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Intel legt katastrophale Quartalszahlen vor und die Aktionäre reagieren entsprechend

Durch eine anhaltende Schwäche im PC-Markt zeichnete sich bereits ab, dass die Quartalszahlen von Intel alles andere als bombastisch ausfallen würden. Mittlerweile hat der Chiphersteller diese vorgelegt und dabei selbst die Befürchtungen der größten Pessimisten noch übertroffen. Die Geschäfte des US-Konzerns scheinen sich im freien Fall zu befinden und der Tiefpunkt ist wahrscheinlich noch nicht überwunden.

Einen regelrechten Crash verzeichnete Intel INTC ausgerechnet im Kerngeschäft mit CPUs. Dort gingen die Umsätze um satte 10,3 Milliarden USD auf nur noch 6,6 Milliarden USD zurück, nennenswerte Gewinne konnten hier nicht mehr vorgewiesen werden. Bei der Datacenter-Sparte sah es nicht ganz so katastrophal aus. Ein Minus von 36 Prozent beim Umsatz lässt sich aber angesichts von 84 Prozent weniger operativem Gewinn auch kaum in irgendeiner Weise schönreden.

Auch die sonstigen Sparten konnten kaum überzeugen, das noch junge Geschäft mit dedizierten Grafikchips bleibt ein Verlustbringer und einzig die Automotive-Sparte rund um Mobileye konnte überhaupt ein Wachstum verzeichnen. Das reichte aber nicht ansatzweise aus, um die Bilanzen aufzuhübschen. Unter dem Strich blickte Intel auf Umsätze von 14,04 Milliarden USD nach 20,53 Milliarden USD im Vorjahr. Aus einem Gewinn von 4,62 Milliarden USD wurde ein Verlust in Höhe von 664 Millionen USD.

Für die nahe Zukunft rechnet Intel nicht mit nennenswerten Verbesserungen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres soll der Umsatz wohl nur bei 11 Milliarden USD liegen; ein Jahr zuvor wurden hier noch 18,4 Milliarden USD erzielt. Nach den eigenen Prognosen wird es auch erneut Verluste zu sehen geben. Einen derart drastischen Einbruch gab es schon mindestens seit den Zeiten der Finanzkrise im Jahr 2008 nicht mehr zu sehen. Die Reaktionen an der Börse fallen entsprechend aus.

Die Intel-Aktie im freien Fall

Im nachbörslichen Handel purzelte die Intel-Aktie am Donnerstag um fast zehn Prozent auf nur noch 27,17 USD in die Tiefe. Da können die Anleger sich hierzulande heute auf unschöne Szenen gefasst machen. Es wäre keine Überraschung, sollten die dezenten Erholungen der letzten Wochen jetzt vollständig dahinschmelzen und damit den Weg zu einem neuen 52-Wochen-Tief freimachen. Eine noch größere Enttäuschung hätte sich bei den Zahlen wohl kaum jemand vorstellen können.

Intel kämpft weiterhin mit einigen Baustellen und will akut wohl vor allem mit Kostensenkungen reagieren. Wie Intel-CEO Pat Gelsinger mitteilte, wurden seit seiner Rückkehr bereits sieben Geschäftsbereiche abgesägt, was Intel jährlich über 1,5 Milliarden USD an Einsparungen bringen soll. Es werden wohl weitere Schritte in diese Richtung folgen und auch Stellenstreichungen werden explizit nicht ausgeschlossen. Wo genau Intel den Sparstrumpf überstülpen wird, bleibt für den Moment aber noch offen.

Schwere Zeiten für Intel

Nicht nur rein mit Blick auf die Geschäftszahlen ist Intel sichtlich ins Schleudern geraten. Auch technologisch gibt es einiges an Nachholbedarf. Mit der Konkurrenz kann man im CPU-Bereich nur mit Mühe und Not sowie einem teils fragwürdigen Stromverbrauch noch irgendwie mithalten. Bei den Grafikchips sieht Intel hingegen überhaupt kein Land und die im vergangenen Jahr veröffentlichen Produkte entpuppten sich als eine einzige Enttäuschung. Da liegt die Vermutung nicht fern, dass der Konzern bei diesem noch jungen Segment für ein schnelles Ende sorgen könnte. Auch darüber lässt sich aber nur spekulieren.

Es fällt momentan etwas schwer, bei Intel Potenzial für ein Comeback zu erkennen. Zu gedrückt ist die Stimmung und zu wenig drängt es die Verbraucher in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zu einem Upgrade ihrer Computer, welche die meisten ohnehin während der Corona-Pandemie erst neu angeschafft haben. Da ist es aus Anlegersicht nicht verkehrt, zunächst auf der Seitenlinie zu bleiben denn sehr wahrscheinlich werden die Kurse in absehbarer Zeit noch in Regionen fallen, die es schon seit Jahren nicht mehr zu sehen gab. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine Trendwende irgendwann im Jahr 2024 oder vielleicht auch erst ein Jahr später.

27.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler