dank der Wasserstoff-Partnerschaft zwischen Norwegen und Deutschland sind die Aussichten eigentlich besser denn je. Doch schlechte Ergebnisse der Konkurrenz schickten Wasserstoffaktien in der vergangenen Woche in die Tiefe und Nel konnte sich diesem Trend schlicht und ergreifend nicht entziehen. Da es aus fundamentaler Richtung keine schlechten Neuigkeiten gab, lässt sich zumindest hoffen, dass es sich nur um einen kleinen Durchhänger handelt.

Was ist von BASF zu erwarten?

Die Aktie von BASF BAS hat die Nachricht vom Abschied der Tochter Wintershall Dea aus Russland derweil recht gut verkraftet. Nennenswerte Kursverluste sind trotz Milliardenabschreibungen nicht entstanden. Das dürfte auch daran liegen, dass es wohl keine Auswirkungen auf die so wichtige Dividende geben wird. Die meisten Anteilseigner schienen sich dadurch erst einmal beruhigen zu lassen.

Auch bei den Analysten herrscht zum Teil wieder etwas bessere Laune, nicht zuletzt aufgrund der endlich wieder nachlassenden Energiepreise. Doch es bleibt ein eher gemischtes Bild, bei dem sich auch noch genügend Verkaufsempfehlungen finden. Auch das durchschnittliche Kursziel ist mit 55,42 Euro nicht unbedingt sensationell und liegt gerade einmal magere 5,7 Prozent über dem letzten Schlusskurs. Großartige neue Erkenntnisse ergeben sich daraus nicht. Klar ist aber, dass bei dem Titel weiterhin eine recht große Unsicherheit herrscht, und das ist selten eine gute Basis für eine anhaltende Erholungsrallye.

Es gibt keine Sicherheit

Trotz des einen oder anderen Rückschlags in den letzten Tagen sind die Chancen für weitere Erholungsbewegungen im laufenden Jahr gar nicht so schlecht. Die größten Horrorszenarien rund um Energiepreise und Inflation haben sich bisher nicht bestätigt und in China wurde der Grundsteing für ein großangelegtes Wiederanlaufen der dortigen Wirtschaft gelegt. Dennoch sind Investitionen in Aktien nach wie vor kein Selbstläufer und es bleiben so einige Herausforderungen bestehen. Wahrscheinlich wird die nächste Berichtssaison mehr Aufschluss über die zu erwartende Entwicklung liefern, und die kommt bereits im Februar so richtig ins Rollen. Langweilig wird es so schnell also sicher nicht.

23.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler