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Die Lufthansa gibt ein Angebot für ITA Airways ab, womit die Börsianer schon seit einer ganzen Weile gerechnet haben

Lange wurde darüber gemunkelt, nun ist es endlich auch offiziell. Die Lufthansa will bei ITA Airways einsteigen und hat der italienischen Regierung dafür nun eigenen Angaben zufolge auch ein Angebot vorgelegt. An der Börse sorgt das für ausgesprochen wenige überraschte Gesichter. Es wurde bereits seit einer ganzen Weile fest mit einem solchen Schritt gerechnet.

Viele Fragen rund um den angestrebten Deal bleiben noch ungeklärt. So teilte die Lufthansa LHA weder mit, in welcher Höhe sich das Angebot bewegt noch um welchen Zeitrahmen es geht und ob auf lange Sicht eine vollständige Übernahme angepeilt wird. Laut einem Bericht von „tagesschau.de“ gehen Experten davon aus, dass die deutsche Airline sich zunächst bis zu 40 Prozent der Anteile für schätzungsweise 200 bis 300 Millionen Euro sichern wird.

Dass zu einem späteren Zeitpunkt auch die restlichen Anteile geschluckt werden sollen, daran hat so ziemlich niemand irgendwelche Zweifel. Schließlich versucht die Lufthansa schon seit Jahren, in Europa stärker vertreten zu sein und die Übernahme von ITA Airways würde perfekt in diese Strategie hineinpassen. Das Unternehmen macht daraus auch nur bedingt einen Hehl. Mit dem angestrebten Deal sollen wohl auch Optionen für eine vollständige Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt ausgehandelt werden, auch wenn die Lufthansa offenließ, ob diese dann auch in Anspruch genommen werden.

Die Absichten sind jedoch mittlerweile sonnenklar und bestätigen die Erwartungen der Börsianer. Entsprechend reagieren jene kaum auf die jüngsten Meldungen. Im gestrigen Handel konnte die Lufthansa-Aktie sich in einem schwachen Marktumfeld zwar um knapp ein Prozent auf 9,35 Euro verbessern. Das ist aber eher auf gute Zahlen von United Airlines aus den USA zurückzuführen. Das Thema ITA Airways gilt hingegen schon seit Längerem als eingepreist.

Ist der Drops schon gelutscht?

Die meisten Beobachter sind sich über die weitere Entwicklung auch schon ziemlich sicher. Die italienische Regierung will ITA Airways vollständig privatisieren, sodass sie einem vollständigen Verkauf nicht abgeneigt sein dürfte. Erst im Herbst 2021 ging das Unternehmen nach einem Schuldenschnitt aus Alitalia hervor, konnte aufgrund der Corona-Pandemie aber weiterhin nicht so richtig Fuß fassen. Jetzt scheint man jegliche Hoffnung aufgegeben zu haben, die Airline selbst noch einmal auf Kurs bringen zu können.

Mittelfristig steht den Maschinen also wohl eine Umlackierung bevor und die Lufthansa wird ihre Geschäfte in Europa und auch bei Langstrecken weiter ausweiten. Offen bleibt, über welchen Zeitrahmen wird bei solchen Änderungen in der Branche sprechen. Hinter den Kulissen scheinen die Verantwortlichen es aber recht eilig zu haben. Medienberichten zufolge will das italienische Finanzministerium möglichst rasch eine verbindliche Absichtserklärung unterschreiben und damit die Übernahme der Lufthansa hochoffiziell auf den Weg bringen.

Die Lufthansa auf einem guten Weg

Dass die Lufthansa überhaupt wieder über Fusionen nachdenkt und sich nicht länger im permanenten Krisenmodus befindet, tut der eigenen Aktie richtig gut. Schon seit Ende September befindet jene sich in einer sehr ansehnlichen Phase der Erholung und blickt derzeit auf Zugewinne von rund 65 Prozent in nur etwas mehr als drei Monaten. Das Papier ist nicht allzu weit davon entfernt, die herben Verluste aus dem Corona-Crash Anfang 2020 endlich hinter sich zu lassen.

Jenseits der 10-Euro-Linie ließe sich bereits von einer vollständigen Erholung sprechen und schon allein aus psychologischen Gründen könnten in solchen Kursregionen neue Kaufsignale entstehen. Die Chancen für einen solchen charttechnischen Erfolg stehen nicht schlecht, denn 2023 scheint sich ein echtes Comeback in der Reisebranche anzudeuten. Experten sehen zumindest Chancen dafür, dass die Buchungszahlen erstmals seit Beginn der Pandemie wieder auf dem Niveau von 2019 oder vielleicht sogar darüber liegen werden. Garantien gibt es zwar nicht, doch der Grundstein für eine Weiterführung der Rallye ist gelegt.

20.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler