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Mercedes-Benz setzt in China den Rotstift bei seinen Preisen an, was den Anlegern gar nicht gut gefällt

Dass Elektroautos sich in China gerade aus der Inflation auszuklinken scheinen, ist an sich nicht mehr unbedingt eine Neuigkeit. Sorge dürfte vielen aber bereiten, in welchem Tempo es nun neue Berichte über Preissenkungen gibt. Nun hat es auch den Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz erwischt.

Mercedes-Benz (DE0007100000) bestätigte gestern entsprechende Medienberichte, wonach gleich mehrere wichtige E-Modelle des Unternehmens im Reich der Mitte nun günstiger zu haben sind, und das teils deutlich. Von einer Rabattschlacht will man allerdings nichts wissen und auch von einer stockenden Nachfrage wird nicht gesprochen. Stattdessen heißt es, dass man sich neu am Markt positioniere. Für viele Beobachter ist das aber kaum mehr als eine blumige Beschreibung für die vorhandenen Probleme.

Aus lauter Spaß an der Freude wird Mercedes-Benz seine Preise kaum angepasst haben. Plausibler erscheint da schon die Erklärung, dass mit den Preissenkungen auf die Konkurrenz reagiert werden soll. Doch eigentlich könnte einem die ja auch herzlich egal sein, wenn die eigenen Absatzzahlen stimmen. So oder so bleibt ein etwas fader Nachgeschmack, welcher bei den Anlegern schwer im Magen zu liegen scheint.

Da hilft es auch nicht viel, dass Mercedes-Benz weiterhin von einer weltweit robusten Nachfrage spricht. Denn das kleine Wörtchen „weltweit“ suggeriert bereits, dass es hier und dort vielleicht doch problematisch sein könnte. Auch das Adjektiv robust lässt einiges an Interpretationsspielraum. Leicht gesunkene Absatzzahlen sind schließlich auch irgendwie noch robust. Nach einem größeren Wachstum klingt die Formulierung aber eher nicht und einen solchen Eindruck konnte Mercedes-Benz bei den Anteilseignern letztlich auch nicht hinterlassen.

Die Anleger ergreifen die Flucht

Letzten Endes machte sich bei der Mercedes-Benz-Aktie am Mittwoch schon dezente Panik breit und das Papier bewegte sich um unschöne 6,2 Prozent in die Tiefe. Jedes Anzeichen für schwächelnde Geschäfte in China ist Gift für das Stuttgarter Unternehmen. Denn dummerweise handelt es sich dabei um den wohl größten Markt, der auch für die Zukunft das höchste Wachstumspotenzial erkennen lässt.

Besonders schmerzlich sind die deutlichen Korrekturen mit Blick darauf, dass die Mercedes-Benz-Aktie erst vor Kurzem eine kleine Erholung starten konnte. Jene scheint nun ordentlich ins Schleudern geraten und allzu viel Luft nach unten ist nicht vorhanden. Schon allein aus psychologischen Gründen könnte unterhalb von 60 Euro der nächste Ausverkauf auf das Papier lauern. Der gestrige Schlusskurs war mit 61,15 Euro von dieser wichtigen Marke nicht allzu weit entfernt. Sollte die schlechte Stimmung anhalten, wofür es durchaus Indikatoren gibt, so könnte die nächste Talfahrt bei der Mercedes-Benz-Aktie schon bevorstehen.

Mercedes-Benz in unruhigen Gewässern

Das kommende Jahr drohte ohnehin schon aus diversen Gründen, problematisch für Mercedes-Benz zu werden. Denn im Westen drohen steigende Kosten auf die Margen zu drücken, während die Nachfrage aufgrund der Inflation einen Rückschlag erleiden könnte. Gibt es solche oder so ähnliche Probleme nun auch noch in China zu sehen, könnten selbst Optimisten hier noch in die Flucht geschlagen werden. 2023 entwickelt sich schon jetzt zu einer kleinen bis mittelschweren Katastrophe für die (E-)Autobranche.

Vielleicht sind die derzeitigen Reaktionen der Börsianer etwas übertrieben und die Mercedes-Benz-Aktie wird die jüngsten Verluste schnell wieder aufholen. Darauf verlassen sollte sich momentan aber niemand. Denn auch von Tesla (US88160R1014) und anderen Mitbewerbern gab es jüngst immer mehr Berichte über sinkende Preise, da es schlicht an der Nachfrage fehlt. Solange derartige Gerüchte sich halten, ist an größere Gegenbewegung kaum zu denken. Und da die Spekulationen sich nun teilweise als wahr entpuppt haben, dürfte der Verkaufsdruck weiter zunehmen. Der Verbleib auf der Seitenlinie ist da für den Moment sicher nicht die schlechteste Option.

17.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht