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Die Commerzbank peilt den DAX an, doch auf eine Entscheidung wird man noch eine Weile warten müssen

Im Laufe dieses Monats wird die Nachfolge für den DAX-Weggang von Linde geklärt werden und quasi in letzter Minute hat die Commerzbank diesbezüglich noch ihren Hut in den Ring geworfen. Kürzlich veröffentlichte das Institut kurzerhand vorläufige Zahlen aus 2022, um bei der Bewertung ein gutes Bild zu hinterlassen und die Grundvoraussetzungen für einen DAX-Aufstieg zu erfüllen.

Jene sehen unter anderem vor, dass ein Unternehmen mindestens zwei Jahre in Folge Gewinne erwirtschaftet hat, damit sich unschöne Dinge wie die Katastrophe rund um Wirecard in Zukunft möglichst nicht wiederholen. Dieses Kriterium hat die Commerzbank nun technisch gesehen erfüllt und auch sonst spricht so einiges für eine baldige Rückkehr in den DAX.

Nachdem die Commerzbank CBK zuletzt eine recht beeindruckende Erholungsrallye hinlegen konnte, ist die Marktkapitalisierung des Geldhauses wieder bis auf aktuell knapp 12,8 Milliarden Euro angeschwollen. Damit handelt es sich um eines der wertvollsten deutschen Unternehmen, welches zwar an der Börse, aber nicht im DAX vertreten ist. Dennoch gibt es keine Vorabentscheidung zur Linde-Nachfolge.

Jene will die Deutsche Börse DB1 erst am 17. Februar verkünden, und es gibt durchaus auch manchen anderen Anwärter für die freie Stelle. An den Märkten wird der Rüstungskonzern Rheinmetall RHM als heißer Kandidat gehandelt. Dessen Market Cap fällt zwar etwas niedriger aus als bei der Commerzbank. Dafür generiert das Unternehmen seit Jahren verlässlich Gewinne und wird dies sehr wahrscheinlich auch weiterhin tun. Selbst die größten Krisen konnten bei Rheinmetall bisher recht gut verkraftet werden.

Die Anleger setzen auf die Commerzbank

An den Märkten scheint die Commerzbank der klare Favorit für einen DAX-Aufstieg zu sein und die Vorfreude sorgt dieser Tage für weiter steigende Kurse. Am Donnerstagmorgen stieg die Aktie des Unternehmens bis auf 10,62 Euro und erreichte damit wieder einmal ein neues 3-Jahres-Hoch. Wo genau die Reise enden mag, lässt sich freilich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Sollte der DAX-Aufstieg aber beschlossen werden, könnte das noch einmal für zusätzlichen Rückenwind sorgen.

Aus praktischer Sicht würde sich für die Commerzbank dabei nicht unbedingt so viel ändern. Selbstredend würde die Sichtbarkeit der Aktie etwas aufgehübscht und auch die Neumischung bei ETFs und Co. hätte eine gewisse Auswirkung. Die Erfahrung zeigt aber, dass solche Faktoren auf lange Sicht im Chart eher vernachlässigbar sind. Für die Verantwortlichen und die Anleger ist ein DAX-Aufstieg in erster Linie eine Sache des Prestiges.

Das sieht richtig gut aus

Abseits des Börsengeflüsters steht es um die Commerzbank so gut wie schon lange nicht mehr. Die steigenden Zinsen lassen die Gewinne endlich wieder sprudeln, während sich gleichzeitig die weitreichenden Sanierungsmaßnahmen der letzten Jahre endlich positiv bemerkbar machen. Zudem scheint der wirtschaftliche Abschwung in diesem Jahr doch deutlich milder auszufallen, als viele es im vergangenen Jahr noch vermutet hatten. Damit sinkt auch das Risiko von eventuellen Kreditausfälle, was in den letzten Monaten die Bullen noch zögern lassen hat. Kurzum scheinen hier alle Ampeln auf Grün zu stehen.

Bleibt nur zu hoffen, dass es dabei auch in den kommenden Wochen bleiben wird. Gestern hat die Fed einmal mehr den Leitzins erhöht, sich aber mit einem Plus von 0,25 Prozentpunkten ausnahmsweise etwas zurückgehalten. Jetzt folgt der Zinsentscheid der EZB, welcher gerade bei Anteilseignern der Commerzbank mit Spannung verfolgt werden dürfte. Erwartet wird von Ökonomen, dass in hiesigen Gefilden größere Schritte gemacht werden, was zum Nachteil der Commerzbank-Aktie nicht sein dürfte. Was auch immer hier letztlich beschlossen wird, ein Einfluss auf den Kurs der Commerzbank-Aktie ist so sicher wie das Amen in der Kirche und Langeweile kommt da sicher nicht auf.

02.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler