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Flatexdegiro ringt um Fassung, BYD erfolgreich in der Heimat, Plug Power verliert an Boden und auch Amazon steht unter Druck

Nach dem vorläufigen Ende der Gewinnserie an den Börsen scheint es mit der Stimmung der Anleger immer weiter bergab zu gehen. Auch am Dienstag gab es wieder viele Verlierer und nur eine überschaubare Anzahl an Gewinnern zu sehen. Für Verkaufsdruck sorgten dabei sowohl die nicht enden wollenden Zinssorgen als auch manch andere Problematik.

Flatexdegiro (DE000FTG1111) geriet schwer ins Schleudern, nachdem eine Prüfung der Bafin zu einem negativen Ergebnis kam und von dem Unternehmen unter anderem eine bessere Geschäftsorganisation gefordert wurde. Für die Anleger war das Ganze eine mehr als unschöne Überraschung und zu Wochenbeginn stürzte die Flatexdegiro-Aktie zeitweise um fast 40 Prozent in die Tiefe.

Für Warburg Research ist diese Reaktion der Märkte völlig übertrieben. In einer neuen Analyse wird zwar eingestanden, dass die angesprochene Prüfung eine negative Überraschung sei. Gleichwohl habe sich nichts an den fundamentalen Aussichten verändert. Die Börsenprofis bleiben daher ihrer Kaufempfehlung treu. Das Kursziel wurde zwar von 25,40 Euro auf nun nur noch 19,80 Euro gesenkt. Das liegt aber immer noch deutlich über dem gestrigen Schlusskurs von 6,52 Euro. Warburg Research traut dem Titel fast eine Verdreifachung auf 12-Monats-Sicht zu. Das riecht fast nach einer einmaligen Chance, aber leider lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dass die Analysten am Ende auch Recht behalten werden.

BYD schlägt die Konkurrenz

Einer der wenigen Gewinner im gestrigen Handel war die Aktie von BYD (CNE100000296). Jene zehrt noch immer von Berichten darüber, dass im November in Sachen Auslieferungszahlen erstmals sämtliche Konkurrenten überholt werden konnten. Das ist zwar schon seit ein paar Tagen bekannt, doch die gute Stimmung scheint länger anzuhalten. Am Dienstag ging es in Frankfurt um knapp fünf Prozent auf 24,50 Euro aufwärts.

Charttechnisch ist das Papier von der Schwelle zum Turnaround jetzt nicht mehr allzu weit entfernt und erste vorsichtige Lockerungen der chinesischen Corona-Politik sorgen für weiteren Rückenwind. Zumindest im Moment sieht es also so gut wie schon seit Wochen, wenn nicht Monaten nicht mehr aus. Fundamental lief es ohnehin die ganze Zeit über bestens, doch es bleiben Risiken mit Blick auf das kommende Jahr bestehen.

Verliert Plug Power den Halt?

Ganz erheblich zu leiden unter eine ausbleibenden Verkaufsstimmung hatte die Aktie von Plug Power (US72919P2020), welche gestern um über 9 Prozent auf 13,37 Euro in die Tiefe stürzte. Ein konkreter Grund für einen derart heftigen Abstieg ließ sich gar nicht ausmachen. Vermutlich spielt hier aber die Charttechnik eine wichtige Rolle, da jüngst einige Unterstützungen nach unten passiert wurden.

Von solchen gibt es jetzt nicht mehr allzu viele. Tatsächlich lässt sich nur noch das 52-Wochen-Tief bei 12,24 Euro als eine harte Unterstützung ansehen. Davon abgesehen haben die Bären momentan aber mehr oder weniger freie Bahn und die Aufbruchstimmung im Wasserstoffsektor scheint schon wieder zu versiegen. Der nächste Hype kommt bestimmt, doch wann genau und ob Plug Power dann sämtliche Verluste der letzten Monate ausgleichen können wird, steht in den Sternen.

Amazon im Sinkflug

Bei Amazon (US0231351067) fielen die Kursverluste mit 2,76 Prozent da im direkten Vergleich noch fast milde aus. Schönreden können und sollten die Anteilseigner sich das aber dennoch nicht. Der Online-Gigant gerät immer mehr ins Schleudern und Hoffnungen auf ein gutes Schlussquartal scheinen sich eher in Grenzen zu halten. Dabei gibt es durchaus Indizien für eine steigende Konsumlaune.

Nicht ganz nachvollziehen kann das Analysehaus Jefferies den Niedergang der Amazon-Aktie. Dort wird das Papier unverändert zum Kauf empfohlen und besonders die Aussichten im Cloud-Segment werden in den Vordergrund gestellt. Es wird nicht damit gerechnet, dass hier die Konkurrenz in absehbarer Zeit aufholen können wird. Als Kursziel werden 135 USD angegeben; per Schlusskurs am Dienstag standen tatsächlich nur 88,25 USD auf dem Ticker. Auch hier ergibt sich theoretisch also ein hübsches Aufwärtspotenzial. Aber Theorie und Praxis sind bekanntermaßen zwei unterschiedliche Dinge.

Das ist nichts Neues

Im Prinzip ist die aktuelle Entwicklung für Anleger nichts Neues. Ähnliche Phasen gab es im laufenden Jahr schon des Öfteren und einige halten die Korrektur nach der achtwöchigen Gewinnserie bei DAX und Co. sogar für überfällig. Tatsächlich muss die Gewinnserie auch noch nicht dauerhaft gebrochen sein und es gibt auch noch Grund zur Hoffnung. Gleichwohl lassen sich die teils heftigen Abschläge in einigen Sektoren kaum auf die leichte Schulter nehmen.

07.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht