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Geschäftlich läuft es blendend, doch an jeder anderen Stelle hat die BYD-Aktie derzeit schwer zu kämpfen

Immer wieder sorgen Verkäufe von BYD-Anteilen von Investorenlegende Warren Buffet für Gesprächsstoff. Gemunkelt wird darüber, dass dessen Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sich schon bald komplett von der chinesischen Autoschmiede verabschieden könnte und derartige Gerüchte scheinen immer stichhaltiger zu werden.

Mittlerweile hat Berkshire Hathaway bereits das fünfte Aktienpaket von BYD (CNE100000296) an die Märkte gebracht, und das in einem Zeitraum von gerade einmal vier Monaten. Zuletzt wurden in der vergangenen Woche 3,2 Millionen Anteilsscheine verkauft, wie „CNN“ zu berichten weiß. Der Anteil von Berkshire Hathaway an BYD ist damit bereits auf nur noch 15,99 Prozent zusammengeschrumpft. Insgesamt wurden wohl bereits 49 Millionen Anteilsscheine veräußert. „n-tv“ schätzt, dass die Gewinne aus den Verkäufen sich auf etwa 1,2 Milliarden USD belaufen.

Dabei scheint sich Warren Buffet nicht einmal daran zu stören, dass die Kurse von BYD in diesem Jahr dramatisch eingebrochen sind. Obschon die BYD-Aktie Woche für Woche tiefer zu notieren scheint, tut das den Verkäufen keinen Abbruch. Das ist noch ein weiteres Indiz dafür, dass hier schlicht die Reißleine gezogen werden soll.

Zumindest zum Teil handelt es sich aber auch um eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn Verkäufe von Buffet sorgen automatisch für weiteren Verkaufsdruck. Die Investmentstrategie der Börsenlegende wird von den Anlegern aufmerksam verfolgt und nicht wenige folgen seinem Beispiel prompt. Warum auch nicht, der Erfolg gibt dem 92-jährigen schließlich mehr als Recht. Selbst in der Krise hat er sich immer wieder bewährt. Fehlgriffe gibt es bei ihm freilich auch, sie sind aber mehr die Ausnahme denn die Regel.

Gefahr im Verzug bei BYD?

Berkshire Hathaway ist derzeit aber nicht der einzige Belastungsfaktor für die BYD-Aktie. Dem Titel setzen auch Gerüchte um nachlassende Verkaufszahlen in China zu sowie die ständigen Lockdowns. Letztere dürften in ihrer Anzahl und Intensität noch steigen, denn momentan vermeldet das Reich der Mitte neue Rekorde bei den Infektionszahlen. BYD und andere chinesische Unternehmen steuern auf eine mehr als schwierige Zeit zu.

Da scheint es kaum noch jemanden zu interessieren, dass es für den Autobauer rein fundamental bis zuletzt eigentlich hervorragend lief. Der Chipkrise konnte man sich dank eigener Fertigung bestens erwehren und die Verkaufszahlen sind trotz der vielen Krisen beständig gestiegen. Noch dazu geht der Einstieg in westliche Märkte gerade in die heiße Phase und es wird ein enormes Wachstum bei diesem Vorhaben eingeplant. Dennoch ging es mit der BYD-Aktie seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent in die Tiefe; auf Jahressicht sind gar Verluste von 40 Prozent zu beklagen.

Es bleibt ungemütlich

Sollten die aktuellen Mutmaßungen um eine nachlassende Konsumlaune in China zutreffen, könnte es für BYD in Zukunft noch ungemütlicher als ohnehin schon werden. Es gibt für den Moment nicht allzu viele Lichtblicke abseits der schieren Hoffnung, dass die Kursverluste der vergangenen Monate auf lange Sicht wieder aufgeholt werden können. Viele Anlegerinnen und Anleger halten sich bei China-Aktien momentan schon allein aus politischen Gründen vornehm zurück.

Zwar ist die BYD-Aktie jetzt so günstig wie schon lange nicht mehr zu haben. Das allein reicht als Kaufargument aber auch nicht aus, denn gerade jetzt scheint der langfristige Aufwärtstrend schwer in Gefahr zu geraten. Analysten sehen zwar nach wie vor viel Potenzial und die Kursziele fallen zum Teil doppelt so hoch aus wie die aktuellen Kurse. Aber auch die Experten sind bei der Aktie von BYD zuletzt deutlich vorsichtiger geworden. Zumindest das nächste Jahr dürfte noch schwierig werden und sollte Buffet sich tatsächlich vollständig verabschieden, stellt sich die Frage, wie das Papier sich ohne den prominenten Support auf Dauer schlagen wird.

25.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht