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Bei Volkswagen liegt der Fokus derzeit klar auf China und Foxconn, mit allen Vor- und Nachteilen

Bei Volkswagen richtet sich der Blick der Anleger dieser Tage in gleich mehrfacher Hinsicht nach China. Das ist schon in normalen Zeiten der Fall, da sich hier nun mal der größte Automarkt auf dem Planeten befindet. Aufgrund aktueller Entwicklungen rückt das Reich der Mitte aber noch einmal mehr in den Fokus, und das sowohl in negativer als auch positiver Hinsicht.

Die schlechten Nachrichten lauten dabei, dass die aktuellen Corona-Lockdowns und Proteste gegen eben jene auch bei Volkswagen (DE0007664039) mittlerweile handfeste Konsequenzen nach sich ziehen. Wie die Wolfsburger kürzlich mitteilen ließen, ist die eigene Produktion in China direkt betroffen. In einem Werk soll es zu einem vollständigen Produktionstopp gekommen sein, anderswo sind zumindest einzelne Betriebslinien betroffen.

Wie lange das so bleiben wird, scheint derzeit noch unklar zu sein. Kurzfristige Änderungen werden aber explizit nicht ausgeschlossen. Möglich ist also, dass der Spuk schon morgen ein Ende haben wird, es könnte aber auch noch länger dauern und sollte die Lage sich zuspitzen, sind wohl auch weitere Ausfälle in der Produktion nicht auszuschließen.

Ein interessantes Detail bei den zugrundeliegenden Medienberichten ist, dass Volkswagen die Produktion wohl schon vor rund einer Woche zurückgefahren hat. Das ist nicht unbedingt überraschend angesichts der immer zahlreicheren und massiveren Lockdowns in China. Es ist aber auch ein klares Zeichen dafür, dass die Proteste nicht der ausschlaggebende Grund für die Probleme in der Produktion sind. Ob das nun gute oder schlechte Nachrichten sind, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Volkswagen schielt auf Foxconn

Trotz der mehr als problematischen Lage im Land bleibt Volkswagen China treu und scheint sein Engagement dort sogar noch weiter ausbauen zu wollen. In den Medien ist derzeit die Rede davon, dass eine neue Kooperation mit Foxconn (KYG3R83K1037) anstehen könnte. Im Rahmen jener soll wohl ein neuer Geländewagen der altbekannten Marke Scout für den US-Markt entstehen.

Viel mehr konkrete Details über einen solchen Deal sind bisher nicht durchgesickert, doch mancher Anleger reibt sich schon mal die Hände und die Volkwagen-Aktie konnte gestern um immerhin 1,9 Prozent zulegen. Dazu trägt auch bei, dass die Anleger sich vom Schock am Montag erholt haben und dadurch wieder mehr raum für Zuversicht vorhanden ist. Das Timing für die Gerüchte rund um Foxconn ist derweil etwas unglücklich. Schließlich stand das chinesische Unternehmen kürzlich erst aufgrund von massiven Protesten, Lockdowns und zurückgehender Produktion in den Schlagzeilen. Den Aktionären dürfte aber bewusst sein, dass es sich dabei (bisher) nur um eine Momentaufnahme handelt.

Ohne China geht es nicht

China wird auch hierzulande immer heftiger diskutiert und nicht jeder ist ein Freund von den teils engen Verflechtungen, welche hiesige Unternehmen mit dem Reich der Mitte pflegen. Gerade bei Volkswagen spielt die riesige Volkswirtschaft eine große Rolle, und das dürfte wohl auch noch eine ganze Weile lang so bleiben. Wachstum erscheint derzeit ohne China für (deutsche) Autobauer schlicht ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, gerade mit Blick auf eine drohende Rezession in Kombination mit rasant steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie.

Natürlich ist das Ganze aufgrund der politischen Entwicklungen im laufenden Jahr nicht ohne Risiko. Aus Anlegersicht ist es dennoch zu begrüßen, dass Volkswagen auf China zugeht und dem Land nicht den Rücken kehrt. Um das zu erkennen, muss man nicht mit dem autokratischen System im Reich der Mitte konform gehen. Letztlich werden weder Volkswagen noch andere Autohersteller China den Rücken kehren, solange sie dort noch einen Großteil ihrer Umsätze erzielen. Das gilt zumindest, solange das Land keinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland startet und so traurig das ist, vollkommen ausschließen lässt sich ein solches Szenario leider nicht. Das Risiko wird dadurch zum ständigen Begleiter.

30.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht