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BYD findet weiterhin kein Mittel gegen die immer größere Skepsis auf Anlegerseite

In Sachen BYD lässt sich nur immer wieder betonen, dass der Konzern fundamental eigentlich bestens aufgestellt ist und zuletzt immer mal wieder neue Rekorde bei den Verkaufszahlen aufstellen konnte. Es lässt sich momentan aber wunderbar beobachten, dass das allein noch lange kein Garant für steigende Aktienkurse ist.

Denn an der Börse findet BYD (CNE100000296) dieser Tage so gar nicht den Weg in Richtung Norden. Im Gegenteil, der Abwärtstrend der letzten Wochen scheint immer mehr an Tempo zu gewinnen und am gestrigen Dienstag purzelte der Kurs um ganze 3,9 Prozent auf nur noch 22,60 USD in die Tiefe. Auf Jahressicht hat der Wert des Papier sich schon fast halbiert, was rein fundamental schlicht nicht zu erklären ist.

Natürlich gibt es aber Gründe für diese besorgniserregende Talfahrt und einer davon ist gerade wieder besonders aktuell. Die Corona-Pandemie macht den Anteilseignern von BYD wieder einmal schwer zu schaffen bzw. viel mehr der Umgang der chinesischen Behörden mit dem Thema. Trotz der massiven wirtschaftlichen Probleme, die sich daraus ergeben, hält Peking bisher an seiner Null-Covid-Politik fest. Aufgeweicht wurde jene vor Kurzem nur in homöopathischen Dosen.

Da ist es natürlich keine gute Neuigkeiten, wenn in der Hauptstadt Chinas nun die höchsten Infektionszahlen seit Beginn der Pandemie vermeldet werden und genau das war am gestrigen Dienstag der Fall. Unter Druck gerieten dadurch mehr oder weniger alle China-Aktien und auch bei BYD gab es im Prinzip kein anderes Thema.

BYD auf neuen Wegen

Andere Neuigkeiten gerieten da in den Hintergrund. So etwa die Meldung darüber, dass BYD bereits ab dem kommenden Jahr kleine Elektroautos mit Natrium-Ionen-Batterien herstellen könnte. Das ist aus gleich zwei Gründe interessant. Zum einen ist es eine interessante Machbarkeitsstudie für Elektroautos ohne teures Lithium. Zum anderen könnte BYD hier echte Kampfpreise aufrufen.

Gemunkelt wird darüber, dass entsprechende Fahrzeuge schon für weniger als 14.000 Euro an den Start gehen könnten, zumindest auf dem chinesischen Heimatmarkt. Damit würden Elektroautos dem Massenmarkt eine ganze Ecke näher kommen. Bisher sind die allermeisten Modelle noch zu teuer für den Geldbeutel eines Durchschnittsverdieners und die Hersteller haben auch nur wenig Interesse, daran etwas zu ändern. Schließlich erzielen sie mit großzügig ausgestatteten Luxuskarossen deutlich höhere Margen. BYD könnte hier also eine Marktlücke füllen, welche in Zeiten der hohen Inflation und der damit verbundenen Konsumflaute so wichtig wie selten zuvor sein könnte.

Chancen und Risiken

Der chinesische Autobauer hat fraglos noch einiges an Potenzial und er hat auch die Ambitionen, in Zukunft nicht nur in China zu einem der größten Konzerne im Sektor weltweit zu avancieren. Aktuell ist man dabei voll auf Kurs und trifft viele richtige Entscheidungen. Vor allem mit der eigenen Fertigung vieler wichtiger Komponenten verfügt BYD über enorme Vorteile zu den meisten Konkurrenten. In Stein gemeißelt ist der große Erfolg jedoch nicht und bei der Aktie dürfte noch auf unbestimmte Zeit Unsicherheit herrschen.

Letztere wird leider nicht nur durch die geschäftlichen Entwicklungen, sondern oft genug auch von der Politik beeinflusst. Das macht das Papier zuweilen unberechenbar und auch im Moment würde ich persönlich keine mittel- oder langfristige Prognose wagen. Reden wir rein von fundamentalen Details, könnte es für BYD kaum besser aussehen. Doch nicht einmal hier gibt es die Sicherheit, dass es ewig so weitergehen wird, denn gerade in China mehren sich momentan Anzeichen dafür, dass die Verkaufszahlen bei Elektroautos nachlassen könnten. Da braucht es also schon ein recht ausgeprägtes Risikobewusstsein, um jetzt noch zu investieren. Dass die Kurse in den letzten Monaten schwer nachgegeben haben, ist auch noch kein treffsicheres Argument für einen Einstieg. Schließlich kann es prozentual auf jedem Kursstand in beliebiger Höhe abwärts gehen.

23.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht