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Eine erfolgreiche Woche für Tesla, auch BYD zieht es in die Höhe, die Commerzbank schafft es endlich wieder in den zweistelligen Bereich und Amazon schraubt am Gratisversand

Die Börsianer blicken auf eine sehr bewegte Woche zurück. In den letzten Tagen wurden die Märkte von vielen Faktoren bewegt. Noch nicht ganz ausgeräumt ist die große Sorge vor der Rezession. Allerdings gab es auch manche positive Entwicklungen zu sehen und das auch an Stellen, an denen viele damit nicht unbedingt gerechnet hätten.

Zum großen Comeback holte ausgerechnet die schwer gebeutelte Aktie von Tesla TSLA aus. Nach den vielen negativen Meldungen im vergangenen Jahr hatten einige den Titel schon abgeschrieben. Selbst einstige glühende Verfechtet machten mit offen bekundeten Zweifeln auf sich aufmerksam. Tesla konnte allerdings mit Zahlen einmal mehr punkten und neue Rekorde aufstellen.

Dass der US-Konzern die eigenen (hochgesteckten) Wachstumsziele letztlich nicht erreichen konnte, störte offenbar nur die Wenigsten. Die Tesla-Aktie konnte in nur fünf Tagen um mehr als 30 Prozent zulegen und sich bis auf 158 Euro steigen. Vor nicht einmal vier Wochen kämpfte das Papier noch um die 100-Euro-Marke. Es bleibt noch viel Luft nach oben, doch zumindest optisch wurde die Wende jetzt wohl eingeleitet. Bleibt abzuwarten, ob die Bullen hier auch länger am Ball bleiben werden.

BYD im Glück

Auf die Sprünge geholfen haben die guten Vorgaben von Tesla auch der Aktie von BYD 002594, welche sich innerhalb von fünf Tagen um knapp zehn Prozent steigern konnte. Ganz so steil wie bei der amerikanischen Konkurrenz ging es also nicht in die Höhe. Allerdings gab es bei BYD im Vorfeld auch keinen so drastischen Kursverfall zu sehen. Der Weg für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends nach der Unterbrechung im vergangenen Halbjahr scheint damit frei zu sein.

Tatsächlich stand BYD die ganze Zeit über fundamental hervorragend da. Von der Chipkrise zeigte man sich dank eigener Fertigung weitgehend unbeeindruckt und mit den Auslieferungszahlen sowie den Umsätzen ging es in den letzten Quartalen verlässlich in die Höhe. Mit dem nun eingetretenen Stimmungswechsel scheint das an den Märkten endlich honoriert werden zu könnne. Die unsischere politische Lage im Heimatland sowie die Anlagestrategie von Großaktionär Warren Buffet bleiben aber Risikofaktoren.

Commerzbank: Das gab es lange nicht mehr!

Mit 2,2 Prozent hielten sich die Zugewinne bei der Commerzbank CBK da im direkten Vergleich eher in Grenzen. Allerdings reichte dies aus, um den Titel erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit wieder über die Marke von 10 Euro zu befördern. Das lässt vermuten, dass die Aktionäre sehr optimistisch in den weiteren Jahresverlauf blicken.

Das ist auch nicht ganz unbegründet, denn die Zinswende könnte sich für das Frankfurter Geldhaus potenziell zu einem echten Glücksfall entwickeln. Bis vor Kurzem hielten die Bullen sich aufgrund der anhaltenden Rezessionssorgen noch zurück. Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium seine Prognosen kürzlich allerdings nach oben korrigierte und nun ein kleines Wachstum der hiesigen Wirtschaft in Aussicht stellt, scheint der Wind sich gedreht zu haben. Da bleibt aus Anlegersicht eigentlich nur zu hoffen, dass diese Vorhersagen letztlich auch in der Praxis eintreten werden.

Neuerungen beim Gratisversand von Amazon

Auch Amazon AMZN freute sich zuletzt über Aufwind, auch wenn es dafür nicht unbedingt einen konkreten Grund gab. Allerdings lässt sich mittlerweile darüber diskutieren, ob die größten Risikofaktoren und Enttäuschungen nicht als eingepreist ansehen lassen. Das macht zumindest den Anschein angesichts von Kursgewinnen in Höhe von 4,7 Prozent auf 5-Tages-Sicht.

Dem eher schwächelnden Geschäft im Online-Handel begegnet Amazon in erster Linie mit Plänen zu Kosteneinsparungen, und die scheinen immer konkreter auch in die Tat umgesetzt zu werden. Im Netz ist vielen Nutzern nun beispielsweise aufgefallen, dass die Mindeststumme für Gratisversand erstmals seit acht Jahren erhöht wurde. Ab sofort gibt es für Nutzer ohne Prime-Abo wohl erst ab 39 Euro Bestellwert eine kostenlose Lieferung. Zuvor reichte ein Bestellwert von 29 Euro aus. Tatsächlich dürfte das Kosten senken oder zumindest die Kundschaft zu größeren Bestellungen verleiten und damit die Umsätze steigern. Wie stark sich das auf die Bilanzen auswirkt, darüber lässt sich aber streiten.

Licht am Ende des Tunnels?

Noch ist es zu früh, um den Bärenmarkt endgültig als überwunden anzusehen. Doch es gibt viele erfreuliche Entwicklungen im neuen Jahr, von rapide sinkenden Gaspreisen über wieder etwas freundliche Prognosen für die Konjunktur. Solange allerdings die bekannten Sorgen bestehen bleiben und damit eine ordentliche Portion Ungewissheit an den Märkten mitmischt, können sich Anleger leider noch nicht auf die ganz große Erholungsrallye verlassen.

30.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler