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Gewinnwarnungen bei Siemens Gamesa schocken niemanden mehr und auch die Aktie von Siemens Energy zeigt sich unbeeindruckt

Bei Siemens Energy läuft eigentlich noch immer alles hervorragend. Die Nachfrage nach nachhaltiger Energie bzw. Lösungen zur Erzeugung eben jener könnte höher kaum ausfallen und die Zahlen entwickeln sich prächtig. Einziges Sorgenkind ist und bleibt die Windkrafttochter Gamesa, welche kürzlich mal wieder schlechte Neuigkeiten mitzuteilen hatte.

Einmal mehr musste Siemens Gamesa SSGRE den Ausblick für das Gesamtjahr nach unten korrigieren. Begründet wird das mit Qualitätsmängeln bei einigen Komponenten und daraus resultierenden Kosten in Millionenhöhe. Auch das haben Anleger nicht zum ersten Mal gehört und die Reaktion an den Börsen fällt erstaunlich entspannt aus. Bei einem Blick auf die Charts von Siemens Energy (DE000ENER6Y0) und Gamesa fällt kaum auf, dass es schon wieder eine Gewinnwarnung gegeben hat.

Mit einer solchen scheinen die meisten also schon fest gerechnet zu haben. Zwar hat Siemens Energy bereits große Änderungen für die kriselnde Tochter angekündigt und einiges davon bereits in die Wege geleitet, etwa die vollständige Übernahme. Doch wird es natürlich eine ganze Weile dauern, bis sich dies auch bei den tatsächlichen Zahlen bemerkbar machen wird. Da machen sich die Anteilseigner keine falschen Illusionen und völlig zu Recht wird für 2022 und 2023 noch eher mit Schwierigkeiten bei Gamesa gerechnet.

Zu hoffen ist, dass bei Gamesa einmalige Belastungen in Zukunft seltener werden. Die haben die Ergebnisse im vergangenen Jahr über Gebühr belastet. Im aktuellen Fall sollen die Abschreibungen sich Medienberichten zufolge auf etwa 470 Millionen Euro belaufen. Im vergangenen Geschäftsjahr belastete der Abschied aus Russland die Bilanzen stark. Sollten derartige Faktoren in Zukunft nicht mehr vorkommen oder zumindest seltener werden, gibt es zumindest Mittelfristig die Aussicht darauf, dass das spanische Unternehmen eines Tages auch wieder Gewinne erzielen könnte.

Siemens Energy kann punkten

Das ziemlich genaue Gegenteil zeigt sich derzeit beim Mutterkonzern Siemens Energy. Jener blickte im vergangenen Geschäftsjahr, welches im September endete, auf durch die Bank hervorragende Ergebnisse. Sowohl Margen als auch Cashflow sprengten die Erwartungen der Analysten, die entsprechend ihre Kursziele teils deutlich nach oben korrigierten. Seit dem Herbst geht es nun auch mit der Aktie kräftig in die Höhe.

Bis auf rund 10 Euro ging es mit der Siemens Energy-Aktie im Jahr 2022 in die Tiefe und die Probleme bei Gamesa waren dafür einer der hauptsächlichen Faktoren. Vollkommen im Griff hat man die Lage wohl noch nicht. Allerdings wurden in den Augen der Anleger die richtigen Schritte in die Wege geleitet, was den Weg in Richtung Norden freiräumte. Der Kurs von Siemens Energy ist mittlerweile auf 19,14 Euro angeschwollen und blickt damit auf Zugewinne von fast 90 Prozent in nur ein paar Monaten.

Lohnt sich die Geduld?

Nun braucht es nicht viel Fantasie, um hier weiteres Aufwärtspotenzial zu erkennen. Sollten bei Gamesa irgendwann auch die Zahlen überzeugen können und nicht nur gute Hoffnungen die Anleger bei Laune halten, würde das auch der Mutter Siemens Energy zu weiterem Aufwind verhelfen. Es lässt sich aber auch darüber streiten, ob ein solches Szenario bei den steilen Zugewinnen der letzten Monate nicht schon eingepreist wurde.

Als Stolperstein könnten sich nachlassende Energiepreise erweisen. Noch sind Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energie schwer gefragt und Grund zur Sorge gibt es mit Blick auf Siemens Energy nun wirklich nicht. Doch je billiger der Strom ist und bleibt, desto wahrscheinlicher ist es grundsätzlich, dass Unternehmen noch einmal ganz genau nachrechnen werden. Im Hinterkopf behalten dürfen Anleger das in jedem Fall, persönlich würde ich mir darüber aber nicht den Kopf zerbrechen. Mit Blick auf die beschleunigte Energiewende in Europa dürften die Dienste von Siemens Energy auf absehbare Zeit schwer gefragt bleiben und selbst bei Gamesa gibt es noch so manche Chance zu entdecken.

24.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler