NTG24NTG24

Nvidia greift die Mittelklasse an, AMD reagiert, Intel schielt derweil offenbar auf Investments im KI-Bereich und Microsoft greift noch immer nach Activision Blizzard

Tech-Aktien sind dieser Tage nicht mehr ganz so ein Selbstläufer wie in vergangenen Jahren. Es gibt aber noch immer genügend Titel aus dem Bereich, welche derzeit nicht weit entfernt von ihren Allzeit-Hochs unterwegs sind. Zu verdanken ist das häufig dem Hype um die Künstliche Intelligenz, doch auch andere Themen werden an den Märkten heiß diskutiert.

Nvidia NVDA etwa nimmt wieder verstärkt den Volumenmarkt bei Grafikkarten in den Fokus. Nach dem Mining-Boom versuchte der Hersteller, beim Kerngeschäft ein möglichst hohes Preisniveau zu etablieren. Mit der Krise im PC-Markt scheint dieses Vorgehen aber an seine Grenzen zu kommen. High-End-Chips entpuppen sich teils als Ladenhüter und sind bei der Kundschaft nur noch in begrenztem Ausmaß gefragt.

Richten sollen es neue Modelle, welche gestaffelt über die Sommermonate erscheinen und im Falle der Geforce RTX 4060 schon ab 299 USD an den Start gehen sollen. Damit werden in der neuen Generation Preise erreicht, die auch der durchschnittliche Spieler ohne allzu große Belastungen für die Haushaltskasse bezahlen kann. Der Nvidia-Aktie hilft das aber nicht weiter, am Freitag ging es um 1,8 Prozent auf 287,70 Euro abwärts.

Schlägt AMD zurück?

Auch bei AMD AMD dominierten vor dem Wochenende rote Vorzeichen. Hier ging es um 2,6 Prozent auf nur noch 97,20 Euro zurück. In Sachen Grafikkarten will der Konzern Nvidia aber offensichtlich nicht das Feld überlassen. Nur kurz nach der Vorstellung neuer Geforce-Chips tauchten im Netz Informationen über eine Mittelklasse-Grafikkarte von AMD in Form der Radeon RX 7600 auf. Ob das zufällig geschehen ist oder vielleicht doch beabsichtigt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

AMD hat bei Grafikkarten schon seit Jahren das Nachsehen und kommt nur auf eher überschaubare Marktanteile. Das hat den Konzern aber nicht davon abgehalten, technologisch schrittzuhalten. Die Verkaufszahlen bewegen sich allerdings derzeit, ebenso wie bei Nvidia, auf einem überschaubaren Niveau. Anders als die grüne Konkurrenz verdient AMD auch keine Unsummen mit Hardware für KI-Berechnungen. Gerüchteweise tut sich aber auch hier etwas hinter verschlossenen Türen.

Intel auf Einkaufstour?

Die KI dürfte auch bei Intel INTC ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Offizielle Ankündigungen gab es von dem Chiphersteller zwar zuletzt nicht zu vernehmen. Es wird aber gemunkelt, dass ein Einstieg beim deutschen Unternehmen Aleph Alpha angedacht sein könnte. Jenes entwickelt ein eigenes KI-Sprachmodell, welches mit dem Ansatz von ChatGPT vergleichbar ist. Intel Capital soll hier bei einer Finanzierungsrunde gerüchteweise als Hauptinvestor auftreten.

Kommentiert wurden die Gerüchte von den beiden Unternehmen bisher nicht. An und für sich wäre ein Investment aber durchaus denkbar. In Sachen KI besteht bei Intel Nachholbedarf und mit allzu viel Zeit ist der Konzern dabei nicht ausgestattet. Die Konkurrenz setzt derzeit alles daran, weitere Schritte nach vorne zu machen. Auf Anlegerseite hält die Vorfreude sich in Grenzen. Die Intel-Aktie notiert zum Wochenende mit 27,53 Euro weiterhin auf überschaubarem Niveau und gut 30 Prozent tiefer als vor einem Jahr.

Microsoft lässt nicht locker

Microsoft MSFT hat dank der Investition in OpenAI bereits große Erfolge im KI-Bereich gefeiert. Das soll künftig auch in Sachen Gaming gelingen und dafür greift der Software-Gigant schon seit einer ganzen Weile nach dem Spielehersteller Activision Blizzard. Satte 69 Milliarden USD soll die Mammutübernahme verschlingen, welcher jüngst auch die chinesischen Behörden zugestimmt haben. Großbritannien stellt sich in der Angelegenheit allerdings quer.

Nun sind erneut Gerüchte zu hören, dass Microsoft sich schlicht aus dem britischen Markt für Videospiele verabschieden könnte, um den Deal über die Bühne zu bringen. Das ist aber wenig realistisch, da Microsoft gerade auf der Insel mit Abstand die höchsten Umsätze in Europa erzielt und über sehr viel mehr Marktanteile als im restlichen Kontinent verfügt. Man würde sich mit einem solchen Schritt ins eigene Fleisch schneiden. Offiziell angekündigt ist bisher lediglich, das Urteil der Kartellbehörden anzufechten. Die Microsoft-Aktie lässt sich von dem dezenten Gegenwind nicht stören und notiert zum Wochenende mit 293,30 Euro weiter in direkter Nähe zum 52-Wochen-Hoch bei 296,40 Euro.

Es wird nicht langweilig

Es hat sich einiges verändert in der Tech-Branche. Hardware ist zumindest im privaten Bereich sehr viel weniger gefragt, selbst bei Smartphones brechen die Verkaufszahlen ein. Die Cloud ist derweil mehr oder minder zu einem alten Hut geworden, während die KI sämtliche Zukunftsfantasien auf die eine oder andere Weise beherrscht. Es kündigt sich hier eine nachhaltige Transformation an und fraglich ist dabei, wer letztlich als Sieger vom Platz gehen wird. Abzusehen ist das bisher noch nicht, doch spannend bleibt es in jedem Fall.

21.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler