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Microsoft setzt auch in Zukunft auf ChatGPT, sehr zur Freude der Aktionäre

Es gibt viele nachvollziehbare Gründe, um sich über Microsoft zu ärgern und ich selbst habe mich erst gestern wieder mit der glorreichen Errungenschaft namens Windows geradezu herumärgern müssen. Doch für die Anleger hat das Betriebssystem ohnehin nur noch eine eher geringe Bedeutung. In Zukunft spielt die Musik klar an anderer Stelle, und eben dafür bringt man sich in Redmond derzeit schon in Stellung.

Große Chancen malt sich Microsoft MSFT unter anderem im Bereich KI aus, wo schon seit Jahren eine Partnerschaft mit OpenAI besteht. Daraus hervorgegangen ist unter anderem der Chatbot ChatGPT, der momentan für so einige Schlagzeilen sorgt. Die Resonanz in der Tech-Welt fällt ausgesprochen positiv aus, und genau darauf soll offenbar aufgebaut werden.

Microsoft bestätigte jüngst, worüber an der Börse schon seit einer Weile gemunkelt wird: die Partnerschaft mit OpenAI soll wohl ausgebaut werden. Geplant ist demnach, die KI-Lösungen in eigene Produkte zu integrieren, darunter die Office-Suite und selbstredend auch die wichtige Azure-Cloud. Was das Ganze in finanzieller Hinsicht zu bedeuten hat, ließ Microsoft allerdings offen. Zuletzt geisterten Gerüchte herum, dass bis zu zehn Milliarden USD den Besitzer wechseln könnte. Dazu wollte sich ein Sprecher des Unternehmens allerdings erst einmal nicht äußern. Stattdessen wurde hauptsächlich auf die vielen Chancen verwiesen, welche sich durch die Partnerschaft ergeben sollen.

Vorhanden sind die ohne jede Frage, doch ohne das eine oder andere finanzielle Details fällt es Anlegern etwas schwer, das Potenzial für den Moment richtig einzuschätzen. Vielleicht auch deshalb fiel die Reaktion an der Börse zwar positiv, letztlich aber doch überschaubar aus. Die Microsoft-Aktie konnte im gestrigen Handel lediglich um 2,16 Prozent auf 224,65 Euro zulegen und bleibt damit in einiger Entfernung zu den Höchstständen aus dem vergangenen Jahr.

Hier spielt die Musik

Nicht nur mit ChatGPT blickt OpenAI auf eine Menge disruptives Potenzial. Auch mit anderen KI-Lösungen besteht die Möglichkeit, die Tech-Welt in nicht allzu ferner Zukunft gehörig aufzuräumen. Experten blicken dabei auch auf das Geschäft mit Suchmaschinen. Hier schwächelt Microsoft schon seit Jahren und hat mit Bing bisher zwar viel Hohn und Spott, ansonsten aber nicht viel erringen können. Ein KI-Ansatz, mit dem man sich von Google und Co. abheben könnte, käme da gerade recht.

Noch ist das aber Zukunftsmusik, während die wichtigsten Geschäfte in der Cloud gemacht werden. Hier weist Microsoft zumindest schon seit einer ganzen Weile mit Abstand das größte Wachstum auf, und dabei dürfte es auf absehbare Zeit bleiben. Für Anleger ist es daher wichtig, hier auch den Fokus zu legen. Hübsche Umsätze mit Windows und anderer Software sind schön und gut und auch die Gaming-Sparte steuert mittlerweile wohl schwarze Zahlen bei. Die wirklich wichtigen Entwicklungen zeigen sich aber schon längst an ganz anderer Stelle.

Microsoft am Puls der Zeit

Anders als in Sachen Smartphones muss Microsoft sich dieses Mal auch nicht vorwerfen lassen, gigantische Trends schlicht verpennt und unterschätzt zu haben. Sowohl bei der Cloud als auch in Sachen KI mischt der Software-Gigant schon seit Jahren mit und hat damit ein durchaus gutes Fundament für einen erfolgreichen Kurs an der Börse gelegt. So mancher große Konkurrent wird erst einmal Aufholjagd betreiben müssen, um bei Microsoft künftig mithalten zu können.

Das darf von den Aktionären auch honoriert werden, wenngleich kurzfristig die drohende Rezession wohl den Ton angeben wird. Wer mit einigen Kursschwankungen umgehen kann und bei Investments langfristig plant, für den ist die Microsoft-Aktie derzeit aber alles andere als uninteressant. Garantien für Kursgewinne kann es freilich nie geben. Aus meiner bescheidenen Sicht heraus handelt es sich aber um einen der interessanteren Tech-Titel und die Branche hat derzeit mehr als genug Luft für eine ansehnliche Erholungsbewegung.

24.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler