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KI liegt bei Nvidia noch immer klar im Fokus, doch schon in den kommenden Tagen dürften auch andere Themen eine Rolle spielen

Die Nvidia-Aktie gehört derzeit zu den absoluten Highflyern an den Märkten und zumindest rein charttechnisch gibt es wenig zu meckern. Das liegt vor allem an den großen Erfolgen im KI-Bereich, wo Experten noch sehr viel mehr Potenzial erkennen. An anderer Stelle bekommt der Chiphersteller es aber zunehmen mit Gegenwind zu tun. Vor allem das (einstige?) Kerngeschäft mit Grafikkarten läuft längst nicht mehr so gut wie noch in den letzten Jahren.

Dessen ungeachtet stellte Nvidia NVDA kürzlich neue Grafikchips vor, die sich dieses Mal vor allem an die Mittelklasse richten. Mit der Geforce 4060 und der Geforce 4060 Ti peilt Nvidia eine potenzielle Kundschaft an, bei der das Geld nicht ganz so locker sitzt und wo vierstellige Preise für eine Grafikkarte schlicht nicht ins Budget passen. Die Leistung soll dennoch überzeugen und ein gutes Stück über jener der Vorgänger-Generation liegen.

Im Netz wird das Ganze mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar freut sich der eine oder andere über ein längst überfälliges Upgrade in diesem Segment. Dass Nvidia bei der Basisausführung noch immer auf 8 GB Videospeicher setzt, stößt aber auf Unverständnis. Damit gelangen Anwender in einigen Fällen schon jetzt an die Grenzen des Machbaren und von Zukunftssicherheit kann da nun wirklich keine Rede sein.

Bei Nvidia purzeln die Preise

Ein weiteres Mal zeigt sich auch, dass bei Nvidia die Nachfrage nach Grafikkarten eher nach unten als nach oben tendiert. Ablesen lässt sich das an den veranschlagten Preisen, die deutlich harmloser ausfallen als während des Mining-Booms im Jahre 2021. So soll die Geforce RTX 4060 schon für 299 USD an den Start gehen. An solche Preise war in den letzten Jahren selbst in der Mittelklasse kaum zu denken.

Die historische Schwäche im PC-Markt hinterlässt aber immer mehr ihre Spuren und vermutlich wird der Straßenpreis letztlich sogar unter der unverbindlichen Preisempfehlung liegen. Das ist auch für die Anleger nicht unbedingt eine erfreuliche Entwicklung. Zu befürchten ist, dass volle Lager und ein Einbruch bei der Nachfrage sich auch bei den Quartalszahlen bemerkbar machen werden. Gewissheit darüber wird es bereits in der kommenden Woche geben, denn am 24. Mai stehen bei Nvidia die nächsten Ergebnisse an.

An den Börsen steht das Thema KI derzeit noch klar im Vordergrund und nach Ansicht der meisten Analysten hat Nvidia hier sein Potenzial nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Solange der Hype um das Thema anhält, hat da auch die Aktie noch Luft nach oben. Die Zahlen werden die Anteilseigner dennoch sehr genau beobachten. Die große Frage ist vor allem, ob mit KI-Technik die Flaute im PC-Bereich ausgeglichen werden kann.

Hier könnte alles passieren

Sollte das nicht der Fall sein und Nvidia schlimmstenfalls genötigt sein, die Prognose nach unten zu korrigieren, könnte das an den Börsen hässlich werden. Nach einem Höhenflug in den letzten Monaten gibt es schließlich viel Luft nach unten für eine mögliche Korrektur. Zwar soll an dieser Stelle nicht der Teufel an die Wand gemalt werden. Doch wer bisher nicht investiert ist, der hat jetzt definitiv keine Eile. Die anstehenden Zahlen lassen sich noch ohne schlechtes Gewissen abwarten.

Der Ausblick ist bei Nvidia ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Zwar verspricht die KI tatsächlich noch enorme Chancen. Doch sobald der Hype an den Märkten etwas abebbt, könnte sich dies beim Aktienkurs bemerkbar machen. Zudem hat die Konkurrenz in den letzten Jahren zwar etwas geschlummert, was sie nun aber unter Hochdruck aufzuholen versucht. Es wird tendenziell also eher herausfordernder für Nvidia und es stellt sich ernsthaft die Frage, ob der Höhepunkt der laufenden Rallye schon in Reichweite, vielleicht sogar schon überwunden sein könnte. Umso interessanter werden die Signale sein, welche die nächsten Tage mit sich bringen werden.

19.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler