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Irische Notenbank verdoppelt in 1 Jahr ihre Goldreserven

Der jüngste Rückgang des Goldpreises hat reflexartig neue Zweifel an der Fähigkeit des gelben Metalls geschürt, in Krisenzeiten ein guter Wertspeicher zu sein. Ein Blick auf die Verluste an den Anleihe- und Aktienmärkten ergibt aber ein anderes Bild, dass durch die Funktion von Gold in der Geschichte gestützt wird. Die Verdopplung des Goldbestandes durch die irische Zentralbank in den letzten 12 Monaten deutet eher auf die Absicht hin, das Laufzeiten- und Währungsrisiko ihrer Devisenreserven zu reduzieren. Für beides war, ist und bleibt Gold ein sehr gut geeignetes Mittel, wie auch der anhaltende Trend zur Aufstockung der Goldbestände weltweit zeigt.

Der Goldpreis (XC0009655157) ist seit Beginn des Zinserhöhungsreigens, dessen Tempo vor allem von der US-Notenbank bestimmt wird, spürbar gefallen.

Im Vergleich zu dem Verlust des DAX, der im 1. Halbjahr 2022 rund 20 % fiel, ist der Rückgang beim Goldpreis in US-Dollar von 1.829 Dollar am 31.12.201 bis auf 1.718 Dollar und damit um 6,1 % relativ gering.

Allerdings sind die Stabilitätserwartungen an Gold schlicht viel höher, da es seit Jahrtausenden als kognitiver Anker in Krisenzeiten fungiert und jeder Preisrückgang eine überproportionale negative Abweichung vom Referenzpunkt darstellt. Dies hat die Verhaltensökonomik vielfach im Rahmen der Prospekttheorie bestätigt. Wenn nun aber die Enttäuschung von Individuen aufgrund ihrer Verlustaversion zu Verkäufen von Gold führt, kann man mit einiger Plausibilität annehmen, dass sich relevante Institutionen wie Zentralbanken dies zunutze machen.

Jüngstes Beispiel hierfür ist die Zentralbank Irlands. Unter der Begründungsflagge der Diversifikation der Devisenreserven hat die irische Zentralbank ihre Goldbestände in den letzten 12 Monaten verdoppelt.

Denn wie bereits andere Zentralbanken, insbesondere in Osteuropa, hat man auch in Dublin Konsequenzen aus der Entankerung der Inflationserwartungen und der zunehmenden negativen Erwartungsdrift nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gezogen.

Die Explosion der Inflationsraten weltweit, welche bereits vor der Corona-Pandemie begann, durch diese verstärkt wurde und nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine einen neuen Höhepunkt erreicht hat, veranlasste die Bank of Ireland, ihren Goldbestand zwischen Anfang Juni 2021 und Ende Juni 2022 von 6 Tonnen auf 12 Tonnen glatt zu verdoppeln.

Parallel dazu wurde der Anleihebestand globaler diversifiziert, was für ein Euro-Mitgliedsland insbesondere die Umschichtung in Nicht-Euro-Anleihen bedeuten dürfte, und es wurde ein kleiner Bestand an Aktien aufgebaut.

Und was ist das Fazit?

Insgesamt ist der Goldbestand Irlands niedrig, und der daraus folgende Basiseffekt erklärt den prozentual großen Erhöhungswert. Allerdings reagiert die irische Zentralbank mit einer Reallokation, die den Abbau des Zinsänderungsrisikos im Fokus hat. Dazu trägt auch Gold bei, welches negativ mit Anleihen korreliert ist.

Des Weiteren tragen sowohl der Goldkauf als auch die Währungsdiversifizierung auf dem internationalen Anleihemarkt dazu bei, das (Klumpen-) Währungsrisiko des Euros etwas zu lindern. Denn wie die Kapitalflucht aus dem Euro in den US-Dollar und den Schweizer Franken zeigt, bezweifeln nicht wenige Investoren die Fähigkeit der EZB unter der Führung ihrer französischen Präsidentin Lagarde, die Geldwertstabilität des Euros zu sichern.

Insgesamt bestätigt der jüngste Schritt der irischen Zentralbank, ihren Goldbestand in 1 Jahr zu verdoppeln, den weltweiten Trend der Zentralbanken, ihre Goldbestände aufzustocken. Die diesbezüglichen offiziellen Begründungen ähneln sehr jenen, welche seit Jahrtausenden genannt werden, um sein Vermögen in Gold und Silber zu halten. Und darin sind sich Privatpersonen in ihrer Gesamtheit trotz aller Aggregationsparadoxa und Entscheidungsanomalien unter Unsicherheit wie Zentralbanken wieder einmal einig!

19.07.2022 - Arndt Kümpel

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht