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Die Lage bei Foxconn in Zhengzhou und China insgesamt scheint sich immer mehr zuzuspitzen und Apple kann hier nicht mehr tatenlos zusehen

Rund 70 Prozent der weltweiten iPhone-Produktion stammen aus der chinesischen Stadt Zhengzhou, schreibt die „FAZ“. Umso größer sind die Auswirkungen, welche der dortige Corona-Lockdown nebst Protesten und Massenkündigungen mit sich bringt. Apple schwieg sich zu all dem lange aus, doch mittlerweile kann der Tech-Riese die Füße nicht mehr einfach stillhalten.

Die Lage schien sich in den letzten Tagen immer weiter zuzuspitzen. Berichtet wurde über chaotische Szenen und Kämpfe zwischen Angestellten und dem Sicherheitspersonal bei einem Werk von Foxconn (TW0002317005), das für Apple (US0378331005) von höchster Bedeutung ist. Bisher waren Experten davon ausgegangen, dass die Produktion des iPhone 14 durch die Unruhen um etwa 30 Prozent eingebrochen sein könnte. Am Freitag wurden nun aber Stimmen laut, die von noch größeren Auswirkungen sprachen.

Apple äußerte sich zu den Vorgängen in China lange Zeit nicht und versuchte, das Ganze auszusitzen. Mittlerweile kann sich der Konzern aber wohl nicht mehr einfach heraushalten. In einer knappen Stellungnahme wurde angekündigt, dass ein eigenes Team vor Ort mit Foxconn zusammenarbeiten werde. Die Sorgen der Arbeiter sollen behandelt werden und es wird in Aussicht gestellt, wieder etwas mehr Ruhe in die Produktion zu bringen.

Ob das gelingen wird, lässt sich momentan wohl nur abwarten. Beobachter gehen aber davon aus, dass die iPhone-Produktion selbst im besten Fall erst in diesen Tagen wieder langsam anläuft und noch nicht das Niveau aus früheren Tagen wieder erreicht hat. Doch nicht nur das könnte für Apple in naher Zukunft zum Problem werden.

Imageschaden für Apple?

Durch die unschönen Szenen in Zhengzhou könnte auch die Reputation von Apple leiden. Zumindest geht davon die „FAZ“ in einem kürzlich veröffentlichten Artikel aus und das ist gar nicht allzu weit hergeholt. Gerade die Zielgruppe von Apple ist zu nicht unwesentlichen Teilen sehr sensibilisiert auf Themen wie eine faire Behandlung von Mitarbeitern oder schlicht das Einhalten fundamentaler Menschenrechte. Ihnen dürfte durch die Berichterstattung der letzten Tage noch einmal vor Augen geführt werden, wo und wie genau iPhones eigentlich entstehen.

Ohne Umfragen oder genauere Untersuchungen zu dem Thema lässt sich natürlich nur darüber spekulieren, ob sich daraus am Ende auch Auswirkungen auf die Absatzzahlen ergeben werden. Unmittelbar ist davon nicht unbedingt auszugehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Sache auf die leichte Schulter genommen werden sollte und genau das scheinen auch die Anleger nicht zu tun. Die einst als Gewinngarant geltende Apple-Aktie ist in den vergangenen Tagen immer mehr unter Druck geraten und es droht im wichtigen Weihnachtsquartal eine kleine bis mittelschwere Enttäuschung.

Schlechte Zeiten voraus?

Für die Aktionäre bleibt die gedrosselte Produktion im Fokus, welche schon jetzt zu Lieferverzögerungen bei einigen iPhone-Modellen geführt hat. Das wichtige Weihnachtsgeschäft könnte sich für Apple zu einer echten Enttäuschung entwickeln, und genau das fürchteten in jüngster Vergangenheit auch die Anlegerinnen und Anleger. Entsprechend verlor die Apple-Aktie in der vergangenen Woche um mehr als drei Prozent an Wert und setzte damit die negative Tendenz der letzten vier Wochen fort.

Da das iPhone für viele Nutzer alternativlos ist, dürften die Absatzzahlen trotz der momentanen Probleme auf hohem Niveau bleiben und viele, welche aktuell nicht exakt das gewünschte Modell bekommen, dürften sich für eine Alternative entscheiden oder den Kauf schlicht nach hinten verschieben. Doch selbst kleine Einbrüche könnten bei der Apple-Aktie für einen Schock-Moment sorgen. Denn die Anleger sind Derartiges aus Cupertino schlicht nicht gewöhnt. Zumindest in den nächsten Wochen könnte es deshalb haarig zugehen und von Anlegern werden starke Nerven gefordert, um hier nicht die Beherrschung zu verlieren.

28.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht