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BioNTech rechnet auch in Zukunft mit einer bescheidenen, aber vorhandenen Nachfrage nach Corona-Impfstoffen

Bei BioNTech gibt man sich mit Blick auf die Geschäfte mit Corona-Impfstoffen keinen falschen Illusionen hin. Dass die Tage mit Milliardengewinnen gezählt sind, das ist dem Management klar. Allerdings wird auch in Zukunft mit einer weiterhin bestehenden Nachfrage gerechnet, wie Ugur Sahin bei der Hauptversammlung am Donnerstag wissen ließ.

Zwar gelte das Sars-CoV-2-Virus derzeit als reguliert und es bedarf weder weitreichenden Schutzmaßnahmen der Bevölkerung noch neuerlicher Massenimpfungen. Corona werde aber sehr wahrscheinlich noch über Jahre präsent sein und dabei auch immer neue Varianten entwickeln. BioNTech BNTX rechnet damit, dass mittelfristig saisonale Impfungen gegen Corona auf eine ähnliche Quote wie bei Grippeimpfungen kommen könnten. Das Unternehmen sprach außerdem davon, schnell passende Impfstoffe für neue Varianten entwickeln zu können.

Mit anderen Worten sollen die Corona-Vakzine auch in den nächsten Jahren noch für ansehnliche Umsätze sorgen, wenngleich nicht annähernd auf dem gleichen Niveau wie noch in der Hochphase der Pandemie. Der Fokus von BioNTech gilt gleichwohl einer Zukunft, in der Corona zum Nebenschauplatz wird. Der Großteil der künftigen Umsätze soll mit neuartigen Krebstherapien auf mRNA-Basis erzielt werden. Im Hintergrund arbeiten die Mainzer mit Hochdruck an entsprechenden Medikamenten.

BioNTech auf dem richtigen Weg?

Ob jenen eines Tages der große Durchbruch beschert sein wird, das bleibt an der Börse die ganz große Preisfrage. BioNTech sieht sich auf dem richtigen Weg und sprach gegenüber den Investoren davon, bereits für unterschiedliche Ansätze einen klinischen Wirksamkeitsnachweis erbracht zu haben. Das ist zwar noch kein sicherer Garant dafür, dass es irgendwann auch eine Zulassung geben wird. Zumindest weist BioNTech auf dem Papier aber nach, nicht auf dem völlig falschen Dampfer unterwegs zu sein.

Die Aktionäre bleiben dennoch dezent skeptisch. Die BioNTech-Aktie konnte zuletzt zwar die Marke bei 100 Euro wieder überschreiten. Sie tut sich mit weiteren Bewegungen in Richtung Norden aber sichtlich schwer. Am Donnerstag ging es um 2,6 Prozent auf 102,20 Euro in die Tiefe und so richtig umgehauen scheinen die Ausführungen des Konzerns bei der Hauptversammlung niemanden zu haben. Vielleicht sind einige Anleger auch schlicht enttäuscht, dass es keine größeren Neuigkeiten zu sehen gab.

Solche werden auch in Zukunft an der Börse den Ton angeben. Die BioNTech-Aktie reagiert stets sehr sensibel auf jegliche Fortschritte bei laufenden Studien rund um Krebsmedikamente. Gibt es hier gute Nachrichten zu verkünden, sorgt das recht zuverlässig für kleine bis mittlere Kurssprünge. Es bleibt aber dabei, dass Anleger über eine Engelsgeduld verfügen müssen. Selbst im besten Fall wird noch viel Zeit ins Land ziehen, bis BioNTech mit Krebsmedikamenten richtig Geld verdienen kann.

Eine gute Ausgangslage für BioNTech

Die Konkurrenz schläft derweil nicht und arbeitet ebenfalls an mRNA-Therapien gegen Krebs. Das Rennen ist hier noch absolut offen und die großen Erfolge von BioNTech in Sachen Corona bedeuten nicht, dass bei Krebstherapien ähnliche Erfolge anstehen werden. Festzuhalten bleibt aber, dass BioNTech finanziell bestens aufgestellt ist. Die laufenden Forschungen sind über Jahre finanziert und solange es keine völligen Fehlschläge zu vermelden gibt, können Anleger da recht entspannt bleiben.

Anders als im Falle von Corona-Vakzinen versprechen Krebstherapien auf Dauer stattliche Einnahmen, sollte BioNTech den Weg zu einer oder mehreren Zulassungen zu Ende gehen können. Das sind durchaus interessante Perspektiven und es ist sehr zu hoffen, dass die gigantischen Umsätze der letzten beiden Jahre jetzt in die richtigen Projekte fließen. Die BioNTech-Aktie bleibt weiterhin interessant und zumindest im Auge behalten sollten dies all jene, die sich auch nur entfernt für den Biotech-Sektor interessieren. Das Papier ist weitaus spekulativer geworden und Höchststände sind in weite Ferne gerückt. Uninteressant ist das Ganze deshalb aber noch lange nicht.

26.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler